SFTH März 24 - Goslar

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Am Sonntag stand ein Besuch der Altstadt von Goslar auf dem Programm. Goslar hat gleich 3 Einträge als Weltkulturerbe der Vereinten Nationen. Das Bergwerk am Rammelsberg wurde schon zuvor besucht und die Harzer Wasserkunst ist über den gesamten Harz verstreut. Diesmal war die Altstadt mit der Kaiserpfalz das Ziel. Die Stadtführung wurde am morgen knapp verpasst, doch Goslar hat inzwischen eine passende Handyapp mit der man selbst durch die Stadt wandern kann.

Zudem gibt es im Rathaus eine Ausstellung als Einführung:


1290 erlangte Goslar die Reichsunmittelbarkeit und behielt bis zur Mediatisierung 1802 den Status einer selbständigen Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich, was sich im Stadtwappen widerspiegelt.


1009 begann mit der ersten Reichssynode unter Heinrich II. die für Goslar wichtige Periode als ein zentrale Pfalz des Heiligen Römischen Reiches.

Konrad II. hat 1025 an der heutigen Stelle den Grundstein zur Kaiserpfalz gelegt. Konrad bestätigte auch die Rechte der Goslarer Fernhandelskaufleute. Insgesamt sind von Konrad sechs Aufenthalte in Goslar belegt.

Unter Heinrich III. entwickelte sich seine Lieblingspfalz in Goslar zum Zentrum des Reiches: In 17 Regierungsjahren wurden in Goslar 18 oft mehrmonatige Hoftage abgehalten. 1042 empfing Heinrich III. Peter von Ungarn und eine Gesandtschaft Jaroslavs von Kiew.

Ab 1267 bis 1566 gehörte Goslar dem Städte- und Kaufmannsbund der Hanse an. Besonders die Wahrung der inneren Ordnung und Ratsverfassung war Anliegen der Goslarer Hansepolitik. Wichtig war für Goslar vor allem der Kupfer- und Silberhandel, seit dem 13. Jahrhundert aber auch der Bierexport. Ab 1323 ist zudem der Schieferabbau und ab 1468 die Vitriolherstellung urkundlich belegt. Im 14 Jh. versumpfte der Bergbau und kam zum erliegen. Im 15Jh. wurde er reaktiviert. Bis 1471 erholte sich der Bergbau so weit, dass der Rat neue Abgaben für die Gewerke einführte und schließlich alle Anteile der Eigner kaufte. Ab 1478 wurde zudem durch das neue Seigerverfahren die Verhüttung der Metalle erleichtert.Goslar erlebte durch die Einnahmen aus Bergwerk und Hütten einen großen Aufschwung. Bis 1511 gelang es dem Rat, alleiniger Besitzer aller Gruben am Rammelsberg zu werden. Nur 40 Jahre später gingen die Bergrechte jedoch an die Braunschweiger Herzöge verloren. Goslar stagnierte und die Einwohnerzahl halbierte sich in den nächsten 400 Jahren auf etwa 7.000. Den Zweiten Weltkrieg überstand Goslar ohne größere Zerstörungen.

Am 11. November 1050 wurde in Goslar Heinrich IV. geboren. Im September 1056 besuchte Papst Viktor II. Heinrich III. in Goslar und weihte die Stiftskirche. Von der Stiftskirche ist leider nur ein Portal erhalten. Das 1150 gebaute Portal überlebte, weil es während der Abbrucharbeiten am Stift von den Handwerkern als Aufenthaltsraum genutzt wurde.

Die Front der Vorhalle schmücken in zwei Reihen Nischen mit ursprünglich farbigen Stuckplastiken. Die obere Reihe zeigt in der Mitte Maria mit dem Jesuskind, zu beiden Seiten umrahmt von Leuchtern und Engeln. Die untere Reihe zeigt von links nach rechts Kaiser Heinrich III., die Schutzpatrone des Doms Simon, Matthias und Judas. Die rechte Kaiserfigur könnte der zur Bauzeit regierende Barbarossa sein. Wenn man die Figur anschaut erkennt man einen rötlichen Bart. Links hält Heinrich III. als Stifter eine Kirche in der Hand.

In der Halle ist eine Kopie der Lehnen des Kaiserstuhls ausgestellt, der sich ursprünglich in der Stiftskirche befand. Das Original befindet sich im unteren Gewölbe des Kaiserhauses. Die bronzenen, mit Rankenornamenten verzierten Seiten- und Rückenlehnen stammen aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Die den eigentlichen Sitz umgebenden Sandsteinschranken sind original. Sie zieren romanische Tierfiguren und Fabelwesen.

 Der Kaiserstuhl könnte Heinrich IV. als Thronsitz gedient haben. Der Kaiserstuhl ist neben dem Thron Karls des Großen in Aachen und dem (von Heinrich II.?) in der Westkrypta von St. Emmeram in Regensburg der einzige erhalten gebliebene Thron eines römischen Kaisers des Mittelalters.



