In den letzten Jahren gab es einige Programme zur Identifizierung
besonders weiter Gravitationslinsen.
Gravitationslinsen mit großem Abstand benötigen besonders
massereiche Galaxienhaufen. Über die Linsung läßt sich einiges über
die Verteilung der Dunklen Materie im Haufen lernen.
Lange Zeit war SDSS J1004+4112 mit 14,62 Bogensekunden
der Rekordhalter. Eine Neuentdeckung mit 20 Bogensekunden
ist in der Fachwelt noch umstritten.
SDSS J1004+4112 steht im UMA und läuft für Deutschland
strategisch günstig durch den Zenit. Die 4 Komponenten
liegen zwischen 18,7 und 20,6 mag bei z=1.734.
Davor steht ein linsender Galaxienhaufen mit ca. 21 mag bei z=0,68.
Auf dem Palomar Sky Survey sind nur die beiden
hellsten Komponenten der Linse gut zu erkennen,
der Rest ist zu erahnen. Dabei ist der POSS2
kaum deutlicher als der POSS1.
20mag sind in der lichtverseuchten münchener Innenstadt
nur schwer zu erreichen. Doch am 13./14.2.06
gab es eine günstige Kombination von Föhntransparenz,
Zenitnähe und fehlenden Mond, so das ein Versuch lohnenswert schien.
Tatsächlich gelang es alle 4 Komponenten aus den Daten
herauszuquetschen. Die Komponenten A und B
mit nur 3,73 Bogensekunden Abstand konnten getrennt werden.
Im Zentrum ist sogar die größte
der linsenden Haufengalaxien zu erahnen.
Lohneswerte Literatur zu Thema befindet sich unter:
adsabs.harvard.edu/cgi-bin/bib_query?2004ApJ...605...78O
adsabs.harvard.edu/cgi-bin/bib_query?2004AJ....128.2631W
arxiv.org/PS_cache/astro-ph/pdf/0312/0312427.pdf
Aus den oben zitierten Arbeiten stammt die folgende Grafik.
Die Licheffekte bei SDSS J1004+4112 eignen sich gut
zur Simulation der Masseverteilung im linsenden Galaxienhaufen.
Aus den Simulationen ließ sich auch ableiten, dass die 4 sichtbaren
Bilder des gelinsten Quasars Segmente von Einsteinbögen sind,
die jedoch für die Fotografie zu schwach sind.
Bei der Bearbeitung des Bildes von SDSS J1004+4112
ist aufgefallen das auf meinem Bild
die Komponente D heller ist als die Komponente C.
Auf der Subaru-Aufnahme ist es genau umgekehrt.
An den unterschiedlichen Detektoren kann es nicht liegen,
da ja die spektralen Eigenschaften aller Linsenbilder
identisch sein sollten. Der Quasar ist zeitlich
variabel. Durch den unterschiedlich langen Lichtweg
ist mal die eine und mal die andere Komponente heller.
2016 bekam ich von Willi Wacker den Hinweis das es inzwischen
ein HST-Foto des Quasars gibt. Willies Aufnahme gibt es unter
http://www.starwack.de/j1004+4112.htm
Die HST-Aufnahme ist recht aufschlussreich. Demnach
ist die in der Mitte liegende Galaxie eine 5. Komponente
der Gravitationslinse. Es handelt sich also um einen 5-fach-Quasar.
Die postulierten
Einsteinbögen sind vorhanden aber schwierig zu erkennen.
Im Umfeld gibt es noch eine gelinste Galaxie mit Supernova.
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