Kallisto-Verfinsterung 24/25.22 II
Nützliche Vergleichsdaten kamen
vom Oliver Schneider, Maciej
Libert und Friedhelm Dorst. Die Aufnahmen von Friedhelm Dorst waren
durchgängig im Visuellen Bereich. Für eine exakte
Messung waren sie zu verrauscht. Die Bilder bestätigten
dennoch klar die die vermutete Tendenz.
Kallisto ist dort gegen 2:38 UT deutlich schwächer als der 9,1
mag helle Vergleichsstern nördlich des Planeten.
Für eine Messung besser geeignet waren die Daten von Maciej Libert. Bis 2:41 UT verwendete er einen L-Filter. Die Messung war bis 2:38 UT möglich. Als Vergleichsobjekt war nur der Jupitermond Europa im Bildfeld.
Europa ist unter den Jupitermonden
leider am
wenigsten als Vergleichsobjekt geeignet.
Alle Jupitermonde haben einen Rotationslichtwechsel. Bei Io, Kallisto
und Ganymed sind es um 0,2 mag doch Europa kommt auf etwa 0,5mag. Als
erstes wurde daher die Helligkeit von Europa gegen Ganymed aus den
eigenen Daten ermittelt. Demnach sollte Europa in dieser Nacht etwa
5,2mag gehabt haben.
Kallisto wurde um 2:38 UT 5,8mag
schwächer als Europa gemessen.
Heraus kommt in der Summe 11 mag. Das ist etwas heller als erwartet und
visuell geschätzt. Zur Totalität wurde der Filter von
L auf IR gewechselt. Im Infrarot wurde um 02:54 UT in den Daten von
Maciej Libert
eine Helligkeit von 8,3 mag gemessen. Das ist ebenfalls etwas heller
als erwartet. Der Fehlerbalken ist aber recht groß und zudem
wurde mit mit einem IR-742 auch ein langwelligerer Passfilter
verwendet. Das hier die Amplitude der Finsternis etwas flacher ist als
bei der eigenen Messung mit einem IR-685 ist durchaus plausibel.
Den vermutlich besten Datensatz lieferte Oliver Schneider. Seine Messung erfolgte mit einem Rotfilter gegen Europa. Nur in seinen Daten ist ein sinusförmiges Durchschwingen des Minimums zu sehen. Falls es ein Plateau gibt, lag es zwischen 2:47 und 2:52 UT.
Ein Minimum gibt es bei 2:50 UT mit 6 mag Differenz gegen Europa. Um 2:38 UT war Kallisto noch 0,5mag heller. Wenn man die Daten von Maciej mit den Daten von Oliver fortschreibt, hätte die minimale Helligkeit von Kallisto mit einem L-Filter um 2:50 UT bei 11,5mag gelegen.
Fazit:
Die Parallelen zwischen dem Erde-Mond und dem Jupiter-Kallistosystem
sind faszinierend. Es ist nicht nur der Halbschatten etwa gleich
groß, sondern wie bei unserem Heimatplaneten
streut auch die Atmosphäre des Riesenplaneten langwelliges
Sonnenlicht in den Kernschatten. Genau wie der verfinsterte
Erdmond ist auch die Kallistoverfinsterung im Infrarot deutlich heller
als im sichtbaren Bereich.
Wie der Erdmond im Erdschatten ist auch Kallisto im Jupiterschatten am
Kernschattenrand besonders hell. Bei der Kallistoverfinsterung vom
25.7.2022 sank die Helligkeit im IR mit einem RR685 um ca. 3 mag. Im
visuellen Bereich ist die Amplitude mit ca. 6 mag viel
größer. Ähnliche Differenzen zwischen IR
und Visuell wurden auch schon beim Erde-Mondsystem gemessen (1).
Programme wie Celestia und Stellarium zeigten für den
25.7.2022 eine totale Kallistoverfinsterung an. Lediglich WinJupos
sieht noch einen kleinen Teil des Mondes außerhalb des
Kernschattens.
Eine finale Entscheidung ob die Finsternis Total oder fast Total
gewesen ist lassen die Daten nicht zu. Im Rahmen des Fehlerbalkens ist
beides möglich. Die hohe IR-Helligkeit in Relation zur
visuellen Helligkeit zeigt jedoch an, dass das gestreute Licht aus dem
Kernschatten dominant gewesen sein muss. Falls es im Minimum noch eine
partielle Phase gegeben hat, muss diese sehr klein gewesen sein.
Die Differenz zwischen IR und Visuell entspricht beim Erde-Mondsystem
eher einer Totalen Finsternis. Die Analogie passt jedoch nicht perfekt.
Kallisto war sowohl im IR als auch Visuell am Schattenrand
mindestens eine Magnitude heller als es der Erdmond gewesen
wäre. Darüber welchen Einfluss in
diesem Fall die Jupiteratmosphäre hat, kann man nur
spekulieren.