Der zweite Tag gehörte der bekanntesten
Sehenswürdigkeit Mexikos,
den Pyramiden von Teotihuacán. Auf dem Weg dahin hielten wir
bei einem Kaktusfeld. Die Kakteen werden systematisch angebaut. Die
Kaktusfeigen
können roh verzehrt werden.
Auch ein Schnaps wird daraus gebrannt.
Bei Wind
sollte man die Kaktusfelder meiden. Die Stacheln können sich
dann
lösen und in der Haut festsetzen.
Zwischen 100 und 650 n. Chr.
bildete
Teotihuacán das
dominierende kulturelle, wirtschaftliche und militärische
Zentrum Mesoamerikas. Auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung
hatte die Stadt bis zu 200.000 Einwohner. Sie war zu ihrer Zeit die mit
Abstand größte Stadt auf dem amerikanischen
Kontinent und eine der größten der Welt. Ab etwa 650
schwand ihre Bedeutung, bis sie um 750 aus nicht vollständig
geklärten Gründen weitgehend verlassen wurde. Weil
man Teotihuacán keine Schrift kannte, sind Erkenntnisse
über diese Kultur nur aus der Interpretation von
archäologischen Funden ableitbar. Funde gibt es in reicher
Zahl.
Im anthropologischen Museum von Mexiko-Stadt wird die
Teotihuacán-Periode als lateinamerikanische Klassik
bezeichnet.
Die Zahl der Funde ist der griechischen Klassik ebenbürtig.
Besonders bei der Keramik hat die Teotihuacán-Kultur
großes geleistet. Da Rad und Töpferscheibe unbekannt
waren, sind die lateinamerikanischen Keramiken viel
figürlicher und unsymmetrischer. Die Europäische
Keramik dieser Zeit ist wegen der
dominanten runden Formen vergleichsweise langweilig.
Die
archäologische Stätte hat mehrere Eingänge.
Es ist unbedingt ratsam den Eingang bei der Zitadelle zu nehmen und die
Straße der Toten entlangzuwandern. Nur so bekommt man einen
Eindruck von der gewaltigen Größe der Anlage.
Die Zitadelle war nur über einen Eingang an der zur
Straße der Toten gewandten Frontseite zu erreichen.
Eingangsbereich der Zitadelle
Die
Zitadelle war vermutlich eine höfische Anlage oder ein Palast,
vergleichbar der Verbotenen Stadt in Peking. Das Zentrum der Anlage
bildet ein Gebäudekomplex, bestehend aus Wohnanlagen sowie dem
in der Mitte gelegenen Tempel des Quetzalcoatl.
Die Stufen sind gefährlich, doch mit etwas Hilfe konnte man
den Aufstieg wagen.
An der
Frontseite befinden
sich zahlreiche Skulpturen, die den Kopf einer
gefiederten Schlange darstellen.
Dadurch lässt sich sicher sagen, dass die Pyramide diesem Gott
geweiht war.
Im Anthropologischen Museum ist ein Nachbau mit den Originalfarben zu
sehen:
Charakteristisches Merkmal der Architektur ist dabei das sogenannte
Talud-tablero. Gemeint ist damit eine Art
Sims der die kleineren Pyramiden etwa auf Kniehöhe umgibt.
Der Blick zurück auf den Platz der Zitadelle
Von der Anhöhe vor der kleinen Quetzalcoatl-Pyramide kann man
bis zu den großen Pyramiden für Sonne und Mond
hinnüber schauen.
Die Straße der Toten bildet die Hauptachse
der Stadt.
Die Straße ist nicht durchgehend und wird immer wieder durch
Treppendämme unterbrochen. Der Sinn dieser
Treppendämme ist rätselhaft. Sie scheinen eine
unnötige Behinderung zu sein, schaffen aber durch ihre
Existenz mehrere voneinander abgegrenzte Plätze.
Vielleicht hat eine Kultur ohne Rad die Treppendämme
nicht als
wesentliche Einschränkung
empfunden.
Um die Plätze herum lagen Wohngebäude von denen
jedoch wenig erhalten ist.
Die
Gebäude in Teotihuacán wurden
üblicherweise aus Stein und Lehmziegeln errichtet.
Das Zentrum
der Stadt bildet die Sonnenpyramide.
Sie ist nach der
verschütteten Pyramide von Cholula die
zweitgrößte Pyramide des amerikanischen Kontinents
und gilt als drittgrößte Pyramide der Welt.
