Beim Besuch von Ulm wurde zuerst im Kloster Wiblingen Station gemacht.
Der Ort Wiblingen ist heute ein Stadtteil von Ulm und liegt an der
Oberschwäbischen
Barockstraße.
Im September 1093 wurde das Kloster an dem Ort, wo die Donau und die
Iller zusammenkommen vom Konstanzer Bischof eingeweiht.
Die Grafen
von Kirchberg stifteten dem Kloster Holzpartikel, die vom
Kreuz Christi stammten und die seitdem in der Klosterkirche in
Wiblingen in einem Schrein aufbewahrt und verehrt werden.
Im Jahr 1504 fiel die Vogtei über das Kloster an das Haus
Österreich, das 1507 die Grafschaft mit der Vogtei an die
Fugger verpfändete. Die Fugger hatten dadurch bis 1701 die
finanzielle Oberhoheit über die Einkünfte aus dem
Klostergut.
Selbständig wurde die Abtei erst im 18.Jh.
Das nun folgende goldene Zeitalter dauerte nur 100 Jahre. Das Kloster
wurde am 27. März 1806 als eines der letzten Klöster
im Zuge der Säkularisation aufgehoben.
Kirche und Bibliothekssaal in der zweiten Etage des
Nordflügels können besichtigt werden. Die interaktive
Ausstellung mit kleinen Filmsequenzen, Modellen und einem Audioguide
halten alle Informationen für Besucher bereit.
Der Status
der Abtei als selbstständiges
vorderösterreichisches Territorium war wahrscheinlich der
Auslöser für den Klosterneubau, der 1714 begann und
weitgehend vom Spätbarock geprägt ist.
Nach dem Plan des Baumeisters Wiedenmann wurde im Nordtrakt des
Klosters der später berühmt gewordene, 1744
vollendete Bibliothekssaal errichtet.
Im Inneren des Bibliothekssaals, der im Stil des Rokoko gehalten ist,
befindet sich ein großflächiges Deckenfresko, das
religiöse Szenen von Adam und Eva im Paradies bis hin zu
Klosterszenen darstellt, gemalt 1744 von Franz Martin Kuen (1719?1778).
Das Deckenfresko gilt als dessen Hauptwerk. Die Fresken an der
Unterseite der Galerien hat Kuen erst 1750 geschaffen. Vor den
Bücherregalen stehen an beiden Stirn- und beiden
Längsseiten Figuren, die vier christliche und vier weltliche
Allegorien darstellen. Die lebensgroßen Figuren sind
weiß lackiert und poliert, ihre Requisiten sind vergoldet.
Alexander der Große bei Diogenes in der Tonne.
Papst Gregor beauftragt 4 Benediktiner-Mönche mit der
Missionierung der Angelsachsen.
Die Mathematik mit dem Zirkel:
Die Askese tritt das mit Geld gefüllte Füllhorn mit
den Füßen.
Justitia mit der Waage und dem Richtschwert.
Am 28.
September
1783 weihte der Weihbischof des Bistums Konstanz die
Klosterkirche feierlich ein.
Im Zentrum des ikonographisch-theologischen Programms der ehemaligen
Klosterkirche steht das Heilige Kreuz, von dem Partikel seit
Jahrhunderten in Wiblingen verehrt wurden. Die
frühklassizistischen Fresken von Januarius Zick im Hauptschiff
zeigen von Ost nach West: Letztes Abendmahl Jesu (über dem
Hochaltar), Kreuzauffindung durch Kaiserin Helena und Kartuschen mit
der Wiblinger Heilig-Kreuz-Legende (über dem Chor),
Kreuzerhöhung unter Kaiser Heraklius (über der
Vierung), Wiederkunft Christi im Zeichen des Kreuzes am
Jüngsten Tag (über dem Langhaus), Übergabe
der Kreuzpartikel durch die Klosterstifter, die Grafen von Kirchberg,
an Abt Werner (unter der Empore in der Eingangshalle). Zum Programm des
Heiligen Kreuzes gehört darüber hinaus das
Hochaltarblatt von Januarius Zick, auf dem Jesus am Kreuz mit den
beiden Schächern abgebildet ist.
