Beobachtungsnächte 30.11. und 1.12.2024

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Zum Monatswechsel vom 30.11. auf den 1.12.24 gab es in den bayrischen Alpen 2 sehr gute Beobachtungsnächte. Passend zu Neumond bildete sich im Vorland Nebel und in den Bergen war es klar. Perfekte Bedingungen für einige Experimente.

In der ersten Nacht traf ich am Beobachtungsplatz Norbert Loechel der seine Tochter Susanne und einen 18 Zöller dabei hatte. Damit wurde nochmal versucht den Hodge-Komplex und HK3 in NGC6946 zu sehen. Die Identifizierung war möglich, aber schwierig. Man sah blickweise indirekt eine schwache, flächige Aufhellung. Der Hodge-Komplex war etwas leichter als HK3, dafür war HK3 konzentrierter. Die Sichtung war mit 18 Zoll grenzwertig, aber sicher und konnte von beiden Beobachtern bestätigt werden. Das beide Objekte zuvor mit 12 Zoll nicht sichtbar waren, kann wenig überraschen.


Sh2-157 kam nochmal auf die Zielliste um einige Nebenbereiche des weitläufigen Gasnebels zu prüfen. Im Oktober war schonmal der hellste Bereich erkannt worden. Die westliche Kante ist markant und mit OIII gut sichtbar.

Es gibt noch je einen abgelösten westlichen und östlichen Nebelfetzen die viel schwächer sind, aber bei geduldiger Beobachtung mit maximaler Austrittspupille und Filter ebenfalls sichtbar werden. Das Objekt ist wegen seiner Größe schwierig zu zeichnen - aber eine Skizze wurde probiert.


NGC1055 wurde in der Herbstausgabe des Astronomie-Magazins 2024 vorgestellt. Die Edge-on-Galaxie befindet sich unweit der viel prominenteren Galaxie M77. Bei M77 waren in dieser Nacht die Spiralarme gut sichtbar. Das ist an dem Standort nicht immer möglich und die Vorraussetzungen für schwache Objekte erschienen ideal. NGC1055 zeigte im 12-Zöller bei 125x eine dunkle nördliche Kante die bei 187x noch ein wenig besser sichtbar war. Der Kernbereich war minimal diffus aufgehellt. Diese Aufhellung war nur indirekt zu erkennen. Unmittelbar nördlich der Kante steht ein schwacher Feldstern, der bei genauen Hinsehen in einem diffusen Nebel steht. Es ist also tatsächlich wie bei einer Miniausgabe des Sombrero-Nebels auch der jenseitige Bereich zu erkennen.


Im Umfeld des offenen Sternhaufen M34 steht der kleine Planetarische-Nebel Abell-4.


Angeblich soll Abell-4 auch unter Landhimmel schon mit 8 Zoll sichtbar sein, doch erschien er selbst mit 12" unter Alpenhimmel keineswegs einfach.
M34 ist ein lockerer Haufen der aus etwa 3 Dutzend hellen Sternen besteht. Abell-4 steht etwa 1 Grad daneben bei 2 Sternen mit etwa 9 mag. Mit 12" und OIII sah man am Zielpunkt nur eine sehr schwache Aufhellung die gelegentlich durchblitzelte. Beim Durchspielen der Filter zeigte sich, dass er mit einem Astronomik-UHC etwas besser sichtbar war, als mit einem Lumicon-UHC oder Lumicon-OIII.


Nördlich des Sternbild Dreieck gibt es die Galaxienkette um NGC750/NGC751. Die Galaxie ist doppelt, was aber schwer zu erkennen ist. Bei genauen Hinsehen waren in der länglichen Ellipse 2 Aufhellungen sehen. Eine echte Trennung der beiden Galaxien war aber nicht möglich. Im Umfeld gibt es weitere Galaxien, die von Nord nach Süd eine Kette bilden.


Der offene Sternhaufen NGC7789 war ein Überraschungsobjekt. Wer diesen als Carolines-Rose bekannte Haufen noch nicht näher angeschaut hat, der hat was verpasst. Die Sterne bilden die Form einer Schießscheibe. Es gibt einen inneren Ring der von einer dunklen sternarmen Ringzone umgeben ist. Außen gibt es nochmal einen Ring hellerer Sterne der leicht dreieckig ist. Der Vergleich mit ringförmig angeordneten Blütenblättern ist wirklich passend.



