Sonnenfinsternis 2024 - Teotihuacán

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Der zweite Tag gehörte der bekanntesten Sehenswürdigkeit Mexikos, den Pyramiden von Teotihuacán. Auf dem Weg dahin hielten wir bei einem Kaktusfeld. Die Kakteen werden systematisch angebaut. Die Kaktusfeigen können roh verzehrt werden. Auch ein Schnaps wird daraus gebrannt.

Bei Wind sollte man die Kaktusfelder meiden. Die Stacheln können sich dann lösen und in der Haut festsetzen.

Zwischen 100 und 650 n. Chr. bildete Teotihuacán das dominierende kulturelle, wirtschaftliche und militärische Zentrum Mesoamerikas. Auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung hatte die Stadt bis zu 200.000 Einwohner. Sie war zu ihrer Zeit die mit Abstand größte Stadt auf dem amerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt. Ab etwa 650 schwand ihre Bedeutung, bis sie um 750 aus nicht vollständig geklärten Gründen weitgehend verlassen wurde. Weil man Teotihuacán keine Schrift kannte, sind Erkenntnisse über diese Kultur nur aus der Interpretation von archäologischen Funden ableitbar. Funde gibt es in reicher Zahl. Im anthropologischen Museum von Mexiko-Stadt wird die Teotihuacán-Periode als lateinamerikanische Klassik bezeichnet. Die Zahl der Funde ist der griechischen Klassik ebenbürtig. Besonders bei der Keramik hat die Teotihuacán-Kultur großes geleistet. Da Rad und Töpferscheibe unbekannt waren, sind die lateinamerikanischen Keramiken viel figürlicher und unsymmetrischer. Die Europäische Keramik dieser Zeit ist wegen der dominanten runden Formen vergleichsweise langweilig.


Die archäologische Stätte hat mehrere Eingänge. Es ist unbedingt ratsam den Eingang bei der Zitadelle zu nehmen und die Straße der Toten entlangzuwandern. Nur so bekommt man einen Eindruck von der gewaltigen Größe der Anlage.

Die Zitadelle war nur über einen  Eingang an der zur Straße der Toten gewandten Frontseite zu erreichen.

Eingangsbereich der Zitadelle

Die Zitadelle war vermutlich eine höfische Anlage oder ein Palast, vergleichbar der Verbotenen Stadt in Peking. Das Zentrum der Anlage bildet ein Gebäudekomplex, bestehend aus Wohnanlagen sowie dem in der Mitte gelegenen Tempel des Quetzalcoatl.



Die Stufen sind gefährlich, doch mit etwas Hilfe konnte man den Aufstieg wagen.


An der Frontseite befinden sich zahlreiche Skulpturen, die den Kopf einer gefiederten Schlange darstellen. Dadurch lässt sich sicher sagen, dass die Pyramide diesem Gott geweiht war.

Im Anthropologischen Museum ist ein Nachbau mit den Originalfarben zu sehen:



Charakteristisches Merkmal der Architektur ist dabei das sogenannte Talud-tablero. Gemeint ist damit eine Art Sims der die kleineren Pyramiden etwa auf Kniehöhe umgibt.

Der Blick zurück auf den Platz der Zitadelle

Von der Anhöhe vor der kleinen Quetzalcoatl-Pyramide kann man bis zu den großen Pyramiden für Sonne und Mond hinnüber schauen.


Die Straße der Toten bildet die Hauptachse der Stadt.


Die Straße ist nicht durchgehend und wird immer wieder durch Treppendämme unterbrochen. Der Sinn dieser Treppendämme ist rätselhaft. Sie scheinen eine unnötige Behinderung zu sein, schaffen aber durch ihre Existenz mehrere voneinander abgegrenzte Plätze. Vielleicht hat eine Kultur ohne Rad die Treppendämme nicht als wesentliche Einschränkung empfunden.


Um die Plätze herum lagen Wohngebäude von denen jedoch wenig erhalten ist.


Die Gebäude in Teotihuacán wurden üblicherweise aus Stein und Lehmziegeln errichtet.

