Die
mexikanische Stadt Torreon hatte im Vorfeld die
beste Wetterstatistik, -
doch in den Tagen
zuvor gab es schlechte Prognosen. Im Mexiko und Texas sollte es
Wolken geben.
Erst nördlich von Arizona und in Kanada war wieder mit einem
freien Himmel zu rechnen.
Einige
Eclipse-Chaser buchten schon Flüge in den Norden, doch
wir versuchten in Mexiko einen Sweetspot zu finden.
Die Luftströmung kam von Südwest und im Windschatten
des Küstengebirges sollte
es nahe Durango halbwegs stabile Bedingungen geben. Allerdings sollte
es auch dort nicht perfekt klar sein und eine Restbewölkung
von
etwa 10% war vorhergesagt.
Einige Hotelgäste riskierten es in Torreon zu bleiben. Diese 3
Damen stellten sich als 3 Löwinnen vor, da sie alle im August
geboren waren.
Auf der Fahrt nach Durango waren noch einige Wolken zu sehen -
doch das passte zur Prognose.
Erst kurz vor Durango lockerte der Himmel auf.
Eine kleine
Ortschaft namens ´16-September´ sah am Vortag am
besten aus.
Südlich davon sollte der Himmel zur Totalität sogar
komplett klar sein, doch die
Dauer hätte unter 4min gelegen. Die Bergstraße zum
Dorf bot mehrere schöne Aussichtspunkte, doch es war leider
sehr windig. An ungeschützten Stellen war es
stürmisch und der Sand peitschte einem ins Gesicht.
Im
Windschatten eines kleinen Hügels waren die Bedingungen
immer noch nicht perfekt,
aber es war der beste Kompromiss den wir finden konnten. Leider gab es
durch den Hügel kaum Sicht nach Süden, doch nach
Norden konnten wir bis Durango
blicken.
Jenseits der Stadt stauten sich die Wolken
am Horizont.
Der Start um 3 Uhr Morgens erwies sich als knapp.
Wir hatten zwar 3 Stunden Aufbauzeit, doch es gab einige technische
Schwierigkeiten.
Ohne 220V hatte Björn Voss Probleme seine
Live-Übertragung zum Planetarium Hamburg aufzubauen.
Die Ursache lag am 12V-Stecker des gemieteten Kleinbus. Ein netter
Mexikaner erlaubte uns
den Konverter an seinen Wagen anzuschließen.
Die Ausrüstung von Björn (oben) und Sebastian (unten).
Die
Straße hatte viel Verkehr und die LKWs
quälten sich mit lauten Gebrumm den Hügel hinauf. Der
Aussichtspunkt zog viele Neugierige an und bald standen 3 Dutzend
wissbegierige
Mexikaner um uns herum.
Sie alle
durften während der
partiellen Phase mal durch das Teleskop schauen.
Für visuelle Zwecke war ein 80mm FH-Refraktor im
Gepäck. Bei 20x zeige er sehr schön einen fast
mittigen doppelten Sonnenfleck. Der Sonnenfleck war auch schon im
Fernglas zu erkennen.
Man beachte den stylischen Ohrschmuck. Da ist alles drauf worauf es in
Mexiko ankam: Sonne, Mond und Pyramiden.
Fotografisch wurde ein 72mm f/6 ED-Apo mit einer 1.6x Einschraubbarlow
verwendet.
Leider war es nicht möglich, die Montierung sauber einzunorden
und die Sonne wanderte regelmäßig raus.
Durch den
hohen Sonnenstand
schauten Kameras und Teleskope fast zum Zenit. Am
Teleskop wurde deswegen ein Zenitprisma verwendet, was fotografisch
sonst unüblich ist.
Während
der partiellen Phase entstand mit dem 72mm Refraktor alle 20s
ein Bild. Doch
wegen des Rauswanderns
der Sonne, gibt es mehrere Lücken. Auch
während der Totalität stand die Sonne am Rand.
Dennoch entstanden ein paar brauchbare Fotos die den visuellen Eindruck
gut wiedergeben.
- Aus den Einzelbildern ist ein
Film entstanden:
Zum Beginn
der Totalität sah man einen Diamantring mit einem
halben Dutzend Bailey-Beats und dann
einen Chromosphären-Bogen der etwa ein Viertel des
Sonnenumfangs
ausmachte.
In Chile war 4 Jahre zuvor der Bogen größer, was
auch
am kleineren Kernschatten gelegen hat. Sehr markant war eine einzelne,
sehr hellen dreieckige Protuberanz, die während der gesamten
Finsternis für das freie Auge sichtbar blieb. Sie stand unten
rechts auf 5 Uhr und strahlte in einem intensiven Pink. Zum Ende der
Finsternis
bildete sich in dem Dreieck ein Loch und eine Bogenform mit allerlei
Struktur wurde erkennbar.
