Ulm und Wiblingen 2024

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Beim Besuch von Ulm wurde zuerst im Kloster Wiblingen Station gemacht. Der Ort Wiblingen ist heute ein Stadtteil von Ulm und liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße.

Im September 1093 wurde das Kloster an dem Ort, wo die Donau und die Iller zusammenkommen vom Konstanzer Bischof eingeweiht.

Die Grafen von Kirchberg stifteten dem Kloster Holzpartikel, die vom Kreuz Christi stammten und die seitdem in der Klosterkirche in Wiblingen in einem Schrein aufbewahrt und verehrt werden.


Im Jahr 1504 fiel die Vogtei über das Kloster an das Haus Österreich, das 1507 die Grafschaft mit der Vogtei an die Fugger verpfändete. Die Fugger hatten dadurch bis 1701 die finanzielle Oberhoheit über die Einkünfte aus dem Klostergut. Selbständig wurde die Abtei erst im 18.Jh. Das nun folgende goldene Zeitalter dauerte nur 100 Jahre. Das Kloster wurde am 27. März 1806 als eines der letzten Klöster im Zuge der Säkularisation aufgehoben.

Kirche und Bibliothekssaal in der zweiten Etage des Nordflügels können besichtigt werden. Die interaktive Ausstellung mit kleinen Filmsequenzen, Modellen und einem Audioguide halten alle Informationen für Besucher bereit.

Der Status der Abtei als selbstständiges vorderösterreichisches Territorium war wahrscheinlich der Auslöser für den Klosterneubau, der 1714 begann und weitgehend vom Spätbarock geprägt ist. Nach dem Plan des Baumeisters Wiedenmann wurde im Nordtrakt des Klosters der später berühmt gewordene, 1744 vollendete Bibliothekssaal errichtet. Im Inneren des Bibliothekssaals, der im Stil des Rokoko gehalten ist, befindet sich ein großflächiges Deckenfresko, das religiöse Szenen von Adam und Eva im Paradies bis hin zu Klosterszenen darstellt, gemalt 1744 von Franz Martin Kuen (1719?1778). Das Deckenfresko gilt als dessen Hauptwerk. Die Fresken an der Unterseite der Galerien hat Kuen erst 1750 geschaffen. Vor den Bücherregalen stehen an beiden Stirn- und beiden Längsseiten Figuren, die vier christliche und vier weltliche Allegorien darstellen. Die lebensgroßen Figuren sind weiß lackiert und poliert, ihre Requisiten sind vergoldet.



Alexander der Große bei Diogenes in der Tonne.


Papst Gregor beauftragt 4 Benediktiner-Mönche mit der Missionierung der Angelsachsen.

Die Mathematik mit dem Zirkel:
Die Askese tritt das mit Geld gefüllte Füllhorn mit den Füßen.

Justitia mit der Waage und dem Richtschwert.



Am 28. September 1783 weihte der Weihbischof des Bistums Konstanz die Klosterkirche feierlich ein. Im Zentrum des ikonographisch-theologischen Programms der ehemaligen Klosterkirche steht das Heilige Kreuz, von dem Partikel seit Jahrhunderten in Wiblingen verehrt wurden. Die frühklassizistischen Fresken von Januarius Zick im Hauptschiff zeigen von Ost nach West: Letztes Abendmahl Jesu (über dem Hochaltar), Kreuzauffindung durch Kaiserin Helena und Kartuschen mit der Wiblinger Heilig-Kreuz-Legende (über dem Chor), Kreuzerhöhung unter Kaiser Heraklius (über der Vierung), Wiederkunft Christi im Zeichen des Kreuzes am Jüngsten Tag (über dem Langhaus), Übergabe der Kreuzpartikel durch die Klosterstifter, die Grafen von Kirchberg, an Abt Werner (unter der Empore in der Eingangshalle). Zum Programm des Heiligen Kreuzes gehört darüber hinaus das Hochaltarblatt von Januarius Zick, auf dem Jesus am Kreuz mit den beiden Schächern abgebildet ist.


Passend zur Ikonographie des Heiligen Kreuzes befindet sich als Blickfang unter dem Chorbogen ein Triumphbogenkreuz mit einem spätgotischen Gekreuzigten, der um 1480/90 als Schnitzarbeit vom Ulmer Bildhauer Niklaus Weckmann geschaffen wurde. Nach Wiblinger Tradition soll die Plastik anlässlich des reformatorischen Bildersturms von ihrem ursprünglichen Ort im Ulmer Münster entfernt und nach Wiblingen gelangt sein. Im Ulmer Münster sahen wir später eine Kopie.

Das Kloster wurde 1807 Residenzschloss von Herzog Heinrich, dem Bruder des Königs Friedrich I. von Württemberg. Den Einwohnern Wiblingens wurde fortan bei Strafe verboten, die Anlage ´Kloster´ zu nennen, sie musste vielmehr als ´Schloss´ bezeichnet werden.


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Als nächstes ging es zur Stadtführung nach Ulm. Das Ulmer Münster ist die im gotischen Baustil errichtete Stadtkirche von Ulm.

Das Mauerwerk besteht zu einem Großteil aus Ziegeln:


Der Grundstein wurde 1377 gelegt, als Ulm eine wohlhabende Reichsstadt war. Das Münster war nie ein Bischofssitz. Deswegen waren von Beginn an nur ein zentraler Westturm und zwei Chortürme vorgesehen. Das Münster überstand die Luftangriffe auf Ulm 1944/1945 in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs, vom Einschlag eines Sprengbomben-Blindgängers in den Chorraum abgesehen, weitgehend unbeschädigt.

