Reisebilder
Um die Zeit und die hohen Kosten für den Wagen optimal zu nutzen, wurde die Beobachtungsfahrt nach Sölden mit einer kleine Rundreise verbunden. Auf dem Weg nach Süden war Murnau die erste Station. In den 20er und 30er Jahren war Oberbayern ein Zentrum der expressionistischen Malerei. Ein Erbe dieser Zeit sind zahlreiche Museen. Das Buchheim-Museum, das Franz-Marc-Museum und die Sammlung Campendonk sind bekannte Beispiele. Murnau bildet mit dem Schlossmuseum und dem Münter-Haus das Zentrum einer Museumslandschaft.
Gabriele Münter und ihr
Lebenspartner Wassily Kandinsky bildeten den Kern der
Künstlerbewegung ´Blauer Reiter´. Ihr Haus
in Murnau war ein Treffpunkt und Münter sammelte selbst die
Kunst ihrer Freunde und Kollegen. Bis kurz vor ihrem Tod 1962 lag die
Sammlung im ´Millionen-Keller´ ihres Hauses. Einige
Werke sind heute im Schlossmuseum zu finden. Vieles ist aber auch von
privaten Stiftern ausgeliehen oder wurde zugekauft.
Das vielleicht beeindruckendste Werk im Schlossmuseum ist Marianne von Werefkins ´Porträt Vera Repin´. Werefkin war im 19. Jh eine versierte Malerin des russischen Realismus und Schülerin von Ilja Repin. Dargestellt ist Vera Alexejewna Repina Repins erste Frau bis 1887. Die Künstlerin schuf eine plastische Gestalt, indem sie das den Realismus kennzeichnende, modulierende „Beleuchtungslicht“ nutzte. Dessen markante Merkmale Licht und Schatten veranschaulichte die Malerin lehrbuchartig am Kinn von Vera Repina, an deren Handgelenk oder der Partie, wo ihre Finger die Stricknadeln führen. Weiterhin ist auf dem Schoß der Dargestellten eine Katze mit ausgestreckten Pfoten zu entdecken.
Marianne von Werefkin war Lebensgefährtin und Förderin von Alexej Jawlensky und mit dem Paar Münter/Kandinsky gut bekannt. Im 20 Jh. hat sie für den deutschen Expressionismus Herausragendes geleistet. Ihre Sammlung in Ascona könnte einen Besuch wert sein.
Weitere Bilder des 19 Jh. waren ebenfalls sehenswert.
Lange Zeit wurde Münter hauptsächlich als Lebensgefährtin Wassily Kandinskys und gefühlsorientiert-naive Blauer-Reiter-Epigonin rezipiert. Erst seit den 1990er Jahren veränderte sich diese Sichtweise. Seither wird das genreübergreifende, vielfältige Werk der Künstlerin als eigenständige Schöpfung wahrgenommen. Vor dem 1. Weltkrieg malte sie impressionistisch.
In den 20ern gab es ein
´Findungsphase´ mit weniger bemerkenswerten
Werken.
Ihre kraftvollsten und besten Bilder entstanden ab den 30er Jahren.
Münter malte sich auch selbst. Ihr
Selbstportrait sieht komplett anders aus als die Portraits von
Kandinsky - Es sind keine Ähnlichkeiten zu entdecken. Ihre
hagere Gestalt wirkt bei Kandinsky fast schon
etwas moppelig.
In Sölden gab es die
alljährliche Kombination aus Wandern und Beobachten. Beides
war auch 2022 von Jens bestens organisiert.
Eine neu angetestet Wanderroute
ging durch unwegsames Gelände. Schon auf dem Hinweg gab es
Angst vor dem Rückweg... Zum Glück war es
möglich die Alm auch mit dem Auto zu erreichen (Danke!).
Am Wegesrand zahlreiche schöne Alpenblumen: Fuchs Knabenkraut , Spinnweb-Hauswurz und Angelica hendersonii?
Mit Spinne!:
Auf dem Rückweg nach
München wurde das Stift Stams
besucht.
