Namibia 2018



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Wir sind am 12.7. eingetroffen und die Tage vom 14. bis zum 22.7. lag ich kranheitsbeding meist erschöpft im Bett und konnte allenfalls wenige Stunden pro Nacht beobachten. So gab es auch auf dem Gamsberg nur eine eingeschränkte Einsatzfähigkeit. Am 17.7. ging es endlich los zum 2300m hohen Tafelberg. Die Fahrt ist an sich schon ein Erlebnis und wird daher auch als Tagestour angeboten.

Unterwegs wurden ein paar Tiere  gesichtet. Bei einem Zwischenstopp auf einer Farm gab es ein zahmes Erdmännchen zu sehen. Bei der Auffahrt flüchteten ein paar Perlhühner vor dem Auto. Einige Affen und ein kleiner Steinbock betrachtete neugierig unser Fahrzeug.

Die Auffahrt erfordert einen erfahrenen Fahrer und ist normalerweise gesperrt. Der Weg ist sehr schlecht und nur im Schrittempo zu bewältigen. An besonders schwierigen Stellen muss schon mal die Straße etwas nachgebessert werden.

Mit zunehmenden Anstieg wird man mit einer fantastischen Aussicht belohnt.

Blick von der Abbruchkante  in Richtung Osten.

Auf dem Plateau stehen mehrere Hütten die früher dem MPI gehörten und heute von der IAS genutzt werden. Es gibt keine 220V und nur Regenwasser das in Tanks aufgefangen wird. Die Hütten werden unterschiedlich genutzt. Sie sind  Lager oder Unterkunft, Dusche oder Sternwarte.

Die Betten waren ausreichend bequem. Decken und Schlafsäcke mussten mitgebracht werden.

Wir waren gut vorbereitet und hatten für 12V passende Laptopnetzteile und Akkulader dabei. Für die 4 Tage lohne es nicht die Trinkwasseraufbereitung einzuschalten. Bei dem kühlen Wetter waren die eigenen Vorräte ausreichend.  

Die erste astronomische Beobachtung war der Sonnenuntergang von der Westkante des Plateaus.

Die Horizontlinie läuft minimal über dem Gebirge. Vermutlich reicht der Blick bis aufs Meer.

Der Weg von etwa 2km ist mit Felsbrocken übersäht und bei schlechten Licht gefährlich zu laufen.  

Die Vegetation auf dem Berg ist eher spärlich. Die dominierende Pflanze heißt Euryops walterorum. Sie gilt als der  charakteristischen Endemit des Großen Gamsbergs. Die Pflanze gibt es nur in Namibia. Trotz ihrer etwas ledrigen Blätter und des holzigen Stamms zählt sie zur großen Familie der Korbblütler, ist also mit Margerite und Gänseblümchen verwandt.  

Die Botanik des Gamsbergs gilt als gut untersucht. Die rotblättrige Pflanze auf dem letzten Bild wird unter http://www.hakos-astrofarm.com/gb_botanik_d.htm jedoch nicht zitiert.


Die Halsentzündung war auch während der Fahrt zum Gamsberg noch nicht besser sondern schien sich weiter zu verschlimmern. Die wichtige Rolle des ´Nachtassistenten´ bei der Planetenfotografie übernahm Martin Rietzel. Er war mitgekommen um den dunklen Himmel am Gamsberg zu erleben, der als einer der besten Astrostandorte der Welt gelten kann. Aufnahme, Filterschieber, Schärfekontrolle am Bildschirm und Fokusierung am Okularauszug sind für eine einzelne Person schwierig, aber im Duo gut zu packen. Für die Planetenfotografie wurde ein 71cm Spiegel auf einer englischen Rahmenmontierung verwendet. 

Trotz f/3.3. war die Optik perfekt kollimiert und Fehlerfrei. Sie zeigte am Planeten ein perfektes Bild. Schwierig war der Wind. Eine Rolldachhütte ist für so ein großes Instrument keine gute Lösung. Obwohl die Montierung in sich stabil ist, gelingt es dem Wind eine Eigenschwingung zu induzieren die sich hochschaukelt und die Aufnahmen beeinträchtigt. Nach dem von den 5 geplanten Nächten 2 weggefallen waren verlängerten wir eine Nacht und hatten insgesamt 4 mal die Chance auf einige windstille Stunden. Tatsächlich hatten wir in der 3. Nacht Glück und sahen einen perfekten Mars.

Auch die anderen Planeten wurden dokumentiert. Es gab einen Planetenreigen der ab der Dämmerung abgefahren werden konnte.

Merkur war gut sichtbar aber als schmales Sichel wenig interessant. Venus konnte 4 Tage im UV aufgenommen werden.  


Jupiter hatte nur eine Nebenrolle, doch am 17. und 19.7. sind auch vom Riesenplaneten  brauchbare Bilder entstanden. 

Das Bild von 18:30 UT ist als Farbbild für die Weiterverarbeitung geeignet. Die Strukturen an den Polen erscheinen bläulich. Diese Farbgebung findet sich auch auf den Bildern der Juno-Mission.

Von der Erde aus ist die blaue Farbe weniger intensiv. Durch die Seitenansicht ist der Lichtweg durch die Jupiteratmosphäre länger und das Blau wird stärker rausgestreut. Dennoch ist es in der Polarprojektion immernoch sichtbar.


Auf der Juno-Seite fand sich unter https://photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/PIA22428 ein Bild der Nordhalbkugel das nur 4 Tage zuvor aufgenommen wurde und sich für einen Vergleich eignete. 