Das Kirchengebäude ist 123,56 Meter lang und 48,8 Meter breit. Das Mittelschiff hat eine Höhe von 41,6 Metern, die Höhe der Seitenschiffe beträgt 20,55 Meter. Es gibt nur wenige gotische Kathedralen mit Gewölbehöhen über 40m. In Amiens sind es 42 und in Köln 44m. Ulm hat also einen der größten gotischen Kirchenräume weltweit. Das Münster bot im Mittelalter ohne Sitzgelegenheiten Platz für 20.000 bis 22.000 Menschen im Stehen.

Blick in die Seitenschiffe

Die Kirche war zunächst kleiner geplant. Der Chor, der eine Länge von 29 Metern und eine lichte Breite von 15 Metern hat, lässt die Ausmaße des zuerst geplanten Projektes erkennen.


1392 wurde Ulrich Ensinger die Bauleitung übertragen. Er träumte von einem über 150 m hohen Hauptturm. Damit die Proportionen ausgewogen waren, sollte nun das Schiff deutlich höher werden. Die Planänderung ist gut zu erkennen am Höhenunterschied zwischen Mittelschiff und Chor. 1463 übernahm Moritz Ensinger die Bauleitung. Er wölbte das Mittelschiff ein und errichtete bis 1471 das neue Sakramentshaus. Nach dem Konzept seines Großvaters war das Münster nun vollends eine Basilika. Mit der Reformation kam es zum Baustillstand. Daher stand das Gemäuer noch dreieinhalb Jahrhunderte lang ohne die bei den meisten gotischen Basiliken üblichen Strebebögen.


Gedenktafel an den Baumeister...der auf seinen Schultern eine schwere Last zu tragen hat.

Die über 15 Meter hohen Fenster im Chor stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Sie waren im Krieg aus der Kirche ausgelagert worden.

Das Chorgestühl mit Hunderten aus Eichenholz geschnitzten Figuren ist eines der berühmtesten und schönsten Gestühle der deutschen Gotik. Es wurde zwischen 1469 und 1474 von dem Schreiner und Bildhauer Jörg Syrlin d. Ä. angefertigt. Es zählt neben dem Chorgestühl in St. Martin zu Memmingen zu den bedeutendsten gotischen Gestühlen in Deutschland.

Die Büsten auf den Pultwangen der Nordseite zeigen berühmte Männer des Altertums: Pythagoras, Cicero, Terenz, Ptolemäus, Seneca, Quintilianus und Secundus den Schweigsamen. Den antiken Gelehrten gegenüber sind auf den Pultwangen der Südseite weise Frauen des Altertums dargestellt, die Sibyllen: Phrygische, Cumanische, Cimerische, Tiburtinische, Hellespontische, Delphische und Libysche Sibylle.


Das 26,5 m hohe Sakramentshaus von 1467/1471, welches sich am linken Chorbogen befindet. An der Geländerbrüstung sind sechs Statuetten von Päpsten und Bischöfen zu sehen. Es ist das höchste Sakramentshaus der Welt.


Über der im Mittelschiff befindlichen Kanzel ist der etwa 20 Meter hohe Schalldeckel von Jörg Syrlin dem Jüngeren aus dem Jahre 1510.


Das Weihwasserbecken (1507) ist im südlichen Seitenschiff nahe dem Chor zu finden. Es stand ursprünglich draußen, da ungetaufte Kinder nicht die Kirche betreten sollten. Um es in die Kirche bringen zu können wurde später der obere Teil abgeschnitten.

Im Münster befinden sich 133 historisch wertvolle Wappen- oder Totenschilde. Es ist die größte Wappensammlung Deutschlands.


Während der Stadtführung wurden einige ungewöhnliche Häuser vorgestellt. Die durch die Stadt fließende ´Blau´ teilt sich in mehrere Arme. Sie unterspülte die Fundamente von Häusern und Stadttürmen. Die Gebäuse stehen daher heute schief.


Ein Highlight ist am Rathaus die Astronomische Uhr:


Die Lüftlmalerei am Rathaus erklärt den Grund für den Reichtum der Stadt im Mittelalter. Ab Ulm war die Donau schiffbar und daher war die Stadt ein Handelszentrum für die Balkanroute. Berühmt sind die ´Ulmer Schachteln´. Der Bootstyp ist am Rathaus abgebildet.


Im Stadtmuseum gab es wegen Baumaßnahmen nur eine eingeschränkte Sammlung zu besichtigen.



Das Hauptattraktion ist der Löwenmensch. Der Löwenmensch ist eine 31,1 cm große und 35.000 bis 41.000 Jahre alte Skulptur aus Mammut-Elfenbein, die einen Menschen mit dem Kopf und den Gliedmaßen eines Höhlenlöwen darstellt. Die Skulptur gehört zu den ältesten bekannten Kleinkunstwerken der Menschheit und ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Das Original ist Teil der Dauerausstellung im Museum Ulm, wo der Löwenmensch seit der ersten Zusammensetzung in den frühen 1970er Jahren präsentiert wird.

Bei den Ausgrabungen wurden etwa 300 Splitter gefunden. Die Figur wurde in den letzten 50 Jahren mehrfach zerlegt und nach neuesten Forschungsstand wieder zusammengesetzt.

Der Löwenmensch ist wohl ein Fabelwesen. Denkbar ist auch, dass ein Schamane dargestellt ist, der das Fell eines Löwen mit Kopf und Hinterläufen im Rahmen eines Rituals benutzte

Auf dem linken Oberarm befinden sich sieben waagerechte, parallele Kerben, die möglicherweise eine Tätowierung oder Ziernarben andeuten. Zudem weist das linke Ohr mehr als ein Dutzend quer verlaufender, feiner Ritzungen auf. Auch die linke Fußsohle scheint mit Linien verziert zu sein.



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