ESOP
2022 und Malaga
Málaga wurde ca. im 8. Jahrhundert vor Christus von den
seefahrenden Phöniziern gegründet, die die Stadt
Malaka nannten. Málaga war lange Zeit unter der Herrschaft
Karthagos, geriet aber im Zweiten Punischen Krieg in den
römischen Machtbereich. Bedeutung erlangte die Stadt dann im
frühen 11. Jahrhundert, als die Hammudiden, die sich als
rechtmäßige Erben des Kalifats von
Córdoba verstanden, hier eine ihrer Residenzen errichteten.
Von den Funden gibt das Archäologische Museum in Malaga einen
Eindruck.
Beschrieben werden auch paläolithischen Malereien in den
Höhlen des Umlands
sowie die neolithischen Dolmen.
In der Qualität der Keramik gab es mit dem Auftauchen der
Phönizier einen spürbaren Sprung.
Auch Griechen kamen im 6 Jh. gelegentlich in die Region wie ein
griechischer Helm aus dieser Zeit beweist.
Aus der Römerzeit stammt dieses Mosaik das die
Göttin Venus zeigt
Danach hinterließen die Araber zahlreiche
Keramiken.
Die archäologische Sammlung ist eher zweitklassig.
Großartig ist die Gemäldesammlung. Als im
19 Jh.
die Stadt sehr wohlhabend wurde, gab es ausreichend Geld um
hervorragende
Kunst zu sammeln.
Einige
Highlights aus dem 19Jh.
Von Simonet ist
auch ein interessantes Gemälde in der Kathedrale das
die Enthauptung
des Hl. Paulus von 1887
zeigt
1890 stellte Simonet in Rom sein bekanntestes Werk fertig, die Anatomie
des Herzens, auch Die
Autopsie genannt.
Zur Mitte des 11. Jahrhunderts lebten bei ungefähr 20.000
Einwohnern in Málaga. Nachdem die Stadt 1487 von Kastilien
erobert worden war, verfügte das Königreich Granada
über keinen bedeutenden Hafen mehr und ging 5 Jahre
später unter.
Im Zuge seiner Eroberung des Königreiches Granada durch die
Katholischen Könige, wurde das alte Bistum Málaga
ab 1485 wiederbelebt.
Die Kathedrale, die von den christlichen Eroberern ab 1528
über der Großmoschee erbaut wurde, wird auch La
Manquita (‚die Einarmige‘) genannt, da der zweite
Turm aus Geldmangel nie vollendet wurde. Das ursprünglich
dafür vorgesehene Geld wurde für den amerikanischen
Unabhängigkeitskrieg gespendet.
1782 war
der jetzige Bau nach 254 Jahre beendet.
Die Kirche besteht aus einer Mischung verschiedener Stilrichtungen.
Vorherrschend ist der Stil der Renaissance, sie besitzt aber auch
Elemente der Gotik, des Barocks und des Neoklassizismus.
Die drei
Kirchenschiffe sind gleich hoch, das mittlere ist breiter als die
seitlichen. Die Scheitelhöhe ist mit 41m beeindruckend. Die
höchste Kathedrale des Mittelalters steht in Amiens und ist
nur einen Meter höher. Dabei erreicht in Amiens
nur das gotische Mittelschiff dieses Maß. In Malaga
dürfte somit wohl die höchste Hallenkirche der Welt
stehen, ...auch wenn nirgendwo darauf hingewiesen wird.
Die
Dekoration des Chorgestühls wurde von Pedro de Mena vollendet.
Pedro de
Mena absolvierte Mitte der 1650er Jahre eine Ausbildung zum Bildhauer
bei Alonso Cano, dem Haupt der Sevillaner Bildhauerschule. Ab 1658
arbeitete er in Málaga, wo er in vier
Jahren 40 Holzreliefs am Chorgestühl der Kathedrale (Santa
Iglesia Catedral Basílica de la Encarnación)
schuf, die als sehr realistisch und zugleich von tiefer
Religiosität geprägt empfunden werden. Das
Chorgestühl ist ein Kunstwerk ersten Ranges!
Die seitlichen Kapellen beinhalten Kunstwerke wie eine weinende Mutter
von Pedro de Mena, eine große Jungfrau des Rosenkranzes von
Alonso Cano und Christus am Kreuz von Alonso de Mena.
Die Kirche hat zwei Marmor-Kanzeln, die mit religiösen Motiven
verziert sind.
Das kleine Dommuseum hat eine eher bescheidene
Sammlung.
Die Alcazaba
von Málaga ist eine maurische Festung aus dem 11. Jahrhundert.
Sie wurde für die Könige von Granada errichtet
und im 14. Jahrhundert weiter ausgebaut. Eine Doppelmauer schuf
ursprünglich die Verbindung zwischen dem Palastbereich der
Alcazaba und der oberhalb der Festung bestehenden Burganlage des
Castillo de Gibralfaro. Im Modell ist das gut zu sehen.
