Der Leonidensturm vom 18.11.1999!
Zur Beobachtung dieses Sternschnuppenstroms bin ich am 18.11.99 mit zwei Vereinskollegen nach Südfrankreich aufgebrochen. Die fast 1000 km lange Fahrt endete etwa 50 km nordöstlich von Aix-en-Provence. Der Aufwand hat sich gelohnt. Während der gesamten Nacht herrschten optimale Bedingungen - die Luft war sehr trocken und es ließ sich kein Wölkchen blicken. Allerdings lagen die Temperaturen unter der 0-Grad-Grenze und es wehte ein eisiger, fast stürmischer Wind.
Mit dem Aufgang des Radianten wurden auch die ersten Leoniden sichtbar. Das Maximum der Tätigkeit lag etwa zwischen 2:30 und 3:30 MEZ. Zeitweise fegten die Meteore im Sekundentakt über dem Himmel. Es gab kaum einen Augenblick an dem keine Schnuppe zu sehen war - ein spektakulärer Anblick! Die individuelle unkorrigierte HR lang klar über 2000. In einzelnen Peaks wurde auch die 3000-Grenze überschritten. Genaue Angaben sind allerdings schwierig. Nur am Anfang gab es eine koordinierte Zählung. Mit der Entwicklung zum Sturm sind auf dem parallel laufenden Tonband nur noch Laute wie 'ui, ui, ui', 'mein Gott', 'Wahnsinn' und 'Boah' zu hören.
Zum Glück gelang es unserem Mitbeobachter Ralph Muth einen kühlen Kopf zu bewahren. Ihm ist die unten abgebildete Statistik zu verdanken.
Die Mehrzahl der Meteore hatte 1 bis 3 mag. Dabei gab es jedoch Schwankungen im Minutenabstand. Manchmal war nur eine Serie schwacher Schnuppen zu sehen.
Die relativ geringe Helligkeit führt bei der Fotografie zu Problemen. Selbst eine visuell recht eindrucksvolle Sternschnuppe ergibt wegen der kurzen Sichtbarkeit/Belichtung auf dem Film nur eine schwache Spur!
Trotzdem sind auf der unteren Aufnahme 5 Spuren zu sehen. (Wem es schwer fällt sie zu finden, der kann durch anklicken eine Version laden, auf der alle Meteore makiert sind (33 kb)).
Der Löwe gehört zu den wenigen Sternbildern, bei denen sich die Namensentstehung gut nachvollziehen läßt! Zur besseren Orientierung wurden auf dem Bild die wichtigsten Sterne mit blauen Linien verbunden. Die trapezähnliche Region links unten bildet den Körper, der Bogen rechts oben bildet den Kopf. Zusammen ergibt dies mit etwas Fantasie die Form eines liegenden Podest-Löwen oder einer Sphinx. Der rote Kleks in der Nähe des Löwenhals makiert den Radianten. Ihm verdanken die Leoniden ihren Namen. Aus diesem Punkt scheinen alle Meteore zu strömen.
Um dies noch besser zu verdeutlichen, wurden auf der unteren Bild die Spuren mehrerer Aufnahmen passgenau zu einem Mosaik addiert.
Nach hinten verlängert, hat jedes Meteor seinen Ursprung im Radianten (37 kb)!
Auf den Originalabzügen zeigen die hellen Schnuppen deutlich Farben. Am Anfang ist jede Spur blau, im Mittelbereich gelb und am Ende rötlich.
Neben vielen schwachen Meteoren gab es auch ein paar helle Feuerkugeln. Bei mindestens vieren war die Rauchspur über längere Zeit sichtbar. Eine dieser Feuerkugeln wurde auf etwa 50 bis 100-fache Venushelligkeit geschätzt. Sie erschien um 2:56 MEZ etwa 20 Grad über dem südöstlichen Horizont. Die nachglühende Rauchspur zergliederte sich in mehrere Abschnitte und zeigte rote bis violette Farben. Auf der unteren Aufnahme ist deutlich zu sehen wie gegenläufige Höhenwinde in den verschiedenen Atmosphärenschichten die Wolkenspur langsam verformen. Auf der Animationsseite kann ein *.avi-File geladen werden (952 kb) das die Entwicklung
noch besser verdeutlicht. Durch Anklicken der unteren Aufnahme wird eine besser aufgelöste Version der Rauchspur geladen, die zeitgleich mit einem Normalobjektiv auf SW- Film entstanden ist!
Zum Abschluß dieser einmaligen Beobachtungsnacht gab es gegen 5:06 MEZ noch eine weitere, nur wenig schwächere Feuerkugel. Die Höhenwinde verformten ihre Rauchspur zu einem liegenden 'Y' (19 kb).