Sonnenfinsternis 2024

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Die mexikanische Stadt Torreon hatte im Vorfeld die beste Wetterstatistik, - doch in den Tagen zuvor gab es schlechte Prognosen. Im Mexiko und Texas sollte es Wolken geben. Erst nördlich von Arizona und in Kanada war wieder mit einem freien Himmel zu rechnen.


Einige Eclipse-Chaser buchten schon Flüge in den Norden, doch wir versuchten in Mexiko einen Sweetspot zu finden. Die Luftströmung kam von Südwest und im Windschatten des Küstengebirges sollte es nahe Durango halbwegs stabile Bedingungen geben. Allerdings sollte es auch dort nicht perfekt klar sein und eine Restbewölkung von etwa 10% war vorhergesagt.


Einige Hotelgäste riskierten es in Torreon zu bleiben. Diese 3 Damen stellten sich als 3 Löwinnen vor, da sie alle im August geboren waren.


Auf der Fahrt nach Durango waren noch einige Wolken zu sehen - doch das passte zur Prognose.
Erst kurz vor Durango lockerte der Himmel auf.


Eine kleine Ortschaft namens ´16-September´ sah am Vortag am besten aus. Südlich davon sollte der Himmel zur Totalität sogar komplett klar sein, doch die Dauer hätte unter 4min gelegen. Die Bergstraße zum Dorf bot mehrere schöne Aussichtspunkte, doch es war leider sehr windig. An ungeschützten Stellen war es stürmisch und der Sand peitschte einem ins Gesicht.


Im Windschatten eines kleinen Hügels waren die Bedingungen immer noch nicht perfekt, aber es war der beste Kompromiss den wir finden konnten. Leider gab es durch den Hügel kaum Sicht nach Süden, doch nach Norden konnten wir bis Durango blicken. Jenseits der Stadt stauten sich die Wolken am Horizont.

Der Start um 3 Uhr Morgens erwies sich als knapp. Wir hatten zwar 3 Stunden Aufbauzeit, doch es gab einige technische Schwierigkeiten. Ohne 220V hatte Björn Voss Probleme seine Live-Übertragung zum Planetarium Hamburg aufzubauen. Die Ursache lag am 12V-Stecker des gemieteten Kleinbus. Ein netter Mexikaner erlaubte uns den Konverter an seinen Wagen anzuschließen.

Die Ausrüstung von Björn (oben) und Sebastian (unten).


Die Straße hatte viel Verkehr und die LKWs quälten sich mit lauten Gebrumm den Hügel hinauf. Der Aussichtspunkt zog viele Neugierige an und bald standen 3 Dutzend wissbegierige Mexikaner um uns herum.

Sie alle durften während der partiellen Phase mal durch das Teleskop schauen.


Für