Tau Herkuliden in Texas 2022


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Die Tau-Herculiden gehören zu den ungewöhnlichsten Meteor-Strömen der Wissenschaftsgeschichte. 1930 entdeckte der japanischer Astronom Nakamura das die Bahn des im selben Jahr entdeckten Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann-3 die Erdbahn kreuzen könnte und postulierte einen Meteorstrom zu Vollmond den er dann als einziger beobachtete. Die Beobachtung wurde angezweifelt, aber die Tau-Herculiden hatten nun einen Platz in der wissenschaftlichen Literatur. Den Namen Tau-Herculiden behielten sie sogar als sich die Berechnungen zur Lage des Radianten als ungenau herausstellten. Prognosen für mögliche Ausbrüche 1941, 1946, und 1952 fanden keine positive Bestätigung. Einzelne Meteore konnten über die Jahre nicht sicher zugeordnet werden (1). Mit der digitalen Revolution in den 2000er Jahren vervielfachte sich die Datenbasis. Einzelne Tau-Herculiden schien es nun doch zu geben, doch die Zahl war weiterhin so gering, dass man den Strom in den Daten kaum als signifikant bezeichnen konnte.

Im Jahr 1995 überraschte der Komet die Astronomen mit einem starken, unerwarteten Anstieg seiner Helligkeit von etwa 13 mag auf rund 7 mag innerhalb weniger Tage.

  Zerbrechen des Kometen mit dem HST

Der Grund für den Helligkeitsanstieg war, dass der Kometenkern in mehrere Teile zerbrach und dabei offenbar große Mengen von Gas und Staub freigesetzt wurden. Zunächst konnten drei, dann insgesamt fünf Teile des Kometen beobachtet werden, die mit den Kennziffern A bis E bezeichnet wurden (2). 2005 prognostizierten einige renommierte Wissenschaftler um P.A. Wiegert (1) eine mögliche erhöhte Aktivität für die Jahre 2022 und 2049, dabei sollte 2022 die beim Ausbruch 1995 produzierte Staubwolke angeschnitten werden. Eine ähnliche Geometrie hatte der 1842 zerfallende Komet 3D/Biela der 1872 und 1885 zu größeren Meteorstürmen führte. Das hatte bei einigen Wissenschaftlern Optimismus zur Folge. Andere warnten vor zu großen Erwartungen.

Die Erde bewegte sich 2022 am Außenrand der Wolke und dadurch sollten nur leichte Teilchen in die Richtung unseres Planeten gedriftet sein. Ein noch schwerwiegenderes Argument war die extrem geringe Bahngeschwindigkeit der Tau-Herculiden mit nur 12km pro Sekunde. Es war unklar ob so langsame Teilchen bei geringer Masse in der Erdatmosphäre überhaupt ein Leuchten verursachen. Wenn sie leuchten, sollte die Helligkeit bei gleicher Masse nur etwa 1% der Helligkeit eines 6 mal schnelleren Leonidenmeteors betragen! Eine Leonidensturm mit 1000 Meteoren pro Stunde wäre also bei dieser Geometrie auf eine ZHR von 10 zusammengeschrumpft und dabei ist der Populationsindex nicht einmal berücksichtigt.

Etwas optimistischer wurden die Prognose als man den Einfluss der Erdgravitation hinzurechnete und eine Eintrittsgeschwindigkeit von 16km pro Sekunde ermittelte. Das Maximum sollte dennoch kurz sein und auf den 31.5.22 um 5 Uhr UT fallen. Zu dieser Zeit ist der Himmel auf den Europäischen Kontinent zu hell und selbst auf den Kanarischen Inseln steht der Radiant kurz vor der Dämmerung nur etwa 10 Grad über dem Horizont. Als ideal erwiesen sich der mittlere Westen der USA oder die Karibik. In Südamerika wäre der Radiant zu niedrig gewesen. Im Westen der USA wäre es am Abend noch zu hell und im Osten der USA ist das Wetter meist zu schlecht.

So kam Texas als Reiseziel ins Visier. Dort war es im Mai 2022 schon 40 Grad heiß und es bestand die Gefahr einer vorzeitigen Huricane-Saison. Doch wer nicht wagt der nicht gewinnt und so machte sich eine kleine Gruppe des Arbeitskreis Meteore auf dem Weg um am 29.5. in Houston zu landen.


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1) P.A. Wiegert et al. ´The Tau-Herculid meteor shower and Comet 73P/Schwassmann-Wachmann-3´ in Mon.Not.R.Astron.Soc.361 (2005)
2) https://de.wikipedia.org/wiki/73P/Schwassmann-Wachmann_3
3) https://www.rasc.ca/sites/default/files/publications/jrasc2021-apr-lr.pdf#page=10