Steifende Bedeckung von Asellus Borealis am 14.9.2020


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Am 14.9.2020 gab es eine Streifende Sternbedeckung des 4,7 mag Sterns Asellus Borealis. Es handelt sich dabei um einen der helleren Sterne im Sternbild Krebs. Er befindet sich direkt nördlich von der Krippe/M44.


Stefan Binnewies gelang eine Aufnahme der Konjunktion, welche die Stimmung gut wiedergibt.

Die Geometrie war schlichtweg optimal. Der Mond war eine schmale Sichel nur wenige Tage von Neumond entfernt. Am Morgenhimmel sollte er während der Bedeckung etwa 30 Grad hoch am Morgenhimmel stehen.
Der Abstand von der Sichel war so groß das dieses Ereignis mit dem Fernglas sichtbar sein sollte. Der September ist in Deutschland statistisch der Monat mit den meisten Schönwettertagen und genau zur Monatsmitte bildete sich eine stabile Hochdruckwetterlage heraus.


Die Grazeline sollte nördlich von Trier über Wetzlar nach Sachsen verlaufen. Trier stand schon lange auf der Zielliste für eine Städtetour und so wurde die streifende Sternbedeckung mit einem Besuch der Stadt verknüpft. Besucht wurde ebenfalls Sebastian Voltmer der etwa eine Stunde südlich der Grazeline wohnt und dort das Weltraumatelier Nohfelden betreibt: https://apollo-13.eu/

Bei klaren Himmel fuhren wir schon um Mitternacht zum Beobachtungsort bei Steinigen/Mehren. Westlich des kleinen Dorfs gab es eine kleine Straße die vertikal zur Grazeline verlief. Sie kreuzte die von Eberhard Riedel errechnete Ideallinie so das wir nördlich und südlich passende Positionen finden konnten.


Blick von Station-2 nach Süden


Blick von Station 3 nach Norden.


Insgesamt war der Einsatz von 6 Stationen geplant von denen 5 einwandfrei funktioniert haben. An den beiden Hauptstationen kam ein Teleskop + PC + Webcam zum Einsatz. Die Nebenstationen wurden mit Fotoobjektiven abgedeckt, die mit Watecs oder DSLRs kombiniert wurden. Die folgenden 6 Bilder zeigen die 6 Stationen mit ihren Positionen und die verwendete Ausrüstung.


Zur Nachführung wurden bei den Nebenstationen 1, 2, 5 und 6 einfache Fotomontierungen verwendet. Die Zählung der Stationen erfolgte von Nord nach Süd. Station 1 war also am nördlichsten und stand oberhalb der Autobahnunterführung.

Die beiden Hauptstationen 3 und 4 lagen direkt an der Optimallinie. Hier wurde auch visuell beobachtet. Verwendet wurde dazu ein 8 Zoll Reisedobson.


Station 5 hat leider während der Bedeckung den Betrieb eingestellt. Das war jedoch nicht schlimm da Station 4 und 6 relativ dicht beieinander standen.

Der Himmel war südlich des Sternparks Eifel sehr dunkel. Am Anfang störten ein paar horizontnahe Wölkchen doch der Mond lief sich frei. Zusammen mit der Venus bot er einen tollen Anblick.



Nach der Zeitmessung wurde Station-2 beim ersten Kontakt später verfinstert als Station-1. Das ist nicht plausibel. Irgendwo muss es einen kleinen Fehler in der Zeitnahme geben.
Vielleicht liefen die Uhren im Recorder im ausgeschalteten Zustand nicht genau. Das Abfilmen der DCF-Uhr erfolgte 2 Stunden vor dem Graze. Danach wurden die Recorder abgeschaltet um Strom zu sparen. Das geplante erneute Abfilmen der DCF-Uhr nach den Graze wurde leider vergessen. Daher sind die absoluten Zeiten der ersten beiden Stationen unsicher. Der relative Versatz ließ sich jedoch über das Mondprofil abschätzen. Demnach ist bei den folgenden Werten für Station 1 etwa eine Sekunde gegenüber UT zu addieren, während bei Station 2 gegenüber UT eine Sekunde abzuziehen wäre. Für die folgenden Grafiken wurden aber noch die Originalmesswerte verwendet.

Bein Vergleich mit dem LRO-Mondrand-Profil bei Occult fand sich für Station 1 eine perfekte Übereinstimmung. Die 4 kleinsten Täler sind mit Ausrufezeichen markiert und alle exakt nachvollziehbar!



Bei Station-2 gab es interessante Abweichungen. Lösung 1 wäre passend, wenn man das Profil auf die gemessene Gesamtlänge abstimmt. In diesem Fall fehlt aber die kleine Bergspitze zwischen den beiden ersten roten Ausrufezeichen.

Bei Lösung 2 wurde das Profil nach Süden verschoben. Nun passt die Lösung besser zu den Tälern aber die gemessene Verfinsterungsdauer ist zu kurz und es gibt eine markante Abweichung beim vorletzten Tal.





Das Problem mit der falschen Breite des vorletzten Tals setzt sich bei Station-3 weiter fort. Die Zeitnahme erfolge durch abfilmen einer DCF-Uhr. Am dichtesten an UT war die Uhr von Station 3 die lediglich 0,5s nachging.






Station-4 war die Station mit den wenigsten Kontakten. Beim letzten Tal gibt es eine kleine Abweichung.





Bei Station 6 fehlt eine kleine Bergspitze die mit einem roten Ausrufezeichen markiert ist. Ansonsten wurden die sehr kleinen Täler zu Beginn und Ende bemerkenswert genau gemessen!


Die Kombination der 5 Messkurven zeigt folgendes Bild.

Die relativen Abstände am Boden lassen sich im Mondprofil gut wiederfinden.


Neben dem Profil aus der Software Occult, gab es auch noch die Prognose mit der Software Grazeprep.


Die prognostizierte Finsternisdauer mit 101,7s passt sehr gut zur Station-3 und Station-3 lag auch nur minimal nördlich der Gelben Prognoselinie. Nicht so gut passen die Kontakte.
Die linke Tabelle zeigt die Prognose und die rechte Tabelle die realen Messwerte


Station-2 würde vom Profil besser zu den Prognosewerten passen, liegt aber auch nicht perfekt und ist mit 97s zu kurz. Vielleicht lag die Abweichung daran, dass für eine Höhe von 508m gerechnet wurde. Das passt auch gut zum GPS-Wert, doch nach der Karte unter https://www.mapcoordinates.net lag der Standort etwa 50m tiefer. Die Straße in Richtung Unterführung leicht abschüssig. Zwischen den 6 Standorten gab es dadurch eine Höhendifferenz von etwa 10m. Gegen einen Einfluss der Höhe spricht allerdings die Mondposition im Osten. Anders als bei einer Mondposition im Süden werden im Osten die Schatten der Mondberge nicht perspektivisch verlängert.

Ein interessante Detail war die Helligkeitsstufe, die beim Eintritt des Sterns in den Mondschatten mehrfach zu sehen war.


Die Hauptkomponente von Asellus Borealis ist ein sehr enger Doppelstern. Insgesamt wäre es dann ein 4-fach System, denn 2 andere, weiter entfernte Komponenten
sind in der Software Occult beschrieben. Die 2. Hälfte der Hauptkomponente soll nur 0,1" entfernt sein, bei einem Positionswinkel von 90 Grad.

Sebastian Voltmer kombinierte die 5 Videos so, dass sie parallel im direkten Vergleich angeschaut werden können. Alle 5 Stationen decken zeitgleich den Verlauf von 4:00 bis 4:02:20 ab. Es lohnt sich das Video mehrfach anzuschauen und dabei wechselnd auf eine Station zu konzentrieren.

Zum Abschluss ein Bild der zufriedenen Beobachter mit ihrer Ausrüstung in der Morgendämmerung:

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