Am Sonntag stand ein Besuch der Altstadt von Goslar auf dem Programm.
Goslar hat gleich 3 Einträge als Weltkulturerbe der Vereinten
Nationen. Das Bergwerk am Rammelsberg wurde schon zuvor besucht und die
Harzer Wasserkunst ist über den gesamten Harz verstreut.
Diesmal war die Altstadt mit der Kaiserpfalz
das Ziel. Die Stadtführung wurde am morgen knapp verpasst,
doch Goslar hat inzwischen
eine passende Handyapp mit der man selbst durch die Stadt wandern kann.
Zudem gibt es im Rathaus eine Ausstellung als Einführung:
1290 erlangte Goslar die Reichsunmittelbarkeit und behielt bis zur
Mediatisierung 1802 den Status einer selbständigen Reichsstadt
im Heiligen Römischen Reich, was sich im Stadtwappen
widerspiegelt.
1009 begann
mit der ersten Reichssynode unter Heinrich II. die für Goslar
wichtige Periode als ein zentrale Pfalz des Heiligen Römischen
Reiches.
Konrad II.
hat 1025 an der heutigen Stelle den Grundstein zur Kaiserpfalz gelegt.
Konrad bestätigte auch die Rechte der Goslarer
Fernhandelskaufleute. Insgesamt sind von Konrad sechs Aufenthalte in
Goslar belegt.
Unter Heinrich III. entwickelte sich seine Lieblingspfalz in Goslar zum
Zentrum des Reiches: In 17 Regierungsjahren wurden in Goslar 18 oft
mehrmonatige Hoftage abgehalten. 1042 empfing Heinrich III. Peter von
Ungarn und eine Gesandtschaft Jaroslavs von Kiew.
Ab 1267 bis 1566 gehörte Goslar dem Städte- und
Kaufmannsbund der Hanse an.
Besonders die Wahrung der inneren Ordnung und Ratsverfassung war
Anliegen der Goslarer Hansepolitik. Wichtig war für Goslar vor
allem der Kupfer- und Silberhandel, seit dem 13. Jahrhundert aber auch
der Bierexport. Ab 1323 ist zudem der Schieferabbau und ab 1468 die
Vitriolherstellung urkundlich belegt. Im 14 Jh. versumpfte der Bergbau
und kam zum erliegen. Im 15Jh. wurde er reaktiviert. Bis 1471 erholte
sich der Bergbau so weit, dass der Rat neue Abgaben für die
Gewerke einführte und schließlich alle Anteile der
Eigner kaufte. Ab 1478 wurde zudem durch das neue Seigerverfahren die
Verhüttung der Metalle erleichtert.Goslar erlebte durch die
Einnahmen aus Bergwerk und Hütten einen großen
Aufschwung. Bis 1511 gelang es dem Rat, alleiniger Besitzer aller
Gruben am Rammelsberg zu werden. Nur 40 Jahre später gingen
die Bergrechte jedoch an die Braunschweiger Herzöge verloren.
Goslar stagnierte und die Einwohnerzahl halbierte sich in den
nächsten
400 Jahren auf etwa 7.000. Den Zweiten Weltkrieg überstand
Goslar ohne größere Zerstörungen.
Am 11. November 1050 wurde in Goslar Heinrich IV. geboren. Im September
1056 besuchte Papst Viktor II. Heinrich III. in Goslar und weihte die
Stiftskirche. Von der Stiftskirche ist
leider nur ein Portal erhalten. Das 1150 gebaute Portal
überlebte, weil es während der Abbrucharbeiten
am Stift von den Handwerkern als Aufenthaltsraum genutzt wurde.
Die Front
der Vorhalle schmücken in zwei Reihen Nischen mit
ursprünglich farbigen Stuckplastiken. Die obere Reihe zeigt in
der Mitte Maria mit dem Jesuskind, zu beiden Seiten umrahmt von
Leuchtern und Engeln.
Die untere Reihe zeigt von links nach rechts Kaiser Heinrich III., die
Schutzpatrone des Doms Simon, Matthias und Judas. Die rechte
Kaiserfigur könnte der zur Bauzeit regierende Barbarossa sein.
Wenn man die Figur anschaut erkennt man einen rötlichen Bart.
Links hält Heinrich III.
als Stifter eine Kirche in der Hand.
In der Halle
ist eine Kopie der Lehnen des Kaiserstuhls ausgestellt, der sich
ursprünglich in der Stiftskirche befand. Das Original befindet
sich im unteren Gewölbe des Kaiserhauses. Die bronzenen, mit
Rankenornamenten verzierten Seiten- und Rückenlehnen stammen
aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts.
Die den eigentlichen Sitz umgebenden Sandsteinschranken sind original.
Sie zieren romanische Tierfiguren und Fabelwesen.
Der
Kaiserstuhl könnte Heinrich IV. als Thronsitz gedient haben.
