Beteigeuze-Leonabedeckung 2023



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Am 12. Dezember 2023 gab es eine ungewöhnliche Sternbedeckung wie sie in ihrer Art wohl nur im Abstand von Jahrhunderten vorkommen kann. Der Kleinplanet Leona bedeckte den Riesenstern Beteigeuze. Beide Objekte sollten etwa gleich groß sein, so das eine totale Bedeckung des Roten Riesen möglich erschien. Selbst bei einer ringförmigen Bedeckung sollte eine freiäugige Veränderung sichtbar sein.


Beteigeuze ist der Stern mit dem größten bekannten Winkeldurchmesser am Firmament. Daher ist er in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten gut untersucht. Wegen des großen Winkeldurchmessers ist für eine messbare Bedeckung ein großer Asteroid von Nöten. Obwohl es über eine Million Asteroiden gibt, erfüllen nur wenige die nötigen Voraussetzungen. Leona stand günstig im Perihel seiner Bahn und damit in Sonnennähe. Zugleich stand die Erde fast in Opposition. Besser konnten die Voraussetzungen nicht sein.



Weniger gut waren die Voraussetzungen beim Wetter. Schon in den Tagen zuvor wurde der Wetterbericht aufmerksam verfolgt. Im gesamten Mittelmeerraum war für den Bedeckungszeitpunkt ein wechselhaftes Wetter vorhergesagt.


Mehrere Hundert Amateurastronomen aus ganz Europa reisten für die Bedeckung nach Spanien. Der eigene Flug ging günstig mit Ryanair ab Memmingen.


Der Flug war gut ausgebucht und ging vorbei an den beaknnten ´Weißen Dörfern´ nördlich von Malaga.


Unser Team bestand aus Peter Slansky, Maciej Libert, Martina Hanke, Jürgen Michelberger und Bernd Gährken. Telefonisch eingebunden war auch Sebastian Voltmer der sich direkt zu seinem Beobachtungsort begeben hatte.


Ankunft am Flughafen

Nach der Ankunft am 10.12. sollte es am Montagmorgen dem 11.12. ein Treffen in den Räumen von Astroshop.es geben. Carlos Malagon hatte ein paar Snacks vorbereitet und spanische Gäste eingeladen.




Das Treffen wurde zu einem letzten Test der Ausrüstung genutzt. Daneben gab es einen einleitenden Vortrag von B. Gährken der auch im Internet übertragen wurde.

Das wichtigste Thema war natürlich das Wetter. Leider waren die Prognosen weiter unsicher und sagten eine hohe Bewölkung voraus. Carlos Malagon machte uns aber Mut. Er kannte die lokalen Gegebenheiten und sagte ein Aufklaren voraus.


Eine eindeutige Prognose war nicht möglich und daher wurde entschieden die Region östlich von Cordoba anzusteuern. Sie war am nächsten zum Pfad und verkehrstechnisch am leichtesten zu erreichen. Während der Fahrt bedeckten dünne Wolken vollständig den Himmel. Die Sonne war kaum zu sehen und ging unbemerkt unter. Wir hatten ausreichend Zeit und dies stellte sich noch als Glück heraus Bei der Erkundung des Geländes versank eines der Fahrzeuge im Schlamm. Es gab schon Überlegungen neben dem Schlammloch zu beobachten, doch dank der laufenden Olivenernte waren viele Trecker unterwegs. Ein hilfreicher Bauer zog den Wagen netterweise raus. Nach dem Schreck gab es ein Abendessen mit Oliven aus der Region.


Nach dem Mahl fiel die Entscheidung, die Gruppe aufzuteilen. So bestand die erhöhte Chance das zumindest eine Gruppe ein Wolkenloch erwischt und man gemeinsam ein irgendein Ergebnis nach Hause trägt. Ein letztes Telefonat mit Sebastian bestätigte, dass auch 60km westlich kein besseres Wetter zu erwarten war.

