Algerien 2024 VI - Djémila und Bejaia


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Am letzten Tag ging es zurück nach Algier, doch auf dem Weg waren noch einige Besichtigungen geplant. Wir starteten schon morgens um 4 um rechtzeitig bei den römischen Ruinen von Djémila zu sein.  Die mehrstündige Autofahrt führte vorbei an wechselnden Wüstenlandschaften.


Im Gebirge gibt es mehrere schön gelegene Stauseen


Die Städte im Gebirge unterscheiden sich im Charakter deutlich von den Lehmstädten in der Wüste.


Die Ruinenstadt
Djémila gehört seit 1982 zum UNESCO-Weltkulturerbe.


Wir trafen dort am frühen Vormittag ein und bekamen eine Führung durch das Museum mit seinen sehenswerten Mosaiken. Es gilt als die größte Sammlung von römischen Mosaiken an einem Ort. Eine weitere Sammlung in Tunesien ist zwar noch etwas größer wurde aber aus mehreren Orten zusammengetragen.


Einer der reichen Bürger hatten den Namen Asellus was auf Deutsch ´Esel´ bedeutet.


Da Christus von antiken Gegnern des Christentums gern als Esel dargestellt wurde, nutze er seinen Namen für einen spöttischen Kommentar der in einem der Mosaike verewigt wurde.


Die Mosaike hatten je nach Finanzkraft des Besitzers eine unterschiedliche Qualität. Je kleiner die Steine waren, desto höher war die Auflösung und desto höher war der Preis.
Das folgende Mosaik dürfte sehr teuer gewesen sein:


Europa auf dem Stier reitet über das Meer.


Einige Mosaike aus christlicher Zeit stellen die Dreifaltigkeit dar:


Gottvater ist ein allsehendes Auge, die Taube ist noch heute das Symbol für den heilige Geist und Jesus war damals ein Fisch!


Djémila war nie besonders groß, galt aber wegen des milden Klimas auf fast 1000m Höhe als Residenz der Oberschicht. Die Stadt blühte vom 2. bis zum 4. Jahrhundert. Ihren Wohlstand verdankte sie vor allem der Landwirtschaft – Nordafrika galt wegen des damals feuchteren Klimas als eine „Kornkammer“ Roms. In der Antike hatte Djémila etwa 15.000 Einwohner. Im Laufe der Zeit vergrößerte sich das bebaute Areal. Eine letzte Erweiterung datiert um 400 als sich viele andere antike Städte schon im Niedergang befanden. Um 400 war das Christentum bereits Staatsreligion und so wurde ein christliches Viertel mit einer Doppelkirchenanlage, Baptisterium und Bischofsresidenz erbaut.

Erhalten sind zwei Foren, mehrere Basiliken, Tempel, christliche Kirchen und Triumphbögen Privathäuser. Sie besaß auch Thermen, ein Kapitol und ein Theater.

Zuerst ging der Weg zum höchstgelegenen Stadteil, dem früheren Dombezirk der Stadt mit seinen christlichen Kirchen.


Die antike Basilika hatte 5 Schiffe. Hier der Blick in das Hauptschiff.


Bei einer Seitenkapelle sah man die Apsis:


Eine Rotunde hat sich vollständig erhalten. Ihr Zweck blieb unklar. Vielleicht eine Taufkapelle?

Die Mosaikfussböden lagen hier noch an ihren Originalfundorten.


Der Springbrunnen in Djemilla ist der einzige antike Springbrunnen der sich erhalten hat. Es gab ein zweites Exemplar in Libyen, doch das wurde in der italienischen Kolonialzeit zerstört.


Unterhalb des Springbrunnens lief das Wasser in die Kanalisation. Mehrere Kanaldeckel waren zu sehen.


Neues Forum:

Ein Tempel, der dem Kaiser Septimius Severus (193–211 n. Chr.) geweiht war, ist hervorragend erhalten.


Die schwenkbaren Türen des Tempels liefen auf Schienen die noch zu erkennen sind.


Gut erkennbar ist auch noch der Tempel des Mars:


Auf dem Boden sah man einen algerischen Grashüpfer. Er sieht anders aus als die deutschen Exemplare.
Seine Farbe ist Grau und er ist auch etwas größer.
Man erklärte mir das es 2 Arten gibt. Die zweite Art wurde nach etwas Suchen ebenfalls gefunden.


Die Hauptstraße hatte säulengeschmückte Arcaden. Die brüchigen Steine in der Mitte deckten den Kanal ab.


Dieser Raum lag direkt neben der Hauptstraße und hatte eine unbekannte Funktion. Naheliegend ist eine Vorratskammer.

