Kallisto 2022 IV

gauche.gif


Nützliche Vergleichsdaten kamen vom Oliver Schneider, Maciej Libert und Friedhelm Dorst. Die Aufnahmen von Friedhelm Dorst waren durchgängig im Visuellen Bereich. Für eine exakte Messung waren sie zu verrauscht. Die Bilder bestätigten dennoch klar die die vermutete Tendenz. Kallisto ist dort gegen 2:38 UT deutlich schwächer als der 9,1 mag helle Vergleichsstern nördlich des Planeten.



Den vermutlich besten Datensatz lieferte Oliver Schneider. Seine Messung erfolgte mit einem Rotfilter gegen Europa. Nur in seinen Daten ist ein sinusförmiges Durchschwingen des Minimums zu sehen. Falls es ein Plateau gibt, lag es zwischen 2:47 und 2:52 UT. 

Ein Minimum gibt es bei 2:50 UT mit 6 mag Differenz gegen Europa. Um 2:38 UT war Kallisto noch 0,5mag heller. Wenn man die Daten von Maciej mit den Daten von Oliver fortschreibt, hätte die minimale Helligkeit von Kallisto mit einem L-Filter um 2:50 UT bei 11,5mag gelegen. 



Fazit:

Die Parallelen zwischen dem Erde-Mond und dem Jupiter-Kallistosystem sind faszinierend. Es ist nicht nur der Halbschatten etwa gleich groß, sondern wie bei unserem Heimatplaneten streut auch die Atmosphäre des Riesenplaneten langwelliges Sonnenlicht in den Kernschatten. Genau wie der verfinsterte Erdmond ist auch die Kallistoverfinsterung im Infrarot deutlich heller als im sichtbaren Bereich. Wie der Erdmond im Erdschatten ist auch Kallisto im Jupiterschatten am Kernschattenrand besonders hell. Bei der Kallistoverfinsterung vom 25.7.2022 sank die Helligkeit im IR mit einem RR685 um ca. 3 mag. Im visuellen Bereich ist die Amplitude mit ca. 6 mag viel größer. Ähnliche Differenzen zwischen IR und Visuell wurden auch schon beim Erde-Mondsystem gemessen (1). Programme wie Celestia und Stellarium zeigten für den 25.7.2022 eine totale Kallistoverfinsterung an. Lediglich WinJupos sieht noch einen kleinen Teil des Mondes außerhalb des Kernschattens. Eine finale Entscheidung ob die Finsternis Total oder fast Total gewesen ist lassen die Daten nicht zu. Im Rahmen des Fehlerbalkens ist beides möglich. Die hohe IR-Helligkeit in Relation zur visuellen Helligkeit zeigt jedoch an, dass das gestreute Licht aus dem Kernschatten dominant gewesen sein muss. Falls es im Minimum noch eine partielle Phase gegeben hat, muss diese sehr klein gewesen sein. Die Differenz zwischen IR und Visuell entspricht beim Erde-Mondsystem eher einer Totalen Finsternis. Die Analogie passt jedoch nicht perfekt. Kallisto war sowohl im IR als auch Visuell am Schattenrand mindestens eine Magnitude heller als es der Erdmond gewesen wäre. Darüber welchen Einfluss in diesem Fall die Jupiteratmosphäre hat, kann man nur spekulieren. 



droite.gif