Das Umland von Houston gehört zu den
größten Industriegebieten in den USA
und hat eine entsprechende Lichtverschmutzung. In Texas gibt es aber
auch sehr dunkle Regionen die selbst die Hochalpen
übertreffen.
Nach Durchsicht der Lichtverschmutzungskarten wurde das
Örtchen Brady ausgewählt. Brady liegt etwa 400
Kilometer nordwestlich von Houston und hat 5000 Einwohner.
Der Ort hat den Spitznamen ´The Heart of Texas´ da
er
ziemlich genau im geographischen Zentrum des Bundesstaates Texas liegt.
Brady ist die Hauptstadt eines Landkreises mit insgesamt 7000
Einwohnern.
Der Landkreis hat eine Bevölkerungsdichte von 2,75 Einwohner
pro Quadratkilometer. Das ist etwas weniger als die
Bevölkerungsdichte von Namibia mit 2,83. Entsprechend dunkel
ist die gesamte Region.
Der Ort selbst ist jedoch gut beleuchtet und so planten wir am Abend
des 30.5. eine Testbeobachtung um 2 gute Standorte zu ermitteln.
Vor Ort war noch ein amerikanischer Beobachter zu uns
gestoßen, so das Double-Station-Beobachtungen mit je 2 Mann
geplant waren.
Für
die Testnacht positionierten wir uns ca. 30 km nordwestlich von Brady.
Hier war es extrem dunkel. Das Zodiakallicht war prächtig zu
sehen und reichte bis zum Schwanz des Sternbilds Löwe.
Im Fernglas
war etwa 10 Grad über dem Horizont Omega Centauri bestens zu
beobachten. Die Milchstraße war knallig. Der Sternhaufen M7
war ein leichtes Objekt für das freie Auge und der benachbarte
M6
zerfiel im 15x70 in ein Dutzend elliptisch gestreuter Sterne.
Andeutungsweise war der Reflektionsnebel um Rho Ophiuchi zu erkennen
und neben dem Kugelsternhaufen M4 war auch sein kleiner Bruder NGC6144
als winziges diffuses Fleckchen zu sehen. Ein schöner Offener
Haufen ist NGC6124
bei -40 Grad Deklination. Der Haufen war trotz 5,8mag nie zuvor
aufgefallen.
Einzelsterne waren wegen der Horizontnähe grenzwertig, aber
ein mondgroßer diffuser Fleck war klar zu identifizieren.
Ebenfalls unerwartet war die Sichtung von IC4603. Er glich einem
kleinen Kometen mit hellen Kern an der Südspitze.
Die
Ausrüstung wurde testweise aufgebaut. Es entstand mit der Sony
ein Radianten-Video
von 7 Minuten. Auf diesem Video waren schon 2 helle und 2 schwache
Tau-Herculiden zu finden, was zur Bestimmung des Radianten ausreichte.
Auch visuell
wurden ein paar Meteore gesehen. Das passte durchaus zur Prognose.
Neben dem Dusttrail von 1995 sollten zuvor auch 2 schwächere
Trails von 1892 und 1897 durchlaufen werden. Diese
alten Dusttrails
sind durch den Sonnenwind stärker verteilt.
Das es schon am Vortag Meteore gab, stimmte optimistisch, das am 31.5.
gegen 5 Uhr UT tatsächlich eine erhöhte
Aktivität geben würde. Zurück in Brady
mussten wir feststellen das sich die Wetterprognose für den
geplanten Standort verschlechtert hatte.
Exakt zum Maximum sollten
erste Wolken aufziehen.
Es schien nun günstiger vor der Wolkenfront nach Westen zu
fliehen. Mit 200km Weg sollten wir etwa 1 Stunde zusätzlich
gewinnen.
Am 31.5.
machten wir uns daher nachmittags auf den Weg zu dem kleinen
Städtchen Ozona. Der kleine Ort mit 2600 Einwohnern liegt etwa
200km von Brady entfernt.
Die Landschaft unterscheidet sich kaum von Brady. Die Fahrt ging durch
eine flache Trockensavanne mit zahlreichen niedrigen
Sträuchern.
Der Wind
fegt permanent über die flache Landschaft und man hat
dort zahlreiche Windkraftanlagen aufgestellt.
Windkraft und Bio-Spritanteil? - Auch in den USA!
Von unserem Standort 8km
nördlich von Ozona waren ebenfalls einige Windkraftanlagen zu
sehen, die nachts mit ihren roten Lampen kräftig blinkten.
Auch der Lichtkegel von Ozona war noch zu erkennen. Dennoch war der
Himmel dunkler als an jedem bekannten Standort in Mitteleuropa.
Die aufgehende Milchstraße war kräftig
durch-gezeichnet.
Das Great Rift und die Schildwolke sprangen trotz Horizontnähe
deutlich ins Auge.
Es wehte ein kräftiger warmer Wind und nur gelegentlich war
mal das Summen eines Moskitos zu hören. So konnte gefahrlos
mit kurzen Hosen beobachtet werden.
Unser Standort lag an einer kleinen Seitenstraße. In der
Dämmerung kam 3 Farm-Autos vorbei von denen jedoch nur eines
kurz anhielt. Die Texaner scheinen
wenig neugierig zu
sein. Vielleicht ist man in einem Land wo jeder
bewaffnet ist auch einfach vorsichtig.