Passend zur
Ikonographie des Heiligen Kreuzes befindet sich als
Blickfang unter dem Chorbogen ein Triumphbogenkreuz mit einem
spätgotischen Gekreuzigten, der um 1480/90 als Schnitzarbeit
vom Ulmer Bildhauer Niklaus Weckmann geschaffen wurde. Nach Wiblinger
Tradition soll die Plastik anlässlich des reformatorischen
Bildersturms von ihrem ursprünglichen Ort im Ulmer
Münster entfernt und nach Wiblingen gelangt sein. Im Ulmer
Münster sahen wir später eine Kopie.
Das Kloster wurde 1807 Residenzschloss von Herzog Heinrich, dem Bruder
des
Königs Friedrich I. von Württemberg. Den Einwohnern
Wiblingens wurde fortan bei Strafe verboten, die Anlage
´Kloster´ zu
nennen, sie musste vielmehr als ´Schloss´
bezeichnet werden.
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Als nächstes ging es zur Stadtführung nach Ulm. Das
Ulmer
Münster ist die im gotischen Baustil errichtete
Stadtkirche von Ulm.
Das Mauerwerk besteht zu einem Großteil aus Ziegeln:
Der
Grundstein wurde 1377 gelegt, als Ulm eine wohlhabende Reichsstadt
war. Das Münster war nie ein Bischofssitz. Deswegen waren von
Beginn an nur ein zentraler Westturm und zwei Chortürme
vorgesehen.
Das Münster überstand die Luftangriffe auf Ulm
1944/1945 in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs, vom Einschlag
eines Sprengbomben-Blindgängers in den Chorraum abgesehen,
weitgehend unbeschädigt.
Das Kirchengebäude ist 123,56 Meter lang und 48,8 Meter breit.
Das Mittelschiff hat eine Höhe von 41,6 Metern, die
Höhe der Seitenschiffe beträgt 20,55 Meter. Es gibt
nur wenige gotische Kathedralen mit Gewölbehöhen
über 40m. In Amiens sind es 42 und in Köln 44m. Ulm
hat also einen der größten gotischen
Kirchenräume weltweit. Das Münster bot im Mittelalter
ohne Sitzgelegenheiten Platz für 20.000 bis 22.000 Menschen im
Stehen.
Blick in die Seitenschiffe
Die Kirche
war zunächst kleiner geplant. Der Chor, der eine
Länge von 29 Metern und eine lichte Breite von 15 Metern hat,
lässt die Ausmaße des zuerst geplanten Projektes
erkennen.
1392 wurde
Ulrich Ensinger die Bauleitung übertragen. Er
träumte von einem über 150 m hohen Hauptturm. Damit
die Proportionen ausgewogen waren, sollte nun das Schiff deutlich
höher werden. Die Planänderung ist gut zu erkennen am
Höhenunterschied zwischen Mittelschiff und Chor. 1463
übernahm Moritz Ensinger die Bauleitung. Er wölbte
das Mittelschiff ein und errichtete bis 1471 das neue Sakramentshaus.
Nach dem Konzept seines Großvaters war das Münster
nun vollends eine Basilika. Mit der Reformation kam es zum
Baustillstand. Daher stand das Gemäuer noch dreieinhalb
Jahrhunderte lang ohne die bei den meisten gotischen Basiliken
üblichen Strebebögen.
Gedenktafel an den Baumeister...der auf seinen Schultern eine schwere
Last zu tragen hat.
Die
über 15 Meter hohen Fenster im Chor stammen aus dem 14.
und 15. Jahrhundert. Sie waren im Krieg aus der Kirche ausgelagert
worden.