 
Caracalla (211–217) ließ 216 n. Chr. den Triumphbogen von Djémila für seinen Vater erbauen. Die Dynastie der Severer hatte ihren Ursprung in Nordafrika und war der Stadt besonders verbunden. Insgesamt gab es 5 römische Kaiser aus Afrika. Septimius Severus war der erste von ihnen und gilt als Namensgeber der Dynastie.



Altes Forum:


Auf dem alten Forum gab es einen zentralen Altar mit dem Relief einer Schlachtung.


Neben dem alten Forum gab es eine Markthalle mit gut erhaltenen Verkaufstischen.


Jeder Verkaufstisch hatte andere Verzierungen.


Ein ungeschmückter Tisch diente zur Überprüfung der Hohlmaße. So konnte jeder Kunde prüfen, ob er die richtige Menge erhalten hat.


In den Thermen besitzen einige Räume noch ein Dach. Dort sind weitere Mosike zu besichtigen.



Das relativ kleine Theater konnte nur 3500 Personen fassen, was etwa einem Viertel der Bevölkerung entsprach. Das Theater war sehr präzise gebaut. Die faszinierende Akustik testen wir mit einigen Sprechexperimenten. Entlang der Sitzreihen kann man ein Flüstern von der einen Seite des Theaters auf die andere Seite übertragen.



Anders als im Flachland war der Himmel in Djémila sehr transparent und die Luft sehr klar. Der Ort empfiehlt sich für die totale Sonnenfinsternis 2027, wenn der Mondschatten über die Ruinen streicht. Den blauen Himmel nutzen wir in der Mittagszeit um Kometen C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS am Taghimmel anzunehmen, doch einen Tag nach dem Maximum waren die Chancen schon zu schlecht.
 



Am Nachmittag ging es weiter in die Kabylei. Sie ist eine der Regionen der islamischen Welt, in welcher sich ein Großteil der Bevölkerung gegen den islamischen Fundamentalismus stellt. Die Kabylen gehören zu den Berbern. Sie haben eine eigenen Schrift und eine eigene Sprache. Die Kabylen wollen eine volle sprachliche, kulturelle und politische Autonomie. Bisher ist aber nur ihre Sprache anerkannt. Schriftzeichen mit dem ungewöhnlichen Alphabet der Berber sind inzwischen häufig zu finden.


Das größten urbane Zentrum der Kabylei ist die 150km östlich von Algier liegende Küstenstadt Bejaia. Bejaia hatte im Mittelalter eine bedeutende Universität die Gelehrte aus aller Welt anzog.
Bekannt wurde die Stadt u.a., weil Leonardo Fibonacci um das Jahr 1200 hier die arabischen Zahlen kennenlernte und später deren Ausbreitung in Europa förderte.


Das dominierende Bauwerk der Stadt ist die auf einer Anhöhe gelegene Festung, die jedoch nur schwer zu erreichen ist. Die letzten 200 Höhenmeter muss man noch heute zu Fuß zurücklegen was etwa eine Stunde dauert. Da wir erst kurz vor der Dämmerung eintrafen, gab es nur noch die Möglichkeit einer schnellen Rundreise durch die Stadt. Wir fuhren vorbei an den Mauern der Hafenbefestigung und erreichten ein nahe der Stadt gelegenes Naturschutzgebiet.


Im Naturschutzgebiet befindet sich beim Cap Carbon der höchstgelegen Leuchtturm der Welt.
Im Fels liegt eine Höhle die mit Booten befahren werden kann. Die Stimmung soll ähnlich sein wie in der Blauen Grotte bei Capri.


Die im Naturschutzgebiet häufigen Berberaffen sahen wir leider nicht. In der Dämmerung verstecken sie sich vor den Wölfen. Dafür sahen wir eine Rotte Wildschweine. Bevor die Kamera gezückt werden konnte waren die flinken Tiere schon verschwunden.

Zum Sonnenuntergang wollten wir noch rechtzeitig auf den Berg Pic de Singes.

Nach zahlreichen Treppenstufen erreichten wir den Gipfel.

Leider versperrten Wolken den Blick zum Zentralgestirn, doch der Blick auf die Stadt war eine ausreichende Entschädigung.

Zum Abendessen gab es eine lokale Spezialität. Die in Bejaia servierten Fleischspieße heißen Chewa Sie werden in zahlreichen Varianten auf offener Straße gegrillt.

Das Mahl war das Abschlussessen der Algerienreise.


Noch am Abend ging es zurück nach Algier wo wir kurz vor Mitternacht eintrafen. Nach wenigen Stunden Schlaf war das letzte Ziel der Flughafen. Das Flugzeug nach Paris startete schon um 7:05.



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