Hettstedt 2024

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Auf dem SFTH 2024 hab es eine Einladung von Klaus Rockmann zum Jubiläum seiner Sonnen-Sternwarte Kupferberg (http://www.sok-het.de/ ) Die Einladung wurde gern angenommen, denn die Kupferstadt Hettstedt und das Observatorium waren mehrfach Thema auf verschiedenen Vortragsveranstaltungen und hatten die Neugier geweckt.

Das Jubiläumswochenende vom 6.7.24 war meist sonnig und nicht zu heiß. Die Anfahrt erfolgte mit dem 49-Euro-Ticket. In Erfurt gab es wegen Zugausfalls einen ungeplanten Aufenthalt von 3 Stunden. Um die Zeit nicht sinnlos zu vertrödeln wurde nach einer passenden Sehenswürdigkeit gesucht. Nur 5 Minuten vom Bahnhof entfernt befindet sich das Angermuseum. Das Angermuseum ist ein Kunstmuseum mit Gemälden, Musikinstrumenten und Skulpturen einschließlich Glaskunst, Grafiken und historischen Räumen. Das Gebäude ist ein fränkisch beeinflusster Barockbau und entstand 1706–1711.



Die Sammlung des Angermuseums galt in den 20ern als eine der größten des deutschen Expressionismus. Leider sind viele Werke verloren gegangen, doch ein paar Highlights sind immer noch vorhanden.


U.A. gibt es den „Heckelraum“, den der Künstler Erich Heckel unter dem Motto „Lebensstufen“ in den Jahren 1922/24 mit expressionistischen Wandmalereien gestaltete. Leider ist der Raum nur durch ein Gitter zu besichtigen.


Zu der Sammlung mittelalterlicher Kunst gehören Werke aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, darunter vier Altartafeln und acht Tafelgemälde. Darunter ist ein Flügelaltar der Cranach und der Cranach-Werkstatt zugeschrieben wird.




Eine Sonderausstellung gab es zu Heinz Zander. Von dem Künstler hatte ich bislang nie was gehört. Er zählt zur Leipziger Schule der DDR die durch eine „expressiv-leidenschaftliche“ und die „formstrenge, dingpräzise, nüchtern-sachliche und unterkühlte Wirklichkeitserfassung“ geprägt ist.

Handwerklich ist Zander perfekt. Besonders seine Bleistiftzeichnungen sind beeindruckend.


Bei der Malerei gibt es einen starken Bezug zum Surrealismus. Seine Bilder sind voll mit allerlei Getier das in einem Alptraum gut Platz finden würde. Seine Vorbilder waren Bosch, Grünewald und Giuseppe Arcimboldo.



Zanders Technik mit Harz-Öl-Lasuren produziert interessante Farbeffekte.


2 historische Räume wurden im Museum aufgebaut.





Der Zug nach Hettstedt ist eine eingleisige Nebenlinie die von einem Schienenbus befahren wird. Die Strecke ist landschaftlich reizvoll. Kurz vor Hettstedt waren die ersten Abraumhalden zu sehen.


Hettstedt befindet sich an der Grenze von Unterharz und Harzvorland. Die Altstadt Hettstedts liegt im Tal der Wipper, weitere Stadtteile erstrecken sich auf die Talhänge und die umliegende Hochebene. Die relativ großen Höhenunterschiede geben dem Stadtgebiet einen bergigen Charakter.
Unter einer Schicht aus Sand- und Kalkstein liegt eine Schicht kupferhaltigen Tonsteins, der als Kupferschiefer bezeichnet wird. Dieser Kupferschiefer wurde seit dem 12.Jh. abgebaut.

1223 wird der Ort als Dorf und 1283 erstmals als Stadt erwähnt. Durch den lukrativen Kupfer- und Silberbergbau und die Verhüttung wuchs die Einwohnerzahl des Ortes durch Einwanderung schnell an. Im 14 Jh. fiel die Stadt an die Grafen von Mansfeld. Von 1430 bis 1439 erhielt die Stadt eine Stadtmauer mit drei Toren: Saigertor Richtung Norden, Brückentor über die Wipper nach Osten und das Molmeck-Tor Richtung Südwesten. Die Tore sind teilweise erhalten.  Auch von der Burg ist noch ein Turm zu sehen.


In das 15 Jh. fällt die Entwicklung des Saigerverfahrens. Das Prinzip basiert darauf, dass sich Silber im Schmelzprozess wesentlich besser in Blei als in Kupfer löst. Man legiert das Kupfer mit Blei, löst so das Blei ab und oxidiert es in einem Kapilarverfahren. Das Silber bleibt übrig. Das Prinzip ist ähnlich wie bei der Aufkonzentrierung von Gold mit Hilfe von Quecksilber.

Nach dem 30-jährigen Krieg gab es einen Niedergang. Erst 150 Jahre später ging es wieder bergauf.

1785 wurde zur Entwässerung der Stollen nahe Hettstedt eine Dampfmaschine wattscher Bauart errichtet, deren Baupläne durch Industriespionage erworben wurden. Somit wurde Hettstedt zum Standort der ersten Dampfmaschine wattscher Bauart in Preußen. Durch zunehmenden Einsatz von Dampfmaschinen konnte der Bergbau in den folgenden Jahrzehnten drastisch ausgeweitet werden. An die erste Dampfmaschine erinnert ein Denkmal nahe der Abraumhalden.


