Die ISS mit der Webcam

Die Beobachtung künstlicher Satelliten gehören eigentlich nicht zu den Zielen der astronomischen Wissenschaft. Trotzdem haben einige Amateure in diesem Bereich schon erstaunliche Ergebnisse erzielt. Einige ihrer Aufnahmen von Spionagesatelliten sollen angeblich sogar schon bei den Geheimdiensten für Aufregung gesorgt haben.
Der größte und interessanteste künstliche Satellit ist allerdings die Internationale Raumstation (ISS). Wegen ihrer geringen Höhe von ca. 400 km bewegt sie sich jedoch sehr schnell über den Himmel. Genaue Angaben wann und wo sie zu sehen ist erhält man unter http://www.heavens-above.com/. Durch die rasche Bewegung ist die ISS nicht einfach zu fotografieren. Um Details erkennen zu können benötigt man eine recht hohe Vergrößerung, dadurch wird das Gesichtsfeld jedoch sehr klein. Optimal wäre daher eine schnelle automatische Nachführung auf die Raumstation. Dies ist aber mit einem beträchtlichen Aufwand verbunden. Alternativ kann man versuchen viele Aufnahmen anzufertigen und per Hand durch den Sucher nachzuführen. Die Chance ist groß, dass die ISS zumindest hin und wieder durch das Bildfeld flitzt. Die untere Aufnahme ist so entstanden. Von 2800 angefertigte Bildern lagen 15 im optimalen Zeitfenster und zeigten die Raumstation in akzeptabler Schärfe. Nur 5 Bilder konnten wirklich verwendet werden. Die Bilder entstanden mit einer Webcam 'PhillipsToUCam Pro 740' durch einen 120/1000 mm Refraktor. Die Bildrate lag bei 20 pro Sekunde Verschlusszeit bei 1/250 und die Verstärkung bei 1/5. Zur Eichung der Einstellungen erfolgte am Polarstern. Wenn er grade an der Sichtbarkeitsgrenze liegt, so sind die Webcamparameter optimal eingestellt. Zum Aufnahmezeitpunkt war die ISS etwa 600 km entfernt. Die Größenverhältnisse sind etwa so, als ob man von München aus ein Reihenhaus in Hamburg beobachtet. Es ist schon erstaunlich, dass unter diesen Bedingungen überhaupt etwas zu erkennen ist. Die besten Amateuraufnahmen sind dennoch etwa 5 bis 10 mal schärfer als diese Fotos!
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Die eigentlich sehr markanten und hellen Sonnensegel sind auf diesem Bild nicht zu sehen. Während der Beobachtung stand die ISS etwa 45 Grad über dem nördlichen Horizont. Die Sonne war etwa 2 Stunden zuvor im Nordwesten untergegangen. Weil die großen Solarpaneele direkt auf die Sonne nachgeführt werden, fiel der Blick auf die unbeleuchtete Rückseite. Der Turm an dem die Paneele befestigt sind ist jedoch gut zu erkennen. Die im Mittelteil montierten, nicht nachgeführten russischen Sonnensegel sind als diffuse Halo zu erahnen. Von den 3 großen Stationsmodulen ist das US-amerikanische am lichtschwächsten. Die beiden russischen Module sind wegen ihrer Sonnenpaddel etwas heller.
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Um die Ergebnisse weiter zu verbessern ist es notwendig die Aufnahmebrennweite zu erhöhen. Dadurch ergeben sich jedoch einige Nachteile. Das Gesichtsfeld wird viel kleiner und dadurch wird die Anzahl der Bilder auf denen die ISS erscheint geringer. Gleichzeitig muss die Verstärkung der Webcam erhöht werden, was das Signal-zu-Rauschverhältnis deutlich verschlechtert. Die nachfolgende Aufnahme entstand bei einer Brennweite von etwa 2 Meter bei 1/500 sec und einer Verstärkung von 80%. Leider waren nur 3 Rohbilder verwendbar. Eine größere Optik würde durch ihre höhere Lichtstärke die Qualität deutlich verbessern.
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- ISS vor der Sonne



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Sichtbarkeit der ISS und anderer Satelliten