Tau Herkuliden in Texas 2022


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Das Umland von Houston gehört zu den größten Industriegebieten in den USA und hat eine entsprechende Lichtverschmutzung. In Texas gibt es aber auch sehr dunkle Regionen die selbst die Hochalpen übertreffen.


Nach Durchsicht der Lichtverschmutzungskarten wurde das Örtchen Brady ausgewählt. Brady liegt etwa 400 Kilometer nordwestlich von Houston und hat 5000 Einwohner. Der Ort hat den Spitznamen ´The Heart of Texas´ da er ziemlich genau im geographischen Zentrum des Bundesstaates Texas liegt. Brady ist die Hauptstadt eines Landkreises mit insgesamt 7000 Einwohnern. Der Landkreis hat eine Bevölkerungsdichte von 2,75 Einwohner pro Quadratkilometer. Das ist etwas weniger als die Bevölkerungsdichte von Namibia mit 2,83. Entsprechend dunkel ist die gesamte Region. Der Ort selbst ist jedoch gut beleuchtet und so planten wir am Abend des 30.5. eine Testbeobachtung um 2 gute Standorte zu ermitteln. Vor Ort war noch ein amerikanischer Beobachter zu uns gestoßen, so das Double-Station-Beobachtungen mit je 2 Mann geplant waren.


Für die Testnacht positionierten wir uns ca. 30 km nordwestlich von Brady. Hier war es extrem dunkel. Das Zodiakallicht war prächtig zu sehen und reichte bis zum Schwanz des Sternbilds Löwe.

Im Fernglas war etwa 10 Grad über dem Horizont Omega Centauri bestens zu beobachten. Die Milchstraße war knallig. Der Sternhaufen M7 war ein leichtes Objekt für das freie Auge und der benachbarte M6 zerfiel im 15x70 in ein Dutzend elliptisch gestreuter Sterne. Andeutungsweise war der Reflektionsnebel um Rho Ophiuchi zu erkennen und neben dem Kugelsternhaufen M4 war auch sein kleiner Bruder NGC6144 als winziges diffuses Fleckchen zu sehen. Ein schöner Offener Haufen ist NGC6124 bei -40 Grad Deklination. Der Haufen war trotz 5,8mag nie zuvor aufgefallen. Einzelsterne waren wegen der Horizontnähe grenzwertig, aber ein mondgroßer diffuser Fleck war klar zu identifizieren. Ebenfalls unerwartet war die Sichtung von IC4603. Er glich einem kleinen Kometen mit hellen Kern an der Südspitze.



Die Ausrüstung wurde testweise aufgebaut. Es entstand mit der Sony ein Radianten-Video von 7 Minuten. Auf diesem Video waren schon 2 helle und 2 schwache Tau-Herculiden zu finden, was zur Bestimmung des Radianten ausreichte. Auch visuell wurden ein paar Meteore gesehen. Das passte durchaus zur Prognose. Neben dem Dusttrail von 1995 sollten zuvor auch 2 schwächere Trails von 1892 und 1897 durchlaufen werden. Diese alten Dusttrails sind durch den Sonnenwind stärker verteilt.


Das es schon am Vortag Meteore gab, stimmte optimistisch, das am 31.5. gegen 5 Uhr UT tatsächlich eine erhöhte Aktivität geben würde. Zurück in Brady mussten wir feststellen das sich die Wetterprognose für den geplanten Standort verschlechtert hatte.


Exakt zum Maximum sollten erste Wolken aufziehen. Es schien nun günstiger vor der Wolkenfront nach Westen zu fliehen. Mit 200km Weg sollten wir etwa 1 Stunde zusätzlich gewinnen.


Am 31.5. machten wir uns daher nachmittags auf den Weg zu dem kleinen Städtchen Ozona. Der kleine Ort mit 2600 Einwohnern liegt etwa 200km von Brady entfernt. Die Landschaft unterscheidet sich kaum von Brady. Die Fahrt ging durch eine flache Trockensavanne mit zahlreichen niedrigen Sträuchern.



Der Wind fegt permanent über die flache Landschaft und man hat dort zahlreiche Windkraftanlagen aufgestellt.


Windkraft und Bio-Spritanteil? - Auch in den USA!

Von unserem Standort 8km nördlich von Ozona waren ebenfalls einige Windkraftanlagen zu sehen, die nachts mit ihren roten Lampen kräftig blinkten. Auch der Lichtkegel von Ozona war noch zu erkennen. Dennoch war der Himmel dunkler als an jedem bekannten Standort in Mitteleuropa. Die aufgehende Milchstraße war kräftig durch-gezeichnet. Das Great Rift und die Schildwolke sprangen trotz Horizontnähe deutlich ins Auge. Es wehte ein kräftiger warmer Wind und nur gelegentlich war mal das Summen eines Moskitos zu hören. So konnte gefahrlos mit kurzen Hosen beobachtet werden. Unser Standort lag an einer kleinen Seitenstraße. In der Dämmerung kam 3 Farm-Autos vorbei von denen jedoch nur eines kurz anhielt. Die Texaner scheinen wenig neugierig zu sein. Vielleicht ist man in einem Land wo jeder bewaffnet ist auch einfach vorsichtig.





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