Die Produktionskosten des Mansfelder Kupfers lagen Ende der 80er Jahre etwa beim zehnfachen des Weltmarktpreises für Kupfer. Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurden keine Subventionen mehr gezahlt, woraufhin der Bergbau eingestellt wurde.

Der Schiefer in den Halden ist leicht zu spalten und mit etwas Glück finden sich Fossilien von Fischen.


Meist sind es nur einzelne Schuppen, doch nach fast 2 stündiger Suche gelang der Fund eines Fisches der zu 2 Dritteln erhalten war.


Die Fossilien gelten als historisch bedeutend. Ein Mansfelder Pfarrer soll anhand der Schieferfossilien die ersten Fossilien überhaupt beschrieben haben.


Die Sankt-Jacobi-Kirche konnte am Sonntag besichtigt werden.



Mit deren Bau wurde 1418 begonnen. Zuerst wurde der Chor gebaut und 1429 fertiggestellt, 1445 das Kirchenschiff. Im inneren gibt es eine Renaissance-Kanzel mit einer Himmelskugel die Reste von Malereien zeigt.



Die Malereien sind eher ungelenk ausgeführt. Auch wenn hier kein Meister seinen Ehrgeiz entfaltete, so ist es doch interessant zu sehen, was ein mutmaßlich durchschnittlicher Bildungsbürger damals vom Himmel verstanden hat und wie er es zum Ausdruck bringen wollte. Einen professionelleren Ansatz hatte wenige Jahre später Adam Olearius der aus dem benachbarten Aschersleben kam und den Gottorfer Riesenglobus konstruierte.




Der bedeutendste Sohn der Stadt war der Dichter Georg Philipp Friedrich von Hardenberg der bekannter ist unter seinem Künstlernamen ´Novalis´. Geboren wurde er 1772 auf dem Rittergut Oberwiederstedt. Er starb schon mit 28 Jahren. Hardenberg gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Frühromantik, der über umfassende Kenntnisse der Naturwissenschaften, des Rechts, der Philosophie, Politik und Wirtschaft verfügte. Hauptberuflich war er im Bergwerkswesen tätig und Salinenaufseher. Im August 1800 erschienen die ´Hymnen an die Nacht´. Sie gelten als der Höhepunkt des lyrischen Schaffens Hardenbergs und auch als bedeutende Dichtung der Frühromantik. Ein Jahr später ist Novalis gestorben. Sein Geburtshaus Schloss Oberwiederstedt ist heute ein Museum Ursprünglich war es mal ein Kloster das während der Reformation aufgelöst wurde. Aus der Klosterzeit stammt noch die Kirche, die als typische Schlosskirche viel zu groß war und daher teilweise als Getreidespeicher genutzt wurde.


Das Schloss Oberwiederstedt ist ein Rittergut aus dem 16 Jh.



Das Stabwerk in den Fensterlaibungen spricht für eine Bauzeit vor 1530.


In der DDR-Zeit ist die Anlage heruntergekommen. Das Museum hat daher nur wenige Originale. Es gibt Verzeichnisse mit der Ausstattung vor 1945 und es gelang einige Gemälde sowie einen Schrank zurückzukaufen.

Zahlreiche Schautafeln und Vitrinen beschäftigen sich mit der Lebenszeit und dem Werk von Novalis.



Am Samstag Vormittag gab es die Jubiläumsfeier und die Sternwarte Kupferberg konnte besichtigt werden.

Für die Beobachtung der Photosphäre wird ein 120mm Refraktor verwendet. Für H-alpha gibt es ein Sonnenteleskop der Firma Lunt mit einer Öffnung von 60 mm. Es wurde ein Foto probiert. Die EOS-M ist eigentlich wenig geeignet für die H-Alpha-Fotografie

Zahlreiche Besucher kamen zur Jubiläumsfeier.


Abwesende wurden mit nostalgischen Erinnerungen gewürdigt.



Am Nachmittag ging es noch zur Sternwarte Quedlinburg, die am selben Tag ihr Sommerfest durchführte. 


Im ehemaligen Wasserspeicher unter der Sternwarte wurde reichlich aufgetischt.


Das schon vor 4000 Jahren in der Region Astronomie betrieben wurde, beweist die Schalkenburg. In diesem Areal wurde eine neolithische Kreisgrabenanlage, eine Siedlung der Bernburger Kultur, sowie eine spätbronze- bis ältereisenzeitliche und eine späthallstattzeitliche Höhensiedlung bzw. Burganlage ausgegraben.

Nach Norden wird das spärlich von Bäumen bestandene Plateau durch eine 2 m starke Geländekante von der anschließenden Hochfläche begrenzt. In diesem Bereich verläuft ein 3000 Jahre alter Wall, bei dem es sich um die Ruine von mindestens zwei Befestigungsmauern handelt. Dieser Abschnitt ist noch gut zu erkennen.

Auf dem Sporn lagen parallel zueinander fünf leicht ovale Pfostenringe mit drei Torgassen. Die Ringe haben Abstände von etwa 5,5 bis 6 m. Anders als in Pömmelte und Goseck hat man sich entschieden, diese Anlage nicht zu rekonstruieren, sondern als Bodenfund für spätere Forschungen unverändert zu erhalten.

Unweit der Schalkenburg gibt es eine bronzezeitliches Hügelgrab, das jedoch schon vor Jahrhunderten geplündert wurde.




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