Die kunstvolle romanische Mittelsäule wurde vom Baumeister signiert, was im Mittelalter eher selten ist.


Bis vor 200 Jahren war die bauliche Einheit von Pfalz und Stiftskirche in einmaliger Art erhalten. Ähnliche Kombinationen gab es auch in Aachen oder Paderborn. Das Kaiserhaus ist der größte und zugleich besterhaltene Profanbau des 11. Jahrhunderts. Vor der Restaurierung diente das Gebäude als Getreidespeicher und hatte fast 600 Jahre unverändert überstanden.  Es gibt ein Modell aus der Zeit vor der Restaurierung

Das Kaiserhaus ist mit 54 Metern Länge und 18 Metern Tiefe der größte Profanbau seiner Zeit. Das Zentrum des Kaiserhauses stellt der zweigeschossige Saalbau dar. Er beherbergte übereinander zwei Säle von 47 Metern Länge und 15 Metern Breite. Beide hatten eine Balkendecke, die in der Mitte durch eine Säulenreihe gestützt wurde. Der obere Saal wird als „Sommersaal“ bezeichnet. Das Gebäude diente nur für Feste und Empfänge. Gewohnt haben die Kaiser in einem Nebengebäude. 1868 begann die Restaurierung des Gebäudes. Im Inneren des Gebäudes zeugen die von Hermann Wislicenus in der Zeit von 1879 bis 1897 geschaffenen monumentalen, historisierenden Wandgemälde vom nationalen Hochgefühl jener Zeit.

Das größte Bild in der Mitte des Saales zeigt die Apotheose des Kaisertums: Zentral im Bild reitet Wilhelm I., hinter ihm, ebenfalls zu Pferd, sein Sohn und Thronfolger Friedrich Wilhelm. Zur Rechten Wilhelms steht Bismarck, mit Säulenbasis und Hammer als Baumeister des neuen Reiches dargestellt. Auf der linken Seite des Bildes sind die deutschen Fürsten zu sehen, ganz vorn der Bayernkönig Ludwig II., der Wilhelm eine Krone reicht. Der auf der rechten Seite stehende Junge ist der spätere Kaiser Wilhelm II.

Der Startpunkt der Bildreihe ist die Zerstörung der Irminsul durch Karl den Großen:

Auf der Schmalseite im Süden ist das Märchen von Dornröschen dargestellt. Es soll hier symbolisieren, dass das alte Reich 1806 nicht untergegangen ist, sondern in einen langen Schlaf fiel und durch die Reichsgründung 1871 wieder erweckt wurde.

Gegenüber auf der Schmalseite im Norden ist Friedrich I. Barbarossa zu sehen, wie er mit einem Schwert in der Hand dem Kyffhäuser entsteigt. Rechts oben in der Ecke fliegt ein Adler, der die Raben verjagt. Auf dem Bild trägt Friedrich I. die Gesichtszüge Wilhelms I. und blickt auch in dessen Richtung.

Wilhelm I. als Barbarossa mit ´weißen Bart´ als Barbarblanca.

Die Gemälde waren im 19 Jh. umstritten da hier der Kniefall Kaiser Barbarossas vor Heinrich dem Löwen und der Gang nach Canossa dargestellt sind. Beides galt eines Kaisers unwürdig. Wilhelm II. blieb der Einweihung demonstrativ fern. Ihm passte auch nicht das er als Kind dargestellt wurde.


Die Pfalzkapelle St. Ulrich ist zweistöckig ähnlich wie die Kapellen in Aachen, Nürnberg oder Rheda. In der Unterkapelle ist sie ein kreuzförmiger Zentralbau dem eine 4-eckige Oberkapelle aufgesetzt ist.

In der Unterkapelle, genau im Mittelpunkt des Kreuzes, steht heute ein Sarkophag, dessen Deckelplatte eine etwa in der Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Plastik ziert.

Der lebensgroße, liegende Heinrich III., den Kopf auf ein Kissen gebettet, zu Füßen ein Hund liegend, in der rechten Hand das Zepter, in der linken das Modell einer Kirche.

Der Sarkophag enthält (in einer achteckigen, vergoldeten Kapsel) das Herz Heinrichs III., das auf dessen Wunsch hin in Goslar verblieben ist. Goslar bezeichnet sich wegen des Kaisergrabes gern als Stadt ´in dem die Kaiser ihr Herz verloren´. Mit nur einem Herz von nur einem Kaiser ein gewagter Werbespruch.

Ein weiteres Highlight ist der originale Bronzevogel vom Dach der Kaiserpfalz.