Der Kaiserstuhl ist neben dem Thron Karls des Großen in
Aachen und dem (von Heinrich II.?) in der Westkrypta von St. Emmeram in
Regensburg der einzige erhalten gebliebene Thron eines
römischen Kaisers des Mittelalters.
Die kunstvolle romanische Mittelsäule wurde vom Baumeister
signiert, was im Mittelalter eher selten ist.
Bis vor 200
Jahren war die bauliche Einheit von Pfalz und Stiftskirche in
einmaliger Art erhalten. Ähnliche Kombinationen gab es auch in
Aachen oder Paderborn.
Das Kaiserhaus ist der größte und zugleich
besterhaltene Profanbau des 11. Jahrhunderts. Vor der Restaurierung
diente das Gebäude als Getreidespeicher und hatte fast 600
Jahre unverändert überstanden.
Es gibt ein Modell aus der Zeit vor der Restaurierung
Das
Kaiserhaus ist mit 54 Metern Länge und 18 Metern Tiefe der
größte Profanbau seiner Zeit. Das Zentrum des
Kaiserhauses stellt der zweigeschossige Saalbau dar. Er beherbergte
übereinander zwei Säle von 47 Metern Länge
und 15 Metern Breite. Beide hatten eine Balkendecke, die in der Mitte
durch eine Säulenreihe gestützt wurde. Der obere Saal
wird als „Sommersaal“ bezeichnet.
Das Gebäude diente nur für Feste und
Empfänge. Gewohnt haben die Kaiser in einem
Nebengebäude. 1868 begann die Restaurierung des
Gebäudes.
Im Inneren des Gebäudes zeugen die von Hermann Wislicenus in
der Zeit von 1879 bis 1897 geschaffenen monumentalen, historisierenden
Wandgemälde vom nationalen Hochgefühl jener Zeit.
Das
größte Bild in der Mitte des Saales zeigt die
Apotheose des Kaisertums: Zentral im Bild reitet Wilhelm I., hinter
ihm, ebenfalls zu Pferd, sein Sohn und Thronfolger Friedrich Wilhelm.
Zur Rechten Wilhelms steht Bismarck, mit Säulenbasis und
Hammer als Baumeister des neuen Reiches dargestellt. Auf der linken
Seite des Bildes sind die deutschen Fürsten zu sehen, ganz
vorn der Bayernkönig Ludwig II., der Wilhelm eine Krone
reicht. Der auf der rechten Seite
stehende Junge ist der spätere Kaiser Wilhelm II.
Der Startpunkt der Bildreihe ist die Zerstörung der Irminsul
durch Karl den Großen:
Auf der
Schmalseite im Süden ist das Märchen von
Dornröschen dargestellt. Es soll hier symbolisieren, dass das
alte Reich 1806 nicht untergegangen ist, sondern in einen langen Schlaf
fiel und durch die Reichsgründung 1871 wieder erweckt wurde.
Gegenüber auf der Schmalseite im Norden ist Friedrich I.
Barbarossa zu sehen, wie er mit einem Schwert in der Hand dem
Kyffhäuser entsteigt. Rechts oben in der Ecke fliegt ein
Adler, der die Raben verjagt. Auf dem Bild trägt Friedrich I.
die Gesichtszüge Wilhelms I. und blickt auch in dessen
Richtung.
Wilhelm I. als Barbarossa mit ´weißen
Bart´ als Barbarblanca.
Die
Gemälde waren im 19 Jh. umstritten da hier der Kniefall
Kaiser Barbarossas vor Heinrich dem Löwen und der Gang nach
Canossa dargestellt sind. Beides galt
eines Kaisers unwürdig.
Wilhelm II. blieb
der Einweihung demonstrativ fern. Ihm passte auch nicht das er als Kind
dargestellt wurde.
Die Pfalzkapelle St. Ulrich ist zweistöckig
ähnlich wie die Kapellen in Aachen, Nürnberg oder Rheda.
In der Unterkapelle ist sie ein kreuzförmiger Zentralbau dem eine
4-eckige Oberkapelle aufgesetzt ist.
In der Unterkapelle, genau im Mittelpunkt des Kreuzes,
steht heute ein Sarkophag, dessen Deckelplatte eine etwa in der Mitte
des 13. Jahrhunderts entstandene Plastik ziert.
Der lebensgroße, liegende Heinrich III., den Kopf
auf ein Kissen gebettet, zu Füßen ein Hund liegend, in der
rechten Hand das Zepter, in der linken das Modell einer Kirche.
Der Sarkophag enthält (in einer achteckigen,
vergoldeten Kapsel) das Herz Heinrichs III., das auf dessen Wunsch hin
in Goslar verblieben ist.
Goslar bezeichnet sich wegen des Kaisergrabes gern als Stadt ´in
dem die Kaiser ihr Herz verloren´. Mit nur einem Herz von nur
einem Kaiser ein gewagter Werbespruch.
Ein weiteres Highlight ist der originale Bronzevogel vom Dach der
Kaiserpfalz.
