Am letzten Tag ging es zurück nach Algier, doch auf dem Weg
waren noch einige
Besichtigungen geplant. Wir starteten schon morgens um 4 um rechtzeitig
bei den römischen Ruinen von Djémila zu sein.
Die mehrstündige Autofahrt führte vorbei an
wechselnden Wüstenlandschaften.
Im Gebirge gibt es mehrere schön gelegene Stauseen
Die Städte im Gebirge unterscheiden sich im Charakter deutlich
von
den
Lehmstädten in der Wüste.
Die Ruinenstadt
Djémila gehört
seit 1982 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Wir trafen dort am frühen Vormittag
ein und bekamen eine Führung
durch das Museum mit seinen sehenswerten Mosaiken. Es gilt als die
größte Sammlung
von römischen Mosaiken an einem Ort. Eine weitere Sammlung in
Tunesien
ist zwar noch etwas größer wurde aber aus mehreren
Orten zusammengetragen.
Einer der reichen Bürger hatten den Namen Asellus was auf
Deutsch ´Esel´ bedeutet.
Da Christus von antiken Gegnern des Christentums gern als Esel
dargestellt wurde, nutze er seinen Namen für einen
spöttischen Kommentar der in einem der Mosaike verewigt wurde.
Die Mosaike hatten je nach Finanzkraft des Besitzers eine
unterschiedliche Qualität. Je kleiner die Steine waren, desto
höher war die Auflösung und desto höher war
der
Preis.
Das folgende Mosaik dürfte sehr teuer gewesen sein:
Europa auf dem Stier reitet über das Meer.
Einige Mosaike aus christlicher Zeit stellen die Dreifaltigkeit dar:
Gottvater ist ein allsehendes Auge, die
Taube ist noch
heute das Symbol für den heilige Geist und Jesus war damals
ein Fisch!
Djémila war nie besonders groß, galt aber wegen
des milden Klimas auf fast 1000m Höhe
als Residenz der Oberschicht. Die Stadt blühte vom 2. bis zum
4. Jahrhundert. Ihren Wohlstand verdankte sie vor allem der
Landwirtschaft – Nordafrika galt wegen des damals feuchteren
Klimas als eine „Kornkammer“ Roms.
In der Antike hatte Djémila etwa 15.000 Einwohner.
Im Laufe der Zeit vergrößerte sich das bebaute
Areal. Eine letzte Erweiterung datiert um 400 als sich viele andere
antike Städte schon im Niedergang befanden. Um 400 war das
Christentum bereits
Staatsreligion und so wurde ein christliches Viertel mit einer
Doppelkirchenanlage, Baptisterium und Bischofsresidenz erbaut.
Erhalten sind zwei Foren, mehrere Basiliken, Tempel, christliche
Kirchen und Triumphbögen Privathäuser. Sie
besaß auch Thermen, ein Kapitol und ein Theater.
Zuerst ging der Weg zum höchstgelegenen Stadteil, dem
früheren Dombezirk der Stadt mit seinen christlichen Kirchen.
Die antike Basilika hatte 5 Schiffe. Hier der Blick in das Hauptschiff.
Bei einer Seitenkapelle sah man die Apsis:
Eine Rotunde hat sich vollständig erhalten. Ihr Zweck blieb
unklar. Vielleicht eine Taufkapelle?
Die Mosaikfussböden lagen hier noch an ihren Originalfundorten.
Der Springbrunnen in Djemilla ist der einzige antike Springbrunnen der
sich erhalten hat. Es gab ein
zweites Exemplar in Libyen, doch das
wurde in der italienischen Kolonialzeit zerstört.
Unterhalb des Springbrunnens lief das Wasser in die Kanalisation.
Mehrere Kanaldeckel waren zu sehen.
Neues Forum:
Ein Tempel, der dem Kaiser Septimius
Severus
(193–211 n. Chr.) geweiht war, ist hervorragend erhalten.
Die schwenkbaren Türen des Tempels liefen auf Schienen die
noch zu erkennen sind.
Gut erkennbar ist auch noch der Tempel des Mars:
Auf dem Boden sah man einen algerischen Grashüpfer. Er sieht
anders aus als die deutschen Exemplare.
Seine Farbe ist Grau und er ist auch etwas größer.
Man erklärte mir das es 2 Arten gibt. Die zweite Art wurde nach
etwas Suchen ebenfalls gefunden.
Die Hauptstraße hatte säulengeschmückte
Arcaden. Die brüchigen Steine in der Mitte deckten den Kanal
ab.
Dieser Raum lag direkt neben der Hauptstraße und hatte eine
unbekannte Funktion. Naheliegend ist eine Vorratskammer.