Sie hat eine Grundfläche von 222 m × 225 m und eine
Höhe von 65 m.
Sie wurde um 100 n. Chr. in einem Arbeitsgang errichtet und war damit
das erste größere Gebäude, das in
Teotihuacán erbaut wurde.
Auf der Spitze befand sich ein kleiner Tempel, der heute nicht mehr zu
sehen ist. In ihrem Kern besteht die Pyramide aus Lehmziegeln und
Basalt.
Als die
Pyramide im 19.Jh. ausgegraben wurde, war sie ein bewachsener
Hügel.
Wie in
Ägypten war die Außenhaut
ursprünglich glatt.
Sie war mit Stuck überzogen und großflächig
bunt bemalt.
Davon ist heute nichts mehr erhalten.
Es existieren keine Malereien mehr, die die Verehrung eines bestimmten
Gottes belegen könnten.
Im Vergleich mit den ägyptischen Pyramiden von Gizeh wirkt die
Sonnenpyramide
von Teotihuacán beeindruckender, obwohl die
Grundfläche fast gleich ist.
Die am
nördlichen Ende der Straße der Toten gelegene
Mondpyramide entstand rund ein Jahrhundert nach der Sonnenpyramide. Bei
einer Grundfläche von 120 m × 150 m erreicht sie
eine Höhe von 46 m. Anders als die Sonnenpyramide entstand sie
in mehreren Etappen. Die früheste Mondpyramide wurde um 100 n.
Chr. errichtet, bis 350 folgten insgesamt sieben Bauphasen. Grabungen
unter der Pyramide brachten mehrere Kammern zum Vorschein, in denen
sich menschliche Überreste fanden. Die 43 Meter hohe Pyramide
wurde als Teil eines baulichen Komplexes konzipiert, der als
Mondesglanz bekannt ist.
Auf der Spitze der Mondpyramide stand eine Figur die heute im
Anthropologischen Museum
zu sehen ist. Es ist ein Wassergott und das schwerste Schaustück
des Museums.
Die Statuen des Teotihuacán-Stil zeichnen sich aus durch breite
Nasen und elliptische Augen.
In das Loch in der Mitte wurde ein Stein gelegt der das Herz
symbolisierte und die Statue ´zum Leben´ erweckte.
Der Platz
vor der Mondpyramide
ist vielleicht
der schönste und vollkommenste Platz den die Menschen je
erbaut
haben.
Diese harmonische Raumschöpfung wurde als Ensemble in 2000
Jahren
nicht überboten.
Neben der Mondpyramide liegt eine Gruppe aus 3 kleineren Pyramiden und
um den Platz der Mondpyramide gruppieren sich
weitere 12 Pyramiden. Über das restliche Gelände
sollen nochmal 12 zusätzliche Pyramiden verstreut sein.
Das Museum von Teotihuacán wurde leider nicht besucht. Dort
gibt es
ein Modell der Stadt:
Die Funktionen des Platzes vor der Sonnenpyramide kann man sich
erschließen. In der Mitte gab es eine Art Thronsitz. Seitlich
Logenplätze für den Adel. Der Balkon an der Pyramide diente
wohl für
kultische Handlungen.
- Wozu die vielen kleinen Pyramiden dienten ist unklar. Hatte jeder
kleine Gott seinen eigenen Opferplatz? Oder waren die Opferplätze
nach Berufsgruppen aufgeteilt? Oder durften einige Oferplätze
nur zu bestimmten Zeiten genutzt werden?
Die riesige, repräsentative Anlage hatte nur wenige
Wohngebäude und wirkt nach europäischen Maßstäben
´unpraktisch´. In Europa wäre niemand auf die Idee
gekommen 30 Kirchen an die gleiche Stelle zu bauen.
Nahe des
Ausgangs gibt es den Quetzalcoatl-Palast. Dort
haben
einige Räume noch ihre Decken und so haben sich im inneren
Wandmalereien und Friese erhalten.
Der Quetzalcoatl-Palast ist im Obergeschoss offen zum Platz vor der
Mondpyramide.
Auf diesem Balkon wurden vermutlich Ansprachen gehalten und kultische
Handlungen vollzogen. Eine Funktion als Quartier der Herrscher ist
naheliegend.
Der
Quetzalcoatl-Palast hat einen Innenhof an dessen
Wänden
sich Reliefs erhalten haben.