 
Peter Slansky, Maciej Libert, Martina Hanke bildeten das ´Team-Mitte´ östlich von Arjonilla während sich Jürgen Michelberger und Bernd Gährken etwa 60km Luftlinie weiter nach Osten bewegten um einen Platz unweit des Ortes Torreperogil anzusteuern. Torreperogil erschien in mehrerlei Hinsicht günstig. Von Cordoba kommend schnitt hier die Autobahn die Zentrallinie der Bedeckung.

Unser Beobachtungsplatz lag nur 100m südlich der Prognoselinie.

Im Vorland der weiter östlich gelegenen Sierra de Cazorla war der Himmel schon sehr dunkel. Die Autobahn verläuft bei Torreperogil über einem etwa 600m hohen Gebirgskamm. Nur ein paar Meter neben der Ausfahrt fand sich an einem Feldweg ein ideales Plätzchen mit einer wunderbaren Aussicht.

Als Team-Ost hatten wir dort ein sehr trockenes Plätzchen gefunden. Trotz Windstille gab es kein Problem mit Tau. Unsere Freunde vom Team-Mitte hatten zeitgleich mit beschlagenen Optiken zu kämpfen. Es wurde in Ruhe aufgebaut und etwa eine Stunde vor der Bedeckung war alles einsatzbereit. Der Blick nach Oben war sorgenvoll. Zweimal zog der Himmel fast vollständig mit dünnen Wolken zu, um danach wieder aufzulockern.

Beobachtungsnacht 12.12.23 Beteigeuze und Leona bei Torreperogil am 16.12.23, 22:36 UT - 6:17 UT
Bilder im Minutentakt EOS-M, 6.5mm Fisheye:

Der Wolkenkrimi hatte ein gutes Ende. 10min vor der Bedeckung bildete sich ein passendes Loch mit sehr guter Transparenz. Nach dem Starten der Kameras setzten wir uns auf 2 Klapphocker und schauten gespannt zum Sternbild Orion. Im Vorfeld hatten wir die Chance für ein Wolkenloch und die Wahrscheinlichkeit abseits des unsicheren Pfads zu stehen mit jeweils 50% kalkuliert. Als sich dann die Helligkeit von Beteigeuze änderte, war die dies wie ein Donnerschlag. Innerhalb von Sekunden sank die Helligkeit mit dem freien Auge gut sichtbar um etwa 2 Magnituden. Der Anstieg erfolgte ebenso-schnell. Nach dem sensationellen Erlebnis war der Jubel groß, doch der Freudentanz musste verschoben werden bis alle Aufnahmen gestoppt und die Zeiten sauber erfasst waren. 4 Kameras waren im Einsatz. 2 Webcams hatten das direkte Zeitsignal vom PC der mit einem GPS-Timeinserter abgeglichen wurde.

2 DSLRs filmten vor dem Ende des Videos die PC-Uhr ab und konnten mit diesem Trick ebenfalls abgeglichen werden.


Nach der Bedeckung wurde die Ausrüstung eingepackt und ein paar Stunden im Auto geschlafen. In der Nacht hatte uns am Beobachtungsplatz kein Auto gestört, doch in den Morgenstunden mussten wir feststellen das der Feldweg ein wichtiger Zugang bei der Olivenernte zu sein scheint. Bei Sonnenaufgang rumpelte ein Dutzend Trecker mit Anhängern an uns vorbei. Nach einem ´Astronomenfrühstück´ mit Keksen, Schokolade und Cola gab es eine kleine Wanderung durch die Olivenhaine.


Nachts hatten wir von der Anhöhe schon in weiter Ferne ein paar beleuchtete Dörfer gesehen, doch erst jetzt konnten wir die Aussicht so richtig genießen.


Als ungenießbar erwiesen sich dagegen die reifen Oliven. Oliven schmecken roh absolut scheußlich. Um Bitterstoffe anzuschwemmen, benötigen Oliven ein mehrmaliges Einlegen in Wasser. Erst danach sind sie essbar.


Spanien ist der größte Olivenproduzent der Welt. Das Hauptanbaugebiet ist in Andalusien. 50% der Weltproduktion kommen von hier. Die Olivenhaine sind endlos und erstrecken sich bis zum Horizont. Es ist kaum vorstellbar das man diese riesige Menge ernten und essen kann.





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Beteigeuze-Vortrag zur VDS-Tagung