Caracalla (211–217) ließ 216 n. Chr. den
Triumphbogen von Djémila für seinen Vater erbauen. Die
Dynastie der Severer
hatte ihren Ursprung in Nordafrika und
war der Stadt besonders verbunden. Insgesamt gab es 5 römische
Kaiser aus Afrika.
Septimius Severus war der erste von ihnen und gilt als Namensgeber der
Dynastie.
Altes Forum:
Auf dem alten Forum gab es einen zentralen Altar mit dem Relief einer
Schlachtung.
Neben dem alten Forum gab es eine Markthalle mit gut erhaltenen
Verkaufstischen.
Jeder Verkaufstisch hatte andere Verzierungen.
Ein ungeschmückter Tisch diente zur
Überprüfung der Hohlmaße. So konnte jeder
Kunde prüfen, ob er die richtige Menge erhalten hat.
In den Thermen besitzen einige Räume noch ein
Dach. Dort sind weitere Mosike zu
besichtigen.
Das relativ kleine Theater konnte nur
3500 Personen fassen, was etwa
einem Viertel der Bevölkerung entsprach. Das Theater war sehr
präzise gebaut. Die faszinierende Akustik testen wir mit
einigen Sprechexperimenten.
Entlang der Sitzreihen kann man ein Flüstern von der einen
Seite
des Theaters auf die andere Seite übertragen.
Anders
als im Flachland war der Himmel in Djémila sehr transparent
und die Luft sehr klar.
Der Ort empfiehlt sich für die totale Sonnenfinsternis 2027,
wenn der Mondschatten über die Ruinen streicht.
Den blauen Himmel nutzen wir in der Mittagszeit um Kometen C/2023 A3
Tsuchinshan-ATLAS am Taghimmel anzunehmen, doch einen Tag nach dem
Maximum waren die Chancen schon zu schlecht.
Am Nachmittag ging es weiter in die Kabylei.
Sie ist eine der Regionen
der islamischen Welt, in welcher sich ein Großteil der
Bevölkerung gegen den islamischen Fundamentalismus stellt. Die
Kabylen gehören zu den Berbern. Sie haben eine eigenen Schrift
und eine eigene Sprache. Die Kabylen wollen eine volle sprachliche,
kulturelle und politische Autonomie. Bisher ist aber nur ihre Sprache
anerkannt. Schriftzeichen mit dem ungewöhnlichen Alphabet der
Berber sind inzwischen häufig zu finden.
Das größten urbane
Zentrum der
Kabylei ist die 150km
östlich von Algier liegende
Küstenstadt Bejaia. Bejaia hatte im Mittelalter eine
bedeutende Universität die Gelehrte aus aller Welt anzog.
Bekannt wurde die Stadt u.a., weil Leonardo Fibonacci um das Jahr 1200
hier die arabischen Zahlen kennenlernte und später deren
Ausbreitung in Europa förderte.
Das dominierende Bauwerk der Stadt ist
die
auf einer Anhöhe
gelegene Festung, die jedoch nur schwer zu erreichen ist. Die letzten
200 Höhenmeter muss man noch heute zu Fuß
zurücklegen
was etwa eine Stunde dauert.
Da wir erst kurz vor der Dämmerung eintrafen, gab es nur noch
die Möglichkeit
einer schnellen Rundreise durch die Stadt. Wir fuhren vorbei an den
Mauern der Hafenbefestigung und erreichten ein nahe der Stadt gelegenes
Naturschutzgebiet.
Im Naturschutzgebiet befindet sich beim
Cap
Carbon der höchstgelegen
Leuchtturm der Welt.
Im Fels liegt eine Höhle die mit Booten befahren werden kann.
Die Stimmung soll ähnlich sein wie in der Blauen Grotte bei
Capri.
Die im Naturschutzgebiet häufigen Berberaffen sahen wir leider
nicht. In der Dämmerung verstecken sie sich vor den
Wölfen. Dafür sahen wir eine Rotte Wildschweine.
Bevor die Kamera gezückt werden konnte waren die flinken Tiere
schon verschwunden.
Zum Sonnenuntergang wollten wir noch rechtzeitig auf den Berg Pic de
Singes.
Nach zahlreichen Treppenstufen erreichten
wir den Gipfel.
Leider versperrten
Wolken den Blick zum Zentralgestirn,
doch der Blick
auf die Stadt war eine ausreichende Entschädigung.
Zum Abendessen gab es eine lokale Spezialität. Die in Bejaia
servierten Fleischspieße heißen Chewa
Sie werden in zahlreichen Varianten auf offener Straße
gegrillt.
Das Mahl war das Abschlussessen der
Algerienreise.
Noch am Abend ging es
zurück nach Algier
wo wir kurz vor Mitternacht eintrafen. Nach wenigen Stunden Schlaf war
das letzte Ziel der Flughafen. Das Flugzeug nach Paris startete schon
um 7:05.