Merseburg

Die nächste Station der Reise war das sächsische
Hoyerswerda. Auf den Weg dorthin
wurde Merseburg besucht. Der Domberg ist phantastisch gelegen und die
Kirche ist reich an Kunstschätzen die Reformation und
Säkularisation gut überstanden haben.








Die
Gründung des Bistums Merseburg erfolgte im Jahre 968 durch
König Otto I. Sie war die Folge eine Gelübdes nach
der siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld.
Das Bistum wurde 981 bereits wieder aufgelöst und erst 1004
von König Heinrich II. erneut gegründet. Heinrich II.
hatte zuvor auf dem Schlachtfeld mehrere Niederlagen erlitten und der
Legende nach erschien ihm im Traum der Bistumspatron Laurentius und
forderte sein Bistum zurück. Bis zur Reformationszeit sollte
Merseburg nun Bischofssitz und ein bedeutendes religiöses
Zentrum an der östlichen Grenze Deutschlands bleiben.
Der
heilige Laurentius wurde erneut Bistumspatron und Darstellungen von ihm
finden sich mehrfach in der Kirche. Zu erkennen ist Laurenz an seinem
Attribut, dem Rost
auf dem er als Märtyrer gebraten wurde.

Ein Laurenz mit Rost auf dem Altarbild rechts oben und auf der Kanzel
rechts unten.

Zweimal
Laurenz mit Rost auf einem Wandrelief. Einmal in Holz und einmal in
Stein:


Das Herrschaftsgebiet des Hochstifts war im Mittelalter eher klein,
dennoch gab es im 15Jh. eine Phase mit vielen repräsentativen
Bauten.
Bischof Thilo von Trotha (1466–1514) war der bedeutendste
Bauherr. Der Dom wurde von ihm ein letztes mal umgebaut und das Schloss
errichtet.


Trotha hat sich im Dom mehrfach verewigt. In den
Nischen der nördlichen
Chorschranke wurden um
1500 in Seccomalerei die 43 Vorgänger Bischof Thilos mit
zugehöriger
Umschrift abgebildet.
Indirekt ist Trotha auch durch sein
Wappen
mit dem Raben im Dom mehrfach präsent:



Mit der Reformation wurde Merseburg zur Residenz eines weltlichen
Herzogtums.
Im Schoss residierte 80 Jahre lang eine Seitenlinie der Wettiner. Nach
deren Aussterben fiel Merseburg an Kursachsen und versank als
Provinzstadt in der Bedeutungslosigkeit. Nach der Niederlage Sachsens
in der Völkerschlacht wurde
Merseburg preußisch und erlebte im 20 Jh. einen Aufschwung
durch die im Umland
siedelnde Chemieindustrie.
In der Schatzkammer am Kreuzgang des Merseburger Domes sind neben
kostbaren Handschriften, wie die prachtvoll ausgemalte Merseburger
Bibel des 13. Jahrhunderts, ein romanischer Tragaltar, ein
Elfenbeinkästchen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und
Altarretabel zu sehen. Auch die mumifizierte Hand des 1080 gefallenen
Gegenkönigs Rudolf von Schwaben ist ausgestellt.

Durch Genuntersuchungen weiß man inzwischen, dass es sich
tatsächlich um die abgeschlagenen Schwurhand des meineidigen
Gegenkönigs handelt.
Rudolf, der 1080 seiner in der Schlacht bei
Hohenmölsen
erlittenen Verwundung erlegen war, fand seine Grablege im Merseburger
Dom, obwohl der Tod des gebannten Gegenkönigs
(1077–1080 gegen Heinrich IV.) von nicht wenigen Zeitgenossen
als Gottesurteil angesehen wurde.
Seine Grabplatte gilt als ältestes Bildnisgrabmal des
deutschen Mittelalters. Hervorzuheben ist die technische Perfektion des
Bronzegusses.


Die
Grabplatte des Ritters Hermann von Hagen, aus der Mitte des 13.
Jahrhunderts, wird der Werkstatt des Naumburger
Uta-Meister zugerechnet. Sie ist
nur schlecht erhalten, aber dennoch erkennt man gleich die
künstlerische
Qualität.