Das
Chorgestühl mit Hunderten aus Eichenholz geschnitzten
Figuren ist eines der berühmtesten und schönsten
Gestühle der deutschen Gotik. Es wurde zwischen 1469 und 1474
von dem Schreiner und Bildhauer Jörg Syrlin d. Ä.
angefertigt. Es zählt neben dem Chorgestühl in St.
Martin zu Memmingen zu den bedeutendsten gotischen Gestühlen
in Deutschland.
Die
Büsten auf den Pultwangen der Nordseite zeigen
berühmte Männer des Altertums: Pythagoras, Cicero,
Terenz, Ptolemäus, Seneca, Quintilianus und Secundus den
Schweigsamen. Den antiken Gelehrten gegenüber sind auf den
Pultwangen der Südseite weise Frauen des Altertums
dargestellt, die Sibyllen: Phrygische, Cumanische, Cimerische,
Tiburtinische, Hellespontische, Delphische und Libysche Sibylle.
Das 26,5 m hohe Sakramentshaus von 1467/1471, welches sich am linken
Chorbogen befindet. An der Geländerbrüstung sind
sechs Statuetten von Päpsten und Bischöfen zu sehen.
Es ist das höchste Sakramentshaus der Welt.
Über
der im Mittelschiff befindlichen Kanzel ist der etwa 20
Meter hohe Schalldeckel von Jörg Syrlin dem Jüngeren
aus dem Jahre 1510.
Das
Weihwasserbecken (1507) ist im südlichen Seitenschiff nahe
dem Chor zu finden. Es stand ursprünglich draußen,
da ungetaufte Kinder
nicht die Kirche betreten sollten. Um es in die Kirche bringen zu
können wurde später der obere Teil abgeschnitten.
Im
Münster befinden sich 133 historisch wertvolle Wappen- oder
Totenschilde. Es ist die größte Wappensammlung
Deutschlands.
Während
der Stadtführung wurden einige ungewöhnliche
Häuser vorgestellt. Die durch die Stadt fließende
´Blau´ teilt sich in mehrere Arme. Sie
unterspülte die Fundamente von Häusern und
Stadttürmen. Die Gebäuse stehen daher heute schief.
Ein Highlight ist am Rathaus die Astronomische Uhr:
Die Lüftlmalerei am Rathaus erklärt den Grund
für den Reichtum der Stadt im Mittelalter. Ab Ulm war die
Donau schiffbar und daher war die Stadt ein Handelszentrum für
die Balkanroute. Berühmt sind die ´Ulmer
Schachteln´. Der Bootstyp ist am Rathaus abgebildet.
Im Stadtmuseum gab es wegen Baumaßnahmen nur eine
eingeschränkte Sammlung zu besichtigen.
Das
Hauptattraktion
ist der Löwenmensch. Der Löwenmensch ist eine 31,1 cm
große und 35.000
bis 41.000 Jahre alte Skulptur aus Mammut-Elfenbein, die einen Menschen
mit dem Kopf und den Gliedmaßen eines
Höhlenlöwen darstellt. Die Skulptur gehört
zu den ältesten bekannten Kleinkunstwerken der Menschheit und
ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Das Original ist Teil der Dauerausstellung im Museum Ulm, wo der
Löwenmensch seit der ersten Zusammensetzung in den
frühen 1970er Jahren präsentiert wird.
Bei den
Ausgrabungen wurden etwa 300 Splitter gefunden.
Die Figur wurde in den letzten 50 Jahren mehrfach zerlegt
und nach neuesten Forschungsstand wieder zusammengesetzt.
Der
Löwenmensch ist wohl ein Fabelwesen. Denkbar ist auch,
dass ein Schamane dargestellt ist, der das Fell eines Löwen
mit Kopf und Hinterläufen im Rahmen eines Rituals benutzte
Auf dem
linken Oberarm befinden sich sieben waagerechte, parallele
Kerben, die möglicherweise eine Tätowierung oder
Ziernarben andeuten. Zudem weist das linke Ohr mehr als ein
Dutzend
quer verlaufender, feiner Ritzungen auf. Auch die linke
Fußsohle scheint mit Linien verziert zu sein.