VDS-Tagung 2023

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Der Bremer Vorort Lilienthal war im ausgehenden 18.Jh. ein Zentrum der Astronomie und ist heute ein Zentrum der Astronomiegeschichte.
Damals baute hier der Amtmann Hieronymus Schröter das größte Teleskop auf dem Kontinent.
Heute steht im Ort ein Nachbau des damaligen Rieseninstruments.  
Das Teleskop hat einen Hauptspiegel von 50.8 cm Durchmesser, eine Brennweite von 7.75 m und eine Tubuslänge von 8.20 m; der Tubus hat eine Masse von rund 450 kg.


Die Konstruktion erinnert sehr stark an eine Kappenwindmühle. Der Unterbau ist ortsfest aber die obere Plattform kann gedreht werden.


Das Teleskop ist – für Geräte dieser Größe völlig exotisch aber um so benutzerfreundlicher – so montiert, dass sich das Okular fast ortsfest auf einer Plattform in 7 Metern Höhe befindet: Die Elevation wird grob eingestellt, indem der Tubus durch einen Seilmechanismus am Spiegel-Ende angehoben wird. Die Einstellung des Azimut erfolgt durch drehen der gesamten Konstruktion. Der äußere Spurradius beträgt 10.50 Meter.  Heute ist der Antrieb mit einem Motor möglich. Schröter hatte dafür seinen Gärtner Gäfken.


Im Vortragsraum gab es zunächst eine kleine Einweisung zur Geschichte des Teleskops

Nicht original nachgebaut ist der Treppenaufgang. - Das zeigt der Vergleich mit dem Modell



Auf der Plattform gibt es neben dem Seilzug für die Höheneinstellung nochmal 2 weitere Kurbeln für die Feineinstellung von Azimut und Höhe. Die Bedienung ist aufwändig und selbst mit dem Sucher sind die Objekte nicht leicht zu finden und im Okular zu halten. Mit dem Nachbau sind dennoch auch heutzutage praktische Beobachtungen möglich. Es ist also kein Museumsstück sondern wird bei guten Wetter aktiv eingesetzt.



Ebenfalls nachgebaut wurde die Glocke für den Gärtner Gäfken, der beim Bimmeln das Teleskop weiter bewegte:


Die Feineinstellung der Objekte erfolgt über zwei Triebe mit Kurbeln (die ständig bewegt werden müssen; es wird erwogen, diese etwas mühsame Handhabung durch Motoren zu erleichtern). Diese Technik ist klar an Teleskope von William Herschel angelehnt, mit dem Schroeter in regem Briefwechsel stand.



Während der Führung wurde erwähnt das es noch einen Originalspiegel von Schroeter im lokalen Heimatmuseum geben soll. Da nach der Führung dieses Heimatmuseum noch geöffnet war, wurde ein kleiner Abstecher unternommen.


Die Ausstellung besteht nur aus einem Raum, der aber weitgehend Schröter gewidmet ist.


Ein 25cm Newton-Spiegel aus dem Nachlass Schröters wurde später mit einer Mittelbohrung versehen. Der Belag wurde wohl in den 20er Jahren ersetzt. Die Spekulum-Spiegel von Herschel und Lord Rosse sind heute völlig blind, aber hier hat sich die Spiegelschicht offenbar gut erhalten.



Unweit vom Heimatmuseum befindet sich ein Haus das Schröter für seine Freundin und seinen Sohn erbauen ließ. Hier ist Schröter auch verstorben.






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