Die wunderschöne Galaxiengruppe um NGC5353 wurde schon vor einigen Monaten beobachtet, doch die benachbarte Spiralgalaxie NGC5371 blieb dabei auf der Strecke. Dies wurde nun nachgeholt. Die Galaxie hat visuell eine elliptisch Form, ist aber auf Fotos eine eindeutige Spirale.


Der Kern ist diffus und im 12 Zöller nur minimal aufgehellt. Die Galaxie hat Struktur, die aber im 12-Zöller schwer zu fassen ist. Mit einem größeren Gerät sollten die Spiralarme besser auflösbar sein. Die Nordkante der Galaxie ist diffus, während die Südkante eine schärfere Grenze besitzt. Die Südkante ist auch etwas aufgehellt, was zu einem der Spiralarme passen würde.


Das Luftruhe wurde im Laufe der Nacht immer besser und am Morgen konnte man nach M102 Ausschau halten. Diese Galaxie soll ein Staubband besitzen das mit 12" bei guten Seeing sichtbar ist. Offenbar was das Seeing aber doch nicht gut genug, denn vom Staubband war bei 187x nichts zu sehen. Das elliptische Objekt war mittig diffus aufgehellt und für eine Messier-Galaxie eher schwächlich.

Zeitweise gab es Zweifel überhaupt beim richtigen Objekt zu sein - doch das Foto bestätigte die Lage in einem 3-Eck mit 2 hellen Sternen. Wie auf dem Bild sichtbar, war die Ellipse auch visuell klar zum helleren Stern orientiert.

Zuletzt stand M99 auf der Zielliste. Die Galaxie befindet sich direkt am ´Stil´ des großen ´T` in der westlichen Jungfrau. Spiralarme waren mit 12-Zoll nicht direkt sichtbar, aber die Westseite war aufgehellt. Zudem war mittig eine Aufhellung zu sehen die etwas westlich versetzt war. Dadurch hatte man den Eindruck das die ganze Galaxie nach Westen gestaucht wird.


Ebenfalls etwas gestaucht wirkt NGC1637. Die Spirale steht im Sternbild Eridanus und hat etwa 11mag. Sie ist flächenschwach und ist daher schwieriger zu sehen als man bei der Helligkeit vermuten würde. Der diffuse Kernbereich ist nur minimal heller.





Am 1.12.24 war es nochmal klar und erste Wolken sollten laut Prognose erst in den Morgenstunden aufziehen. Es wurde schon am frühen Abend gestartet um nochmal den Kometen C/2023-A3-(Tsuchinshan-ATLAS) zu erwischen. Um 19 stand er im Adler schon recht tief, aber die Transparenz war gut und daher waren einige Details sichtbar. Die kleine birnenförmige Koma war in der Helligkeit abgestuft. Der Kern war stellar. Es gab 2 Schweife mit etwa 50 Grad Öffnung. Der schwächere Schweif schien in der Mitte etwas dunkler zu sein. Im helleren Schweif stand ein markanter Stern. Vor dem Stern erschien der Schweif etwas aufgehellt.

Mit dem Seestar waren Fotos möglich. Im Vergleich zum Vortag ist die Positionsänderung sichtbar. Der 30.11. bot das reizvollere Motiv zwischen zwei Sternhaufen.


In der Nacht war es von Beginn an sehr windig. Um 21:48 MEZ wäre der Saturnmond Tethys aus dem Planetenschatten getreten. Aber das Teleskop zitterte zu stark im Wind. Da war nichts zu machen. Als Low-Power-Objekt wurde IC443 eingestellt. Der als Quallennebel bekannte Supernova-Rest in den Zwillingen war mit 50x bei max. AP und H-beta-Filter kein Problem.



Der schwache Arm oben links ist vermutlich ein Filterartefakt durch eine Sternenkette...auf Fotos ist da zumindest nichts zu sehen.

Ein zweiter Versuch bei Sh2-223 im Fuhrmann brachte wie erwartet kein Ergebnis. Das Zielgebiet wurde genau gefunden, doch es war selbst mit dem H-Beta-Filter nichts sicheres zu entdecken. Da die Transparenz gut und der H-Beta-Filter bereits eingeschraubt war wurde IC434 eingestellt. Die Region um den Pferdekopfnebel war ungewöhnlich deutlich. Bei 50x sah man ein langgezogenes aufgehelltes Nebel-Dreieck. Der Pferdekopf war eine strukturlose, dunkle Beule.