Aus römischer Zeit stammen die wiederverwendeten
Säulenschäfte:
Die Burg ist heute eine Ruine. Sie wurde nur teilweise wieder
aufgebaut. Nur wenige Schmuckdetails aus arabischer Zeit haben sich
erhalten.
Reizvoll sind die Gartenanlagen
Am
Fuße der Alcazaba befinden sich die Ruinen eines aus der
Römerzeit stammenden Theaters, die teilweise
besichtigt werden können.
Der zweitbekannteste Sohn der Stadt hat sein Penthouse
gegenüber der Burg.... Es ist der Schauspieler Antonio
Banderas.
Der bekannteste Sohn der Stadt ist ohne Frage der Maler Pablo Picasso
dem gleich mehrere Museen gewidmet sind.
Das Museo Picasso ist in einem schönen Palazzo aus dem 16 Jh.
Das Gebäude hat schöne Zedernholzdecken im maurischen
Stil.
Picassos Werk wird in seiner ganzen Breite präsentiert.
Interessant ist wie er zwischen den Malstilen schwankte. Auch nach der
Erfindung des Kubismus kehrte er immer wieder zu einem vorkubistischen
Stil zurück.
Picassos Keramiken zeigen eine spürbare Nähe zur
Keramik des vorkolumbischen Südamerika.
Picasso versuchte nicht nur beide Gesichtshälften zeitgleich
nebeneinander
zu malen, sondern auch beide Körperhälften zugleich
abzubilden.
Mann und Frau kann man leicht erkennen....aber wo ist das Kind?
Das Kind sitzt auf den Schultern des Vaters.
Mit dem Bus wurde eine Stadtrundfahrt unternommen. Sie ist mit 32 Euro
nicht billig, hat aber die Eintritte der Museen und eine Flamenco-Show
inklusive.
Vorbei ging es am Hafen mit historischen Segelschiffen.
Typisch für das Stadtbild sind die zahlreichen kleinen Balkone.
Ein Stop bei der Stadtrundfahrt war das ´Russische
Museum´ das in einer palastartigen alten Tabakfabrik
untergebracht ist. Ich hatte auf einige Gemälde von Ilja Repin
gehofft, wurde aber enttäuscht, denn die russische Sammlung
war wegen des
Ukraine-Krieges abgezogen worden.
Statt dessen gab es eine Ausstellung der Grafischen Sammlung Picassos.
Picasso fertigte zahlreiche Portraits seiner Ehefrauen und
Liebschaften. Es ist interessant zu sehen, wie sich mit der Zeit sein
Blick änderte, er aber doch einige
´Erkennungszeichen´ beibehielt.
In seinen Zeichnungen war Picasso oft etwas freier als in seinen
Ölbildern.
...Die Zeichnungen mussten sich nicht verkaufen und oft waren es
´nur´
Vor-Studien die etwas über die Entstehung seiner Werke
verraten.
Picasso ´zerstörte´ in seinen Zeichnungen
gern ein bekanntes Sujet um es dann neu zusammenzusetzen.
Während der ´Zerstörung´ ging oft
die Gegenständlichkeit verloren. Die folgende Serie zeigt sehr
schön den Prozess:
Hier ein weiteres
Beispiel:
Eine Eule. Einmal als Keramik und einmal als Zeichnung.
Picasso war kein Freund des Franco-Regimes, dennoch ließ er
sich ungern instrumentalisieren und war er kein
´Propaganda-Künstler´. Es gibt
aber einige Ausnahmen. Ein Beispiel ist diese untypische politische
Skizze die zeitgleich mit dem Gemälde
´Guernica´ entstand.
Das Flugblatt zeigt Franco in 9 Teilbildern als
Zerstörer der Kunst, mit einem Riesenphallus, auf einem Pferd
reitend das seine Eingeweide verliert, eine Münze anbetend,
mit einem Stier, als Tunte mit Fächer, auf einem Schwein
reitend, auf einem mit einer Lanze durchbohrten Pferd und zuletzt auf
einem verendeten Tier.
Außer Druckgrafiken von Picasso waren auch eine aktuelle
Bilder spanischer Maler aus den letzten Jahrzehnten zu sehen.
Um 17 Uhr ging es zurück in die Stadt zur Flamenco-Show im
Museum für Musikgeschichte. Leider durfte man während
der besten Passagen nicht fotografieren und filmen. Zuerst gab es 10
Minuten Gitarrenspiel. Danach 20 Minuten Tanz einer Solistin mit
einer beängstigenden Intensität
und zuletzt
etwa 20 Minuten Gesang mit kleineren Flamenco-Einlagen.
Hauptseite
Inhalts-Übersicht