Das Kloster wurde 1273 als Familienstiftung der Grafen von Görz-Tirol gegründet. Sie sollte als Grablege für die Tiroler Landesfürsten dienen. In der Nachfolge wurden hier einige bedeutende Habsburger bestattet.
Anfang
des 17. Jahrhunderts wurde das Konventsgebäude neu errichtet.
Anfang des 18. Jahrhunderts barockisierte der Baumeister Georg Anton
Gumpp die Zisterze. Der gibt es eine sonst für die
Zisterziensermönche untypische Pracht.
Die Gewölbefresken im Langhaus zeigen Szenen aus dem
Marienleben. Der prächtige Stuck ist ein Werk von Franz Xaver
Feuchtmayr aus Wessobrunn.
Hauptsehenswürdigkeit ist der
frühbarocken Hochaltar
in Form eines Lebensbaumes mit 84 Skulpturen.
Ihn schuf um 1610 der Weilheimer Bildschnitzer Bartlme Steinle. Es ist
das einzige bedeutende Werk von Steinle das sich erhalten hat.
Einen Gegenpol zum Hauptaltar bildet das im Westen des Mittelschiffs in den Boden eingelassene so genannte „Österreichische Grab“ das 1684 fertiggestellt wurde. Es ist eine Gedenkstätte wichtiger in Stams begrabener Tiroler Landesfürsten und ihrer Familienmitglieder mit lebensgroßen geschnitzten und vergoldeten Figuren. Die von Thamasch geschnitzten und vergoldeten lebensgroßen Figuren befinden sich dabei auf Sockeln in Bogennischen. In den rückwärtigen Ecknischen stehen die kleineren Skulpturen von vier Fürstenkindern.Diese Plastiken gehören zu den erstrangigen Schöpfungen des tirolerischen Barock.
Die
Südseite zeigt zentral Sigismund den Münzreichen
(* 1427; † 1496) – Sohn von ´Friedrich IV. mit der
leeren Tasche´
der auf der Nordseite begraben ist.
Der Bernhardisaal im Westtrakt der Abtei wurde 1720 von Georg
Anton
Gumpp eingebaut. Er dient als Festsaal und enthält an Decke
und Wänden zahlreiche Malereien, die Begebenheiten aus dem
Leben des hl. Bernhard von Clairvaux zeigen.
Übernachtet wurde in München und von dort ging es in den Norden. Eine Station war das ungewöhnliche Knauf-Museum im malerischen fränkischen Weinort Iphofen. Das Knauf-Museum Iphofen ist ein Privatmuseum der Knauf Gips KG. Knauf-Gips dürfte vielen Heimwerkern bekannt sein.
Das Museum enthält keine Originale
sondern
eine Reliefsammlung der großen Kulturepochen des Altertums
als Gipsabguss. Dazu bereisten die Museumsmitarbeiter viele Teile der
Welt und wendeten ein selbst entwickeltes Abguss-Verfahren an. Das
Museum ist in seiner Art einmalig in Europa.
Es präsentiert in 250 Exponaten die Höhepunkte der
Kunst des Altertums von Mesopotamien über Ägypten,
Griechenland, Rom und Altamerika bis nach Indien. Das Knauf-Museum
ermöglicht so eine faszinierende Gesamtschau der Weltkunst in
all ihrer Vielfalt.
Zu den herausragenden Stücken der Ägyptenabteilung
zählen etwa die Prunkpalette des König Narmer aus dem
Ägyptischen Museum in Kairo, das Fischfang-Grabrelief aus
Sakkara, die Grenzstele Sesostris' III. und der Stein von Rosette. Die
Mesopotamien-Räume weisen Glanzpunkte wie die Replik der
Gesetzesstele des Hammurabi aus dem Louvre in
Paris oder das 15,30
Meter lange Reliefband aus dem Tributbringerzug des Xerxes, das vor Ort
in der altpersischen Stadt Persepolis abgeformt wurde.
Die griechische Antike ist mit
Höhepunkten wie Teilen des
Parthenonfrieses glanzvoll vertreten.
Weitere herausragende Stücke der
Sammlung sind der
Prometheus-Sarkophag, ein Werk der römischen Antike,
monumentale Reliefs aus Kambodschas riesiger Tempelstadt Angkor Vat,
die Grabplatte aus der ehemaligen Mayametropole Palenque, Gipskopien
der Moai, kolossalen Steinstatuen der Osterinsel, und das irische
Hochkreuz aus Clonmacnoise.
Die Humboldt-Scheibe ist nur als Kopie erhalten!
Die Reise ging weiter an die
Nordseeküste um einen Kollegen zu
besuchen. Er war an dem Tag gesundheitlich angeschlagen, aber
für einen kleinen Spaziergang und ein paar
Krabbenbrötchen reichte es doch.
Cuxhaven
liegt an der Mündung der Elbe. Von der Uferpromenade
aus ist die zu Hamburg gehörende
Insel Neuwerk
zu sehen.
Beim nächsten Besuch stehen die im
Hafen angebotenen Touren
nach Helgoland und und zu den Seehundbänken auf dem Plan.
Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören die Landebrücke ´Alte Liebe´, der Hamburger Leuchtturm und ein historischer Zeigertelegraf das ´Semaphor´.
Neu ist das
Museum für den Nationalpark Wattenmeer. Viel zu
sehen gibt es dort nicht.
Neben einigen Schautafeln und ausgestopften Vögeln gibt es
aber ein paar schöne Aquarien.
Die Insel Neuwerk ist bei Ebbe zu
Fuß zu erreichen.
Für Notfälle gibt es Rettungsbarken auf denen man die Zeit der Flut verbringen kann. Auf den Schautafeln wurden ihre Positionen gezeigt und sie waren auch im Fernglas gut zu sehen.
Auf dem Rückweg nach Süden standen 2 Ziele auf dem Programm. Zunächst wurde das Klimahaus in Bremerhaven besucht.
Das Klimahaus Bremerhaven bietet die
Möglichkeit einer
virtuellen Reise um die Erde in Nord-Süd-Richtung auf etwa der
geographischen Länge des Ausgangspunktes, 8°34'30?
östlich von Greenwich, und in der Verlängerung
über den Südpol in Nordrichtung entlang des 171. bis
172. westlichen Längengrades. Die rund 18.800 m²
große Wissens- und Erlebniswelt greift in drei
Ausstellungsbereichen den Themenkomplex Klima und Klimawandel auf.
Der futuristische Bau wurde am 25. Juni 2009 durch den irischen Musiker
und Menschenrechtsaktivisten Bob Geldof eröffnet. Der Eintritt
ist leider recht teuer, aber in der Darstellung der Klimazonen von den
Tropen bis zur Antarktis wird auch einiger Aufwand getrieben.
Bei der Reise entlang des 8 Längengrades durchläuft
der Besucher 8 Stationen:
1. Isenthal (Schweiz), 2. Seneghe, Sardinien (Italien), 3. Kanak
(Niger), 4. Ikenge (Kamerun),
5. Königin-Maud-Land (Antarktika), 6. Satitoa (Samoa), 7.
Gambell (Alaska), 8. Hallig Langeneß (Deutschland)
Im
Audioguide erklärt ein ´Pate´ die
jeweils landestypische Lebensweise. Einige Tiere werden ebenfalls
gezeigt.
Die letzte Etappe der Rundreise führte zum Computermuseum in
Paderborn.
Das Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) in Paderborn gilt das
größte Computermuseum der Welt .
Benannt ist es nach dem Paderborner Computerpionier und
Wirtschaftsunternehmer Heinz Nixdorf. Das Museum präsentiert
in seiner Dauerausstellung 5.000 Jahre Geschichte der Informations- und
Kommunikationstechnik. In einer historischen Zeitreise wird der Bogen
gespannt, von der Entstehung der Schrift in Mesopotamien um etwa 3.000
vor Christus, bis zu aktuellen Themen wie dem Internet,
künstlicher Intelligenz und der Robotik. Auf 6.000
Quadratmetern sind mehr als 5.000 Exponate zu sehen.