Bei genauen Hinschauen lassen sich zahlreiche Strukturen wiederfinden.



Für eine komplette Karte haben die beiden Aufnahmen vom 17. und 19.7. leider nicht ausgereicht.

Es gab zwar auch ein Bild vom 18.7. mit dem GRF, aber die Qualität ist deutlich schlechter.

Bei den Methanbildern gab es leider nur ein Foto das zu einer Karte verarbeitet werden konnte.

Interessant ist der Südpol der fast zeitgleich im Methanband von der Raumsonde Juno fotografiert wurde. Zunächst gab es bei den Zentralmeridianten keine Überlappung. Die Juno-Aufnahme enstand bei ZMII 208.

Doch dann fanden sich doch noch ein paar Bilder von Gerlald Eichstädt die zumindest einen ähnlichen ZM besitzen. Da die Juno-Sonde näher am Planeten steht, ist ihre Perspektive komplett ander. Dadurch ist es schwierig die Karten aufeinander zu projezieren. Gut belegen lassen sich einige Wellen am Rand der Methanhaube, das direkt angrenzende dunkle Band und  einige Stürme in größeren Abstand.



Bei Saturn war im Frühjahr der größte Sturm seit mehreren Jahren ausgebrochen. Er zeigte sich wärend unseres Besuches in Namibia in voller Pracht. Ein weiterer kleiner Sturm ist am Äquator zu sehen.

Neben der Encke-Teilung sind Substrukturen im A, B und C-Ring zu sehen. 

Das Hexagon am Pol wurde in den letzten Jahren gut dokumentiert und ist auf den Cassinibildern häufig zu sehen.

In Namibia ließ es sich in der Polarprojektion gut nachweisen.

Die Entstehung des Hexagon ist rätselhaft. Es gibt mehrere Theorien. Plausiebel scheint ein Resonanzphänomen über Dichtewellen. Sowas ließ sich im Labor simulieren. Dabei bewegen sich 2 Flüssigkeiten gegneinander.






 Das Hexagon rotiert exakt mit der Geschwindigkeit des Magnetfeldes (System-III) Bei einem Kartenvergleich mit einer Amateurafnahme von Fernando Correa die exakt 4 Wochen später entstand, ist die Drift des Sturms relativ zum Hexagon gut sichtbar.


Mars war das Ziel mehrerer Experimente. Es wurde getestet ob sich im IR und Methanband die Transparenz verbessern lässt und ob der Staubsturm das Licht polarisieren kann. Primärziel war die Erstellung einer Marskarte. Dabei kamen über die 3 Wochen unterschiedlichste Geräte zum Einsatz.

Phobos war so gut zu sehen, dass mit ihm schon mal die Optik justiert werden konnte.


Im Vorfeld gab es Überlegungen nach denen bei perfekten Seeing eventuell Verfinsterungen von Phobos sichtbar sein könnten.

Tatsächlich gelang es am 13.7.2018 so ein Ereignis aufzuzeichnen. Natürlich ist der der Mars völlig überstrahlt und Phobos verschwindet erst kurz vor der Kante des Planeten.



Wegen des abflauenden Staubsturms war die Transmission sehr schlecht. Im Blau und Grün war kaum was zu sehen. Bei höheren Wellenlängen verbesserte sich die Situation. Optimal war es im IR, besonders wenn ein Methanbandfilter eingesetzt wurde.
 

Aus den Bildern wurde eine Karte erstellt:

Aus der Karte wurde von Sebastian eine tolle Rotationsanimation erstellt:






Diese Karte eigenet sich zu einem Vergleich mit den Ergebnissen von der letzten idealen Marsopposition 2003 .
 


Im Detail kann man erkennen, dass besonders niedrige Regionen auffällig hell sind. Der höherenLuftdruck ermöglich es den Staub länger zu halten. Affällig ist das besonders bei Hellas, Agyre Planitia und dem Krater Newton. Besonders interessant ist der Staub im Valles Marineris. Durch ihn wird der Canyon so hell, dass auch sehr feine Strukturen sichtbar werden.
Es gibt aber auch lokale Staubstürmchen die nicht mit einem Krater im Zusammenhang stehen. Der Zusammenhang Luftdruck-Staub ist nicht überall gegeben. Bemerkenswert ist das die riesigen, sehr niedrigen Bassins im Norden nicht überall staubig sind. So ist das dunkle aber niedrige Acidalia Planitia gut zu sehen.
Interessant ist der Vergleich mit dem Daten vom Mars-Orbiter-Laser-Altimeter (MOLA).


Der Staub brachte auch eine Riesenstruktur zum Vorschein, die bisher kaum zu erkennen war. Sie ist in der Bildmitte der Aufnahme vom 25.7.2018. Sie erinnert an einen Krater mit doppelten Ringwall ähnlich dem Mare Orientalis. Wenn das ein Krater sein sollte, dann ist es wohl der größte Einschlag im Sonnensystem. Vergleichbar mit den Mondmaren und in der Relation mit dem Riesenkrater Herschel auf Mimas. Gegen einen Krater spricht allerdings die leicht elliptische Form. Sowas ist aber auch beim Hellasbecken zu finden, das selbst in der polaren Projektion nicht rund ist.

Die Ergebnisse wurden auf der EPSC in Berlin in Form eines Posters vorgestellt:

Im August flaute der Staubsturm ab, aber es kam immer noch zu Sandverlagerungen auf dem roten Planeten. Sehr schön zeigt das eine Animation aus 2 Karten, die in wenigen Wochen  Abstand entstanden sind.

Ein tolles Video dazu gibt es unter: https://vimeo.com/295691760



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