Frühlings-Tour 2023 / SFTH-Ausflug

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Am Freitag ging der Tagungsausflug zum Hüttenwerksmuseum in Thale und zum dortigen DDR-Museum.

Die Ostalgie mutet etwas seltsam an und man fragt sich ein wenig wie es wohl wäre, wenn man in den 70er Jahren ein Nazimuseum errichtet hätte. Die Menschen in den 70ern haben so ein Museum sicher vermisst, denn damals fiel oft der Satz: ´Beim Adolf war auch nicht alles schlecht´. Immerhin ist die DDR-Ausstellung unpolitisch und gewährt einige Einblicke in eine heute fremd erscheinende Welt.

Erstaunlich ist, wie weit die beiden deutschen Gesellschaften bis in die 70er Jahre angeglichen waren. Die Möbel aus den ersten beiden DDR-Jahrzehnten hätten auch in einem westlichen Wohnzimmer stehen können.


Auf den Computern der DDR waren die Beschriftungen Englisch ....nur ´Stopp´ hieß ´Halt´:




Das Hüttenwerk-Museum erinnert an die Produktion von Email-Waren die für Jahrzehnte die wirtschaftliche Basis der Stadt bildete. 1831 wurde in Thale die erste in Deutschland gebaute schmiedeeiserne Wagenachse hergestellt. Ein Exemplar ist im Museum zu sehen.


1835 wurde das älteste Blechemaillierwerk Europas in Thale gegründet. Nach dem Anschluss der Stadt an die Eisenbahn wuchsen der Ort und die Zahl der Arbeiter. Während das Eisenhüttenwerk Thale AG im Jahre 1872 nur 350 Personen beschäftigte, waren es 1905 schon 4400. Immerhin kamen aus dem größten europäischen Emaillierwerk zu Spitzenzeiten 10 % der weltweiten Produktion.



Im Ersten Weltkrieg wurden ab 1916 im Eisenhüttenwerk die deutschen Stahlhelme produziert, deren Prototyp dort 1915 entwickelt worden war. Ab 1934 besaß das Werk das Monopol für die Stahlhelmfertigung.


Die Rüstungsproduktion wurde im Krieg von den Alliierten übersehen und das Werk nicht bombardiert. Nach dem Krieg verwendete man übrig gebliebene Geschosshülsen für die ersten Milchkannen und Henkelmänner. Kenntlich ist dieses Emaille an der grauen Farbe und den hohen Gewicht.


Später gab es auch Produkte wie Badewannen und und Kehrschaufeln.


Der jahrelange Investitionsstau führte nach der Wende zum Aus für das Unternehmen. Einige Ausgliederungen beschäftigen aber immerhin noch rund 1000 Menschen.
Es werden dort heute Bauteile für Autos gefertigt:


Grade durch den Investitionsstau haben sich die Grundlagen für das Museum erhalten.
Ein Schaustück ist die Dampfmaschine aus dem Jahre 1911, die von 1912 bis zur Stilllegung des Blockwalzwerkes 1990 in Betrieb war. Mit Hilfe eines Schwungrades lieferte sie bis zu 6000 PS! Nachdem sie restauriert und mit Hilfe eines Motors reaktiviert wurde, ist sie seit Mai 2009 im Vorführbetrieb zu sehen. Der E-Motor bewegt das Schwungrad nur langsam. Vor 1990 drehte sich das Rad 73mal in der Minute! Aus der Nähe eine beängstigende Vorstellung. Heute wird das Schwungrad im Demo-Betrieb per E-Motor 4 mal pro Minute gedreht.


Auf den Rückweg wurde noch an der Teufelsmauer Station gemacht.


Die Sandsteinklippe am Nordrand des Harz bot einige nette Fotomotive.



Ein Roter Milan flog über unsere Köpfe.



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