Auf Fotos vom Hexenkopf-Reflektionsnebel bei Rigel war im Hintergrund ein Grüppchen von Galaxien aufgefallen.


Im Sternkartenprogramm waren sie als NGC1726, NGC1720 und etwas abgelegen als NGC 1752 zu identifizieren. Die Drei sollten mit 12-Zoll machbar sein. Sie wurden als Hintergrundgalaxien im Hexenkopf genauer untersucht.


NGC1726 und NGC1720 bilden ein Pärchen mit etwa 5 Bogenminuten Abstand. Beide Galaxien haben 12te Magnitude. Zwei nahestehende 8-mag-Sterne weisen den Weg. Die nördlich des Sternpaares liegende NGC1726 ist leicht länglich im Verhältnis 5:3 und hat einen stellaren Kern. Die südlich liegende Galaxie NGC1720 ist flächiger und fast rund. Ein Kern war dort nicht zu sehen. Der Zufallsfund ist ein schönes Paar.


NGC1752 ist etwa 50 Bogenminuten entfernt und ein wenig schwächer. Es ist eine Fast-Edge-On mit einem Achsverhältnis von 1:3. In der Mitte ist die Galaxie minimal heller. Im Umfeld gibt es noch einige IC- und PGC-Galaxien mit 14 mag, die jedoch nicht untersucht wurden.



NGC3395/3396 sind ein sich berührendes Galaxienpärchen. Die Enden stoßen in einem fast rechten Winkel von etwa 100 Grad aufeinander.

Mit 12 bis 13 mag sind die beiden nicht grade hell. NGC3396 ist länglich mit einem Achsverhältnis von 1:3, NGC3395 hat eher 3:2. In beiden Galaxien gibt es einen stellaren Kern der im 12 Zöller nur gelegentlich aufblitze. Dabei war der Kern bei der länglichen Galaxie NGC3396 etwas leichter zu sehen.


Etwa 30 Bogenminuten östlich von NGC3395/96 gibt es eine Kette mit 3 weiteren gut sichtbaren NGC-Galaxien. Die größte ist die nördlich stehende NGC3430. Sie ist rundlich, flächig und diffus. In der Mitte steht die längliche Edge-On NGC3424. Die kleinste Galaxie steht im Süden. NGC3413 ist flächenschwach und leicht elliptisch. Bei allen 3 Galaxien wurde kein Kern gesehen.


Im Sternbild ´Coma Berenikes´ gibt es die wenig beachtete Galaxie NGC4314. Die Face-On-Balken-Spirale wurde in SuW 6/2017 besprochen und stand schon länger auf der Zielliste. Auf dem ersten Blick ist nur der längliche Balken zu erkennen. Die Mitte des Balkens ist aufgehellt. Wenn man den Balken nach Nordwesten verlängert landet man bei einem direkt vorgelagerten schwachen Sternchen. Bei genauen hinsehen kann man mit 12" bei 125x erkennen, dass der Balken von einem schwachen, diffusen, runden Glow umgeben ist. Der Glow hat eine asymmetrische Helligkeitsverteilung. Offenbar sind an den Balkenenden die beginnenden Spiralarme zu erahnen. Die Arme drehen sich vom Balkenende ausgehend im Uhrzeigersinn.

Zum Abschluss wurde noch mit dem Fernglas ein Blick auf M44 geworfen. Der als Praesepe bekannte offene Sternhaufen bot in der Kombination mit dem Planeten Mars einen reizvollen Anblick.


Nebenbei wurden auch ein paar Standardobjekte beobachtet. Darunter war der Weihnachtsbaumsternhaufen NGC2264, der auch fotografiert wurde.


Die Bilder entstanden ohne besonderen Ehrgeiz nebenbei.

Interessant sind ein paar kleine Reflektionsnebel die zuvor noch nicht aufgefallen waren und auf die Zielliste kommen.


Nicht beobachtet aber fotografiert wurden der Rosettennebel und die Region um IC405/410

Nicht beobachtet aber mit dem Seestar eingestellt wurden M15, der Perseus-Galaxienhaufen um NGC1275 und NGC4274

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