Der Vogel gleicht dem ebenfalls original erhaltenen Adler auf dem Goslaer Marktbrunnen

Der Brunnen ist ein Unikat, das aus mehren Bauteilen des 11. bis 13 Jh. zusammengesetzt ist. Es ist kaum zu glauben das er seit 700 Jahren original erhalten unverändert auf dem Marktplatz steht.


 Das gotische Rathaus wurde mit einer Führung besichtigt.


Das Relief ist kein Bär mit Eis am Stil sondern ein Affe mit Spiegel, als Symbol der Eitelkeit.

Die abknickende Laubensäule steht schief. Das Rathaus steht seit 800 Jahren auf dem rutschigen Grund eines ehemaligen Bachbetts.

Das Highlight ist der zwischen 1501 und 1515 geschaffene Huldigungdsaal.  Der Huldigungssaal ist etwa 7,30 Meter breit, 7,30 Meter lang und 3,30 Meter hoch. In diesem Ratssaal wurden Wände, Decke und auch Fensternischen vollständig mit Tafelgemälden ausgekleidet. In Technik von Öl auf Holz stellen sie Verkündigung und Szenen aus dem Leben Jesu, sowie Evangelisten und zwölf Propheten dar. Fast lebensgroß sind weiter abwechselnd elf Kaiser und zwölf Sibyllen dargestellt.



Das historische Gildehaus Kaiserworth steht am Marktplatz. Dieses ehemalige Gebäude der Gewandschneider wurde im Jahre 1494 auf den Grundmauern des ersten Gildehauses aus dem Jahre 1274 erbaut. Der mittelalterliche Verband der Fern- und Großkaufleute nannte sich in Goslar „Worthgilde“ und war die wichtigste ratsfähige Gilde.

Der eindrucksvolle spätgotische Bau mit seinen sechs zum Marktplatz geöffneten Arkaden sowie einem Schmuckerker und Fassadenfiguren zeugt von dem Reichtum der Besitzer und der Stadt in jener Zeit. Auf diesen Umstand verweisen insbesondere die Figuren der „Abundantia“, der Göttin des Überflusses, und des unter ihr hockenden „Dukatenmännchens“. Die Kaiser an der Frontseite sind aus dem 19.Jh.
Früher standen hier antike Gottheiten die verloren gegangen sind. Nur Abundantia ist als original übrig geblieben.


Die Originalfiguren gibt es noch in einem Modell:



Die Ursprünge der Marktkirche reichen zurück in das 11. Jahrhundert, wo bereits ein Vorgängerbau bestanden haben muss.

Von dieser romanischen Kirche stammt wahrscheinlich der heutige Westriegel der Marktkirche, der mit seinen beiden Türmen gewissermaßen wie eine Burg aufragt. Die beiden Türme sind nahezu gleich hoch. Die Kirche beherbergt einen bedeutenden spätromanischen Fensterzyklus mit Szenen aus dem Leben der Hl. Cosmas und Damian. Die Fenster sind in einem Schrein im inneren der Kirche zu sehen.

Taufbecken und Kanzel sind aus dem 16.Jh.
An der Kanzel sieht man seltsame Herren mit großen Brüsten:

Der Taufstein zeigt neben der Taufe Jesu auch Szenen aus dem Alten Testament die mit Wasser zu tun haben - Wie die Arche  und die Sintflut


Das Bauwerk Großes Heiliges Kreuz in Goslar wurde 1254 als Hospiz errichtet. Das Hospiz ist die älteste erhaltene bürgerliche Anlage in Deutschland. Sie wurde mit der politischen Absicht gegründet, die Deutschordensritter mit ihrem Hospital aus der Stadt zu verdrängen.

Das Zinnfiguren-Museum Goslar stellt historische und moderne Zinnfiguren in selbsterstellten Dioramen aus. Die Dioramen stellen die Geschichte des deutschen Reichs und des Abendlandes der Stadt Goslar und der Harzregion dar.

Einer der Zinngießer kopierte gern Szenen aus den Gemälden von Spitzweg.

Das Siemenshaus wurde es 1692/93 von dem Kaufmann und Stadthauptmann Hans Siemens errichte. Das Siemenshaus befand sich während der Jahre 1778 bis 1916 nicht im Besitz der Familie, wurde dann aber anlässlich des 100. Geburtstags von Werner von Siemens von dessen Kindern zurückerworben, um als Familienstammhaus für Tagungen und Zusammenkünfte und als Sammelstätte für ein Familienarchiv zu dienen. Es befindet sich bis heute im Besitz einer Familienstiftung.


Die Häuser in Goslar haben reiches Schnitzwerk und zeugen vom Selbstbewusstsein der Bürger.


In den Seitengassen wohnten die ärmeren Bürger. Da ist das Fachwerk eher schlicht:


Ein Stadtteil war abgebrannt. Dort gibt es einen Stilbruch und alle Häuser sind mit Schiefer eingedeckt.




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