Das Zentrum der Stadt bildet die Sonnenpyramide. Sie ist nach der verschütteten Pyramide von Cholula die zweitgrößte Pyramide des amerikanischen Kontinents und gilt als drittgrößte Pyramide der Welt. Sie hat eine Grundfläche von 222 m × 225 m und eine Höhe von 65 m. Sie wurde um 100 n. Chr. in einem Arbeitsgang errichtet und war damit das erste größere Gebäude, das in Teotihuacán erbaut wurde.


Auf der Spitze befand sich ein kleiner Tempel, der heute nicht mehr zu sehen ist. In ihrem Kern besteht die Pyramide aus Lehmziegeln und Basalt.


Als die Pyramide im 19.Jh. ausgegraben wurde, war sie ein bewachsener Hügel.

Wie in Ägypten war die Außenhaut ursprünglich glatt. Sie war mit Stuck überzogen und großflächig bunt bemalt. Davon ist heute nichts mehr erhalten. Es existieren keine Malereien mehr, die die Verehrung eines bestimmten Gottes belegen könnten. Im Vergleich mit den ägyptischen Pyramiden von Gizeh wirkt die Sonnenpyramide von Teotihuacán beeindruckender, obwohl die Grundfläche fast gleich ist.


Die am nördlichen Ende der Straße der Toten gelegene Mondpyramide entstand rund ein Jahrhundert nach der Sonnenpyramide. Bei einer Grundfläche von 120 m × 150 m erreicht sie eine Höhe von 46 m. Anders als die Sonnenpyramide entstand sie in mehreren Etappen. Die früheste Mondpyramide wurde um 100 n. Chr. errichtet, bis 350 folgten insgesamt sieben Bauphasen. Grabungen unter der Pyramide brachten mehrere Kammern zum Vorschein, in denen sich menschliche Überreste fanden. Die 43 Meter hohe Pyramide wurde als Teil eines baulichen Komplexes konzipiert, der als Mondesglanz bekannt ist.

Auf der Spitze der Mondpyramide stand eine Figur die heute im Anthropologischen Museum zu sehen ist. Es ist ein Wassergott und das schwerste Schaustück des Museums.

Die Statuen des Teotihuacán-Stil zeichnen sich aus durch breite Nasen und elliptische Augen.
In das Loch in der Mitte wurde ein Stein gelegt der das Herz symbolisierte und die Statue ´zum Leben´ erweckte.

Der Platz vor der Mondpyramide ist vielleicht der schönste und vollkommenste Platz den die Menschen je erbaut haben.
Diese harmonische Raumschöpfung wurde als Ensemble in 2000 Jahren nicht überboten.

Neben der Mondpyramide liegt eine Gruppe aus 3 kleineren Pyramiden und um den Platz der Mondpyramide gruppieren sich weitere 12 Pyramiden. Über das restliche Gelände sollen nochmal 12 zusätzliche Pyramiden verstreut sein.

Das Museum von Teotihuacán wurde leider nicht besucht. Dort gibt es ein Modell der Stadt:

Die Funktionen des Platzes vor der Sonnenpyramide kann man sich erschließen. In der Mitte gab es eine Art Thronsitz. Seitlich Logenplätze für den Adel. Der Balkon an der Pyramide diente wohl für kultische Handlungen.
- Wozu die vielen kleinen Pyramiden dienten ist unklar. Hatte jeder kleine Gott seinen eigenen Opferplatz? Oder waren die Opferplätze nach Berufsgruppen aufgeteilt? Oder durften einige Oferplätze nur zu bestimmten Zeiten genutzt werden?  
Die riesige, repräsentative Anlage hatte nur wenige Wohngebäude und wirkt nach europäischen Maßstäben ´unpraktisch´. In Europa wäre niemand auf die Idee gekommen 30 Kirchen an die gleiche Stelle zu bauen.


Nahe des Ausgangs gibt es den Quetzalcoatl-Palast. Dort haben einige Räume noch ihre Decken und so haben sich im inneren Wandmalereien und Friese erhalten.


Der Quetzalcoatl-Palast ist im Obergeschoss offen zum Platz vor der Mondpyramide. Auf diesem Balkon wurden vermutlich Ansprachen gehalten und kultische Handlungen vollzogen. Eine Funktion als Quartier der Herrscher ist naheliegend.


Der Quetzalcoatl-Palast hat einen Innenhof an dessen Wänden sich Reliefs erhalten haben.







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