Kallisto
2022 IV
Den vermutlich besten Datensatz lieferte Oliver Schneider. Seine Messung erfolgte mit einem Rotfilter gegen Europa. Nur in seinen Daten ist ein sinusförmiges Durchschwingen des Minimums zu sehen. Falls es ein Plateau gibt, lag es zwischen 2:47 und 2:52 UT.
Ein Minimum gibt es bei 2:50 UT mit 6 mag Differenz gegen Europa. Um 2:38 UT war Kallisto noch 0,5mag heller. Wenn man die Daten von Maciej mit den Daten von Oliver fortschreibt, hätte die minimale Helligkeit von Kallisto mit einem L-Filter um 2:50 UT bei 11,5mag gelegen.
Fazit:
Die Parallelen zwischen dem Erde-Mond und dem Jupiter-Kallistosystem
sind faszinierend. Es ist nicht nur der Halbschatten etwa gleich
groß, sondern wie bei unserem Heimatplaneten
streut auch die Atmosphäre des Riesenplaneten langwelliges
Sonnenlicht in den Kernschatten. Genau wie der verfinsterte
Erdmond ist auch die Kallistoverfinsterung im Infrarot deutlich heller
als im sichtbaren Bereich.
Wie der Erdmond im Erdschatten ist auch Kallisto im Jupiterschatten am
Kernschattenrand besonders hell. Bei der Kallistoverfinsterung vom
25.7.2022 sank die Helligkeit im IR mit einem RR685 um ca. 3 mag. Im
visuellen Bereich ist die Amplitude mit ca. 6 mag viel
größer. Ähnliche Differenzen zwischen IR
und Visuell wurden auch schon beim Erde-Mondsystem gemessen (1).
Programme wie Celestia und Stellarium zeigten für den
25.7.2022 eine totale Kallistoverfinsterung an. Lediglich WinJupos
sieht noch einen kleinen Teil des Mondes außerhalb des
Kernschattens.
Eine finale Entscheidung ob die Finsternis Total oder fast Total
gewesen ist lassen die Daten nicht zu. Im Rahmen des Fehlerbalkens ist
beides möglich. Die hohe IR-Helligkeit in Relation zur
visuellen Helligkeit zeigt jedoch an, dass das gestreute Licht aus dem
Kernschatten dominant gewesen sein muss. Falls es im Minimum noch eine
partielle Phase gegeben hat, muss diese sehr klein gewesen sein.
Die Differenz zwischen IR und Visuell entspricht beim Erde-Mondsystem
eher einer Totalen Finsternis. Die Analogie passt jedoch nicht perfekt.
Kallisto war sowohl im IR als auch Visuell am Schattenrand
mindestens eine Magnitude heller als es der Erdmond gewesen
wäre. Darüber welchen Einfluss in
diesem Fall die Jupiteratmosphäre hat, kann man nur
spekulieren.