Was am Taghimmel so geht....



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Die Venus erreicht im Idealfall eine Helligkeit von -4,3 mag. Dies ermöglicht sogar eine Sichtbarkeit am Tage. Allerdings benötigt man dazu gute Augen und eine extrem transparente Luft. Derartige Bedingungen herrschen am ehesten im Hochgebirge. Aus den Alpen sind mehrere Beobachtungen mit freien Auge am Taghimmel bekannt. Unter Idealbedingungen sollen Beobachter mit besonders scharfen Augen sogar schon die Sichelform der Venus erkannt haben. Dies ist mit freien Auge nur am Taghimmel möglich, da es in der Dämmerung zur Überstrahlung kommt. In kleineren Fernrohren kann auch Merkur am Taghimmel aufgesucht werden. Folgende Aufnahme ist mit einem 5 Zöller entstanden.
merkur.jpg

Am 19.6.2005 gab es in München einen Tag mit extrem guter Transparenz. Merkur und Venus wurden mit dem 80cm Spiegelteleskop der VSW München aufs Korn genommen.
6me19d6.jpg

Die schwachen Merkur-Strukturen wurden erst nach einer extremen Schärfung sichtbar, so dass sich nur schwer abschätzen läßt, wo die Artefaktgrenze liegt. Zur Sicherheit wurde mit einem Grafikprogram ein ähnliches Phasenbild erstellt, unscharf gerechnet und analog verarbeitet. Auf dieser Simulation waren keine Strukturen zu sehen! Außerdem scheint es zwischen meinem Bild und dem zeitgleichen Foto von Mario Weigand einige Ähnlichkeiten zu geben. Dies bestärkt den Verdacht, dass zumindest einige Details tatsächlich real sein könnten.
6ve19a3.jpg
Venus stand zu dieser Zeit kurz vor der oberen Konjunktion und erschien rundlich.

veme05a.gif

Wenige Tage später, am 27.6. gab es eine sehr enge Begegnung von Venus und Merkur. Die beiden Planeten standen nur 4 Bogenminuten voneinander entfernt. Der 80cm Spiegel der VSW München hat 8 m Brennweite. Daher ließen sich die Planeten nicht mehr auf dem winzigen Webcamchip vereinen. Es wurde nochmal zur chemischen Ausrüstung gegriffen und die alte Spiegelreflex an das Teleskop geschnallt.
Im einstündigen Abstand wurden 2 Fotos geschossen und zu dem obigen Animated-Gif kombiniert. Wenn man genau hinschaut ist die Sichelform des Merkur zur erkennen. Beim ersten Bild war das Seeing besser und die Form deulicher zu sehen.

6tag19.jpg

Nach Merkur wurde noch probiert ob sich auch helle Sterne am Taghimmel nachweisen lassen.
Als erstes wurde mit dem 80 cm Teleskop der 1,6 mag helle Doppelstern Castor angefahren. Zum Beobachtungszeitpunkt um 19:42 MEZ lag die Sonnenhöhe bei 4 Grad. Der Abstand zwischen Sonne und Stern hat nur 24 Grad betragen. Der Hintergrund war deutlich aufgehellt. Dennoch gab es eine Reserve von mind. 2mag. Vermutlich wären auch Sterne mit 4 mag noch sichtbar gewesen.
Als nächstes stand Mizar auf dem Programm. Durch den Sonnenabstand von 63 Grad war der Hintergrund deutlich dunkler. Mizar ist ein Doppelstern mit 2,4 und 4 mag. Aus dem deutlichen Kontrast zum Himmel ließ sich abschätzen, dass an dieser Stelle vermutlich auch noch Sterne mit 6 mag möglich gewesen wären.
Das sich am Taghimmel durchaus 6 mag erreichen lassen zeige sich bei Epsilon Lyrae. Als dieser Doppelstern eingestellt wurde, stand die Sonne noch 1,5 Grad über dem Horizont. Trotzdem waren die Komponenten mit je 5,1 mag und 5,4 mag sowie 5,1 mag und 6 mag eindeutig zu erkennen. Wegen des Sonnenabstandes von 116 Grad war der Himmel schon recht dunkel. Vermutlich wären auch noch Sterne mit 7 mag gut machbar gewesen. Der testweise Einsatz eines Rotfilters brachte keine Verbesserung. Die Erhöhung des Kontrastes wurde wohl durch die Verringerung der Lichmenge kompensiert.
Der blaue Himmel wird durch Streuung des Lichtes an den Luftmolekühlen verursacht. Durch die Streuung ist das Licht polarisiert. Dabei gibt es ein Maximum im Sonnenabstand von 90 Grad. Eventuell könnten später einmal Experimente mit einem Polfilter lohnend sein.




Nachdem bei guten Seeing die 4 Sterne von Epsilon Lyrae problemlos mit der Webcam fotografiert werden konnten, stellte sich die Frage ob nicht eventuell auch die Fotografie eines echten Deep-Sky-Objektes am Taghimmel möglich sein könnte. Der Orionnebel ist in der Literatur mit 4 mag verzeichnet, während die schwächste Komponente von Epsilon Lyrae lediglich 6 mag besitzt. Natürlich ist bei einem derartigen Experiment auf einen optimalen Sonnenabstand zu achten. Am 19.3.2006 um 17:55 MEZ stand die Sonne noch 4 Grad über dem Horizont während M42 grade den Meridian passierte. Leider war auch bei 900 gemittelten Webcambildern mit je 1/15 sek vom Nebel nichts zu sehen. Selbst ein vorgeschalteter OIII-Filter brachte kein Ergebnis. - Aber immerhin ist ein schönes Bild vom Trapez entstanden. Die schwächste Komponente des 4-fach-Sternes hat 8 mag und ist momentan der private Grenzgrößenrekord für eine Tageshimmelsfotografie.

tagtrapez.jpg

Offen ist die Frage, ob mit einem schmalbandigen Nebelfilter wie ihn die Profis verwenden, nicht doch eine erfolgreiche Taghimmel-Orionnebelfotografie möglich sein könnte.


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