Die ESOP ist
eine internationale Tagung spezialisiert auf Sternbedeckungen. Das
kling zunächst nach einem ´Orchideenthema´
kann aber wissenschaftlich durchaus nutzbringend sein.
Die Mitglieder verteilen sich auf mehr als ein Dutzend Staaten und so finden die Tagungen in wechselnden Ländern statt. Nach einem Jahr Coronapause ging die Reise 2021 nach Bialystok in Polen. Die Stadt liegt an der Grenze nach Weißrussland, in einer eher dünn besiedelten Region des Landes.
Bialystok hat etwa 300.000 Einwohner und ist
eine junge Stadt.
Das die Bevölkerungsstruktur in dem katholisch
geprägten Land jünger ist als im Westen
lässt sich deutlich spüren. Sicher spielt aber auch
die Universität
eine Rolle. Sie wurde erst 1997 gegründet, hat sich aber
im Nordosten des Landes gut etabliert.
Bei Medizin ist
es die zweitgrößte Fakultät des Landes. In
der Physik haben sich im letzten Semester
jedoch nur 6 Studenten eingeschrieben. Die Tagung der ESOP hatte ihren
Vortragsaal auf dem Campus der 2014 fertiggestellten Uni im
Süden der Stadt.
Die Region wurde erst in der Neuzeit wirtschaftlich erschlossen.
Nach dem Polnisch-Schwedischen Krieg wurde ein Feldherr
mit der Region entlohnt. Dessen Erbtochter heirate den polnischen
Magnaten Branicki. Die Branicki holten im
18 Jh. Siedler nach Polen und kultivierten so das Land ähnlich
wie die Preußen es mit den Hugenotten machten.
Die Preußen hatten zur Siedlungsförderung aber mehr
Geld und die Branicki mussten nehmen
was an Verfolgten übrig blieb. So kamen neben den
Polen viele Juden ins Land. Bald waren die Branicki die reichsten
Adligen Polens und bauten in der Mitte des 18 Jh. in Bialystok einen
Barockpalast.
Es ist das größte Schloss zwischen Warschau und St.
Petersburg.
Die Stadt war eine geplante Neugründung obwohl es im Umland
schon ältere
Siedlungen gab. So hat die Stadt trotz Kriegszerstörungen eine
barocke Prägung. Viele Gebäude haben ihren Ursprung
in der zeit um 1750.
Die stilistische Ähnlichkeit zum Schloss ist z.b. beim Rathaus
deutlich zu spüren.
Im 19 Jh. stellten die Zaren die polnischen
Könige und Bialystok
profitierte bei der Industrialisierung von der zolltechnisch
günstigen Lage
an der Grenze. Die Textilindustrie produzierte russischen Uniformen
und die Industriebarone wurden reich. Das spiegelte sich im Stadtbild
wieder. Bialystok
war das Manchester des Ostens.
Die zeitliche Grenze zwischen Kommunismus
und Wende ist z.b. am Pflaster der Bürgersteige gut zu
erkennen.
Die Zeit war knapp in Warschau und so wurde
nur der Königsplatz mit dem Königsschloss besichtigt.
Im Thronsaal ist noch der Original-Thron erhalten. Die Weißen Adler im Hintergrund waren zur Preußen-Zeit schwarz gestrichen.
In Kanada hatte sich als
Kriegsbeute ein
Adler erhalten
und der konnte zur Rekonstruktion der aufwändigen Webtechnik
verwendet werden.
Neben Dresden hat auch Warschau eine umfangreiche Sammlung von
Stadtverduten Canalettos. Sie sind in einem eigenen Saal
zusammengefasst.
Canaletto hat sich in einem Sessel sitzend verewigt.
Im Keller des Schlosses gibt es noch ein
Kunstmuseum.
Neben Kunsthandwerk auch ein Gemälde von der Hand Adrian de Vries der sonst eher als Bildhauer bekannt ist
Eine Sonderausstellung
beschäftigte sich mit Rembrandt und
seiner Zeit.
Neben einigen Zeichnungen von Rembrandt waren 2 seiner
Ölgemälde zu sehen.
In der schön rekonstruierten
Altstadt fand sich ein Restaurant
mit polnischen Spezialitäten.
Die polnischen Maultaschen
werden
als ´Dumblings´ bezeichnet. Es gibt sie in
zahlreichen Varianten.
Das polnische Bier ist eher von geringer Qualität.
Während der Reise
gelang es nicht einziges brauchbares zu trinken.
Die polnischen Münzen sind mit Zahl
und Adler eher langweilig. Die Geldscheine zeigen nur vergangene
Könige.
Impressionen von der Eröffnung der
ESOP
mit der
Präsidenten der Universität.
Die Hälfte der Teilnehmer war
diesmal nur
online dabei.
Jao Ferreia berichtete über einige
Statistik
im
Kleinplanetenbereich. 62%
der beobachteten Bedeckungen haben nur eine Sehne und sind dadurch
schwierig auswertbar.
Karolina Dziadura berichtete über
den Nutzen
der
Kleinplanetenbedeckungen für ihre Masterarbeit. Sie arbeitet
u.a. am Yarkovskyeffekt.
Sternfreund Djounai Baba Aissa zeigte einige
neue Ergebnisse aus
Algerien wo es inzwischen bei wichtigen Beobachtungen mehrere als 20
Teilnehmer dabei sind.
U.a. hatte er an der Beobachtung einer Sternbedeckung durch einen
Haumea-Mond teilgenommen.
In der Mittagspause wurde die neue
Sternwarte
der Universität
besichtigt. Sie ist noch nicht offiziell eingeweiht.
Neben einem 60cm Teleskop gibt es auch ein Planetarium mit digitalen Projektor.
Am Nachmittag
wurde über den NEO-Bedeckungen gesprochen die
Dank Gaia-Daten in den kommenden
Jahren an Gewicht gewinnen. Eine positive Messung gab es bei Phaeton
und am 30.9/1.10 soll eine groß koordinierter Messung von
15094 Polymele neue Erkenntnisse bringen.
Bisher gab es mit Didymos, Apophis und
Phaeton
erst 3 erfolgreiche
NEO-Messungen.
Das Abendessen fand im Esperanto-Caffee statt. Das Restaurant ist dem
berühmtesten Sohn der Stadt gewidmet. Ludwik Zamenhof
erfand in Bialystok vor dem 1. Weltkrieg die erste Kunstsprache.
Der Sonntag begann mit einem Bericht von
Eberhard
Bredner.
Er zeigte Resultate mit seiner mobilen Ausrüstung.
Anna Marciniak berichtete u.a. über Untersuchungen von langsam rotierender Kleinplaneten
und Konrad Guhl zeigte den Aufbau des 16-Zoll Vereinsgerätes ´M2´ das am 1.10.2021 bei der Messung von 15094 Polymele in Spanien zum Einsatz kommen soll.
Die nächste ESOP soll vom 9. bis
11.
September in Granada
stattfinden.
Die Kombination mit der EPSC vom 18-23.9. nur 1 Woche später
bietet sich an.