Unterhalb
der Schatzkammer, im
„Zauberspruchgewölbe“, kann man ein
Faksimile der berühmten Merseburger Zaubersprüche
bewundern.
Es handelt sich um eine Handschrift in Althochdeutsch aus dem 9./10.
Jahrhundert.
Kirchenschriften wurden zu der Zeit in Latein verfasst, doch
für einen heidnischen
Zauberspruch schien die Volkssprache angemessener zu sein.
Die
Sprüche handeln von der Befreiung von Gefangenen und der
Heilung eines verrenkten Pferdefußes.


Im
Merseburger Dom ist seit 1654 das Erbbegräbnis der
wettinischen Sekundogenitur Sachsen-Merseburg untergebracht, die den
Dom als Hofkirche nutzte. Die Fürstengruft birgt 37
Särge, davon 20 Kindersärge, 10 Frauen- und 7
Männersärge, die aus Blei, Zinn, Holz oder
Blei-Zinn-Legierungen bestehen und deren Wappen, Inschriften und
Bandelwerk teilweise erhalten sind. Die Fürstengruft ist ein
bedeutendes Denkmal barocker Bestattungskultur.



Während der Domführung wurden viele Details
erklärt. Auf dem unteren Relief hält Heinrich II. den
Dom in der Hand.
Als Kaiser ist er an der Krone zu erkennen.


Der romische Dom im Vordergrund hat im
Modell ein
ähnliches Format wie sein gotischer Nachfolger im Hintergrund:

Weitere Highlights im Dom sind ein
Radleuchter und ein gotisches Chorgestühl von 1446.


Der Reihe nach: Jakob und die Himmelsleiter, Christi Himmelfahrt,
Heinrich-II & Kunigunde, Mose mit Gott im Dornbusch, Jonas
entsteigt dem Wal, Christi Auferstehung und der Apostel Andreas mit dem
Andreas-Kreuz.





Im Kreuzgang gibt es eine Kapelle mit einem Flügel-Altar aus
der Cranach-Werkstatt.



Der Bischof Thilo von Trotha besaß
einen goldenen Siegelring,
ein Geschenk seines Freundes, des Bischofs von Naumburg. Eines Morgens
ließ er ihn am offenen Fenster liegen und bemerkte nach
kurzer Abwesenheit den Verlust des Ringes. In seinem Zorn bezichtigte
er seinen langjährigen Diener des Diebstahls. Obwohl der
Diener seine Unschuld beteuerte, ließ er ihn hinrichten. Noch
nach dem Abschlagen des Kopfes sollen seine ausgestreckten Arme seine
Unschuld beteuert haben. Als der Ring später in einem
Rabennest gefunden wurde, ließ Thilo von Trotha als Mahnung,
kein Urteil im Jähzorn zu fällen, im Schlosshof ein
Vogelbauer errichten, in dem seitdem ein Kolkrabe für den
Diebstahl büßt.
Ein solcher Rabe wird auch heute noch in einem Käfig gehalten,
die alte Sitte ist aber bei Tierschützern umstritten. Im Juni
2006 erfolgte deshalb eine wesentliche Vergrößerung
des angestammten Käfigs vor dem Schloss. Der Rabe lebt nun mit
einer Partnerin in einer nun fast neun Meter langen und vier Meter
breiten Voliere.



Im Schloss gibt es ein Kulturhistorische Museum. Es stellt auf 3 Etagen
die Geschichte und Entwicklung der Stadt Merseburg von der Ur- und
Frühgeschichte bis zur Gegenwart dar. Schwerpunkt wird auf die
Darstellung der barocken Residenz der Herzöge
Sachsen-Merseburg gelegt. Leider schloss das Museum schon um 16 Uhr und
es konnte nur im Blitzdurchgang besichtigt werden.




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In der Vorhalle des Doms befindet sich ein monolithischer Taufstein aus
rotem Sandstein. Der Stein stammt ursprünglich aus der
Neumarktkirche in Merseburg
und entstand um 1188. Dargestellt sind 12 Propheten des alten
Testaments.
Sie tragen die 12 Apostel des neuen Testaments. Im Sockel tragen vier
Löwen die Kufe und zwischen diesen sitzen die
Verkörperungen der 4 Flüsse des Paradieses.


Der Taufstein kommt ursprünglich aus der romanischen
Thomas-Kirche die zum Abschluss besichtigt wurde.






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