Der Vogel gleicht dem ebenfalls original erhaltenen Adler auf dem
Goslaer Marktbrunnen
Der Brunnen ist ein Unikat, das aus mehren Bauteilen des 11. bis 13 Jh.
zusammengesetzt ist. Es ist kaum zu glauben das er seit 700 Jahren
original erhalten unverändert auf dem Marktplatz steht.
Das gotische Rathaus wurde mit einer Führung
besichtigt.
Das Relief ist kein Bär mit Eis am Stil sondern ein Affe mit
Spiegel, als Symbol der Eitelkeit.
Die abknickende Laubensäule steht schief. Das Rathaus steht seit
800 Jahren auf dem rutschigen Grund eines ehemaligen Bachbetts.
Das Highlight ist der
zwischen 1501 und 1515 geschaffene Huldigungdsaal.
Der Huldigungssaal ist etwa 7,30 Meter
breit, 7,30 Meter lang und 3,30 Meter hoch. In diesem Ratssaal wurden
Wände, Decke und auch Fensternischen vollständig mit
Tafelgemälden ausgekleidet. In Technik von Öl auf Holz
stellen sie Verkündigung und Szenen aus dem Leben Jesu, sowie
Evangelisten und zwölf Propheten dar. Fast lebensgroß sind
weiter abwechselnd elf Kaiser und zwölf Sibyllen dargestellt.
Das historische Gildehaus Kaiserworth steht am Marktplatz.
Dieses ehemalige Gebäude der Gewandschneider wurde im Jahre 1494
auf den Grundmauern des ersten Gildehauses aus dem Jahre 1274 erbaut.
Der mittelalterliche Verband der Fern- und Großkaufleute nannte
sich in Goslar „Worthgilde“ und war die wichtigste
ratsfähige Gilde.
Der eindrucksvolle spätgotische Bau mit seinen
sechs zum Marktplatz geöffneten Arkaden sowie einem Schmuckerker
und Fassadenfiguren zeugt von dem Reichtum der Besitzer und der Stadt
in jener Zeit. Auf diesen Umstand verweisen insbesondere die Figuren
der „Abundantia“, der Göttin des Überflusses, und
des unter ihr hockenden „Dukatenmännchens“. Die Kaiser
an der Frontseite sind aus dem 19.Jh.
Früher standen hier antike Gottheiten die verloren gegangen sind.
Nur Abundantia ist als original übrig geblieben.
Die Originalfiguren gibt es noch in einem Modell:
Die Ursprünge der Marktkirche reichen zurück in das 11.
Jahrhundert, wo bereits ein Vorgängerbau bestanden haben muss.
Von dieser romanischen Kirche stammt wahrscheinlich der
heutige Westriegel der Marktkirche, der mit seinen beiden Türmen
gewissermaßen wie eine Burg aufragt. Die beiden Türme sind
nahezu gleich hoch.
Die Kirche beherbergt einen bedeutenden spätromanischen
Fensterzyklus mit Szenen aus dem Leben der Hl. Cosmas und Damian. Die
Fenster sind in einem Schrein im inneren der Kirche zu sehen.
Taufbecken und Kanzel sind aus dem 16.Jh.
An der Kanzel sieht man seltsame
Herren mit großen Brüsten:
Der Taufstein zeigt neben der Taufe Jesu auch Szenen aus dem Alten
Testament die mit Wasser zu tun haben - Wie die Arche und die
Sintflut
Das Bauwerk Großes Heiliges Kreuz in Goslar
wurde 1254 als Hospiz errichtet. Das Hospiz ist die älteste
erhaltene bürgerliche Anlage in Deutschland. Sie wurde mit der
politischen Absicht gegründet, die Deutschordensritter mit ihrem
Hospital aus der Stadt zu verdrängen.
Das Zinnfiguren-Museum Goslar stellt historische und
moderne Zinnfiguren in selbsterstellten Dioramen aus.
Die Dioramen stellen die Geschichte des deutschen Reichs und des
Abendlandes der Stadt Goslar und der Harzregion dar.
Einer der Zinngießer kopierte gern Szenen aus den Gemälden
von Spitzweg.
Das Siemenshaus wurde es 1692/93 von dem Kaufmann und
Stadthauptmann Hans Siemens
errichte.
Das Siemenshaus befand sich während der Jahre 1778 bis 1916 nicht
im Besitz der Familie, wurde dann aber anlässlich des 100.
Geburtstags von Werner von Siemens von dessen Kindern
zurückerworben, um als Familienstammhaus für Tagungen und
Zusammenkünfte und als Sammelstätte für ein
Familienarchiv zu dienen. Es befindet sich bis heute im Besitz einer
Familienstiftung.
Die Häuser in Goslar haben reiches Schnitzwerk und zeugen vom
Selbstbewusstsein der Bürger.
In den Seitengassen wohnten die ärmeren Bürger. Da ist das
Fachwerk eher schlicht:
Ein Stadtteil war abgebrannt. Dort gibt es einen Stilbruch und alle
Häuser sind mit Schiefer eingedeckt.