Die
Protuberanzen im Chromosphärenbogen zeigten ebenfalls eine
feine Struktur
und eine flacher, fast parallel zur Oberfläche laufender
Gasstreifen war sichtbar.
Es wurde
wechselnd mit dem 80mm Refraktor, einem 8x32 Fernglas und mit
dem freien Auge beobachtet.
Mit freien
Auge sah man ein schönes Farbenspiel am
Nordhorizont. Dort lagen die nahen
Wolken im Schatten während die weit entfernten Wolken in einem
gelblichen Licht erstrahlten.
Insgesamt war die Annäherung des Mondschattens nicht so
markant
wie in Chile, was mit der Zenit-nähe der Sonne zu
erklären ist. Die Fliegenden Schatten waren auch noch lange
nach der Totalität sichtbar, weil wegen des großen
Mondschattens der Kreisbogen der austretenden Sonne zunächst
sehr kurz blieb. Selbst 2 min nach der Finsternis waren unverhofft noch
schwache fliegende Schatten zu erkennen. Venus und Jupiter standen
links und rechts der Sonne und waren leicht zu sehen.
Die Korona zeigte im Teleskop eine reiche Struktur. Im Norden waren
noch Büschel der Polstrahlen zu sehen.
Der längsten Streamer lag auf 10 Uhr. Er hatte max. 2
Sonnendurchmesser Länge. Weitere Streamer gab es auf 9, 7, 5,
4, 3 und 2 Uhr. Es gab also auf der rechten Sonnenseite mehr Streamer
als links,
dafür waren sie kleiner. Typisch waren etwa 1 bis 1,5
Sonnendurchmesser Länge.
Auffällige Verwirbelungen wurden nicht registriert. Es gab
aber feine haarige Strukturen.
Die während der
Totalität entstandenen Aufnahmen wurden addiert um
Koronastrukturen sichtbar zu machen.
Das Ergebnis mit dem 135mm
Teleobjektiv blieb unter den Möglichkeiten, weil der
Fokuspunkt nicht perfekt getroffen wurde.
Mit dem 72mm
Refraktor sind 3 Varianten herausgekommen, einmal für
den Innenbereich, einmal für den Außenbereich und
einmal
gemischt.
Leider stand die Sonne während der
Totalität am Rand des Kameragesichtsfeldes. Daher ist ein
Teil abgeschnitten. - Als Trostpreis wurde aber genau dadurch der
längste Streamer besonders gut erwischt.
Beim Austritt wurden die Kameras wieder mit Filtern versorgt, daher war
die Zeit etwas knapp.
Die fliegenden Schatten wurden in der Aufregung erst spät
registriert.
Insgesamt erschien das Seeing nach der Totalität besser.
Im 80mm Refraktor waren Mondberge und Granulation sichtbar. Dies war
vor der Totalität nicht aufgefallen.
Der Platz leerte sich sehr schnell und bald war neben uns nur noch der
hilfreiche Mexikaner vor Ort
der die Ausrüstung bis zuletzt mit Strom aus seinem PKW-Motor
versorgte. Es gab ein kleines Tänzchen
ein paar Fotos und ein paar Umarmungen. Überall gab es nur
glückliche Gesichter.
Trotz gelegentlicher Zirren hat es an unserem Standort zu keiner zeit
eine wesentliche Einschränkung durch Wolken gegeben. Zur
Totalität war es perfekt klar.
Wenn man
seine Eindrücke
beschreibt, bleiben sie besser
haften. Während der Finsternis wurde daher die Beobachtung per
Handy mitgeschnitten. Das Handy hing in einem Brustbeutel um den Hals
und so entstand ein Tondokument. Die Bilder sind eigentlich nur eine
Nebensache, transportieren
aber gut das Life-Feeling.
Auf der Heimfahrt wurde in Durango noch ein Zwischenstopp für
ein Abendessen eingelegt um
so dem
Finsternisstau zu entgehen.
In der Nacht vor der Finsternis wurde kaum geschlafen und so war
während des Essens die
Erschöpfung zu spüren.
Der Verkehr war nach dem Essen sehr entspannt. Die
Mexikaner waren weniger gefahren als erwartet, was an den relativ hohen
Mautgebühren der Autobahn liegen könnte. Die 2,5
Stunden Fahrt zwischen Durango und Torreon kosteten jeweils etwa 50
Euro.
Nur wenige Kilometer von uns entfernt beobachtete Andreas
Möller mit einer Gruppe des AKM ebenfalls erfolgreich die
Sofi.
Getroffen haben wir
uns nicht - doch sahen wir uns 2 Tage später am Flughafen.
Bilder und Videos mit
kürzerer
Brennweite gibt
es auf der nächsten Seite: