Frühlings-Tour 2023 / Sternwarte Bergedorf, Kloster Loccum und Schmetterlinge

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Anlässlich eines Vortrags bei der GVA gab es die Gelegenheit in Hamburg die Sternwarte Bergedorf zu besichtigen.


Die Sternwarte wurde 1912 offiziell eingeweiht. Ein wichtiges Ziel war die Zeitmessung für den Hamburger Hafen.



Ausgerüstet war sie anfangs mit einem Meridiankreis, einem großen Refraktor mit 60 cm Öffnung von „Repsold & Söhne“, einem Newton-Teleskop von Carl Zeiss mit einem Hauptspiegel von 1 m Durchmesser. Das Teleskop war bei seiner Inbetriebnahme im Jahre 1911 das viertgrößte der Welt und das größte Teleskop Deutschlands.


Ab 1926 arbeitete der Optiker und Teleskopkonstrukteur Bernhard Schmidt als freier Mitarbeiter an der Sternwarte. Hier gelang Schmidt 1930 die Herstellung einer asphärischen Korrektionslinse und damit die Erfindung des „Schmidt-Spiegels“. Die extrem lichtstarke und bis an den Bildrand der Fotoplatten komafreie Weitwinkelkamera ist eine der durchgreifenden Neuerungen in der Astrofotografie des 20. Jahrhunderts.
In der Hütte des ersten Schmidteleskops steht heute ein anderes Gerät.


1954 wurde der lang geplante große „Hamburger Schmidt-Spiegel“ in Betrieb genommen. Die freie Öffnung lag bei 80cm. Mit diesem Gerät entdeckte der Astronom Luboš Kohoutek 1973 seinen berühmten Kometen.

Heute auf dem Calar Alto - aber im Keller noch als Modell:


1976 wurde der große Schmidtspiegel zum deutsch-spanischen Calar-Alto-Observatorium in Südspanien verlagert. An seiner Stelle wurde in Bergedorf ein großes Ritchey-Chrétien-Cassegrain-Teleskop mit 1,20 m Öffnung als „Oskar-Lühning-Teleskop“ in Betrieb genommen.

Im Kuppelgebäude wurde auch eine Anlage zur Aluminium-Bedampfung von Teleskopspiegeln errichtet, in der Spiegel bis zu einem Durchmesser von 1,5 m beschichtet werden können. Die Anlage ist bis heute in Betrieb.


Der große Refraktor hat 60cm Öffnung



Bei der Montierung sind noch Reste des gewichtsantriebes sichtbar.


Das Lippert-Teleskop, besteht aus zwei Refraktoren, die als Leitfernrohr dienten. Mit dem Teleskop das in einer 7 m große Beobachtungskuppel steht wurden von Schwassmann und Wachmann mehrere Kometen entdeckt. u.a. auch 73p-Schwassman-Wachmann-3 der 1995 zerbrach und 2022 zu einer erhöhten Fallrate der Tau-Herculiden führte.

Das älteste Instrument der Sternwarte ist sas Aquatorial. Es stand schon in der Vorgängersternwarte in der Innenstadt.
Bemerkenswert ist schöne originale Beobachterstuhl.



Im Keller des Hauptgebäudes befindet sich das Schmidt-Museum, in dem Geräte von Bernhard Schmidt ausgestellt werden, unter anderem der von ihm konstruierte erste Schmidt-Spiegel. Das Museum ist winzig und besteht nur aus einem kleinen Raum, enthält aber den ersten Prototyp einer Schmidtplatte die beidseitig geschliffen ist sowie das erste Schmidt-Teleskop.



Die über 70.000 Bände umfassende Bibliothek ist im Hauptgebäude untergebracht und enthält alle wichtigen astronomischen Veröffentlichungen der letzten 200 Jahre. Der repräsentative Raum hat das Format einer Schlossbibliothek.

An der Sonnenfinsternisexpedition war Schmidt beteiligt.



Am Nachmittag wurde das Kloster Loccum besichtigt. Die Anlage des 1163 gegründeten Zisterzienser-Klosters gehört zu den am besten erhaltenen nördlich der Alpen. Die ältesten Gebäude sind die ehemalige Stiftskirche, die heutige Georgskirche, der Kreuzgang, das Slaphus und das Laienrefektorium, die aus dem 13. Jahrhundert stammen. Das Refektorium wurde 1599 fertiggestellt, das Konventshaus um 1750 errichtet. Seit etwa 1600 besteht in den ehemaligen Klostergebäuden ein lutherischer Konvent, der auch weiterhin einen Abt wählt.


Zahlreiche, oft figürlich aufwändige Grabmäler und Epitaphe zeugen von der Beliebtheit der Klosterkirche als Grablege für Adel und Geistlichkeit.

Ein seltenes Ausstattungsstück noch aus der Bauzeit der Kirche um die Mitte des 13. Jahrhunderts ist der hölzerne Reliquienaltar. Die Fassung stammt allerdings vollständig aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Den heutigen Hochaltar schmückt ein Retabel mit Figuren aus der Werkstatt des Meisters von Osnabrück, um 1520. Seine gemalten Flügel, auf der Innenseite mit Passionsszenen, außen mit Darstellungen Christi im Limbus und der Auferstehung versehen, wurden im 17. Jahrhundert angefügt. Aus dem späten Mittelalter stammt auch das Sakramentshaus. Auf der Spitze ist ein Pelikan zu sehen der sich die Brust aufreist um mit seinem Blut seine Kinder zu füttern. Im Mittelalter sah man in dieser Geschichte ein Gleichnis zu Christus.




Das Kloster ist nur wenige Kilometer vom Steinhuder Meer entfernt. Leider war es bei der Ankunft schon zu spät für eine Bootstour.


Als Alternative wurde ein Schmetterlingshaus besichtigt.



Die Ausstellung zeigt zahlreiche Präparate von riesigen Käfern und Schmetterlingen aus Ozeanien und Australien.

Ein kleiner Trilobit zeigt die Verwandschaft zu den heutigen Gliedertieren wie den Skorpionen.

Auch lebende Vogelspinnen waren in der Ausstellung



Die Schmetterlinge im Treibhaus werden als Puppen gekauft und schlüpfen vor Ort. Etwa ein halbes Dutzend Arten flog herum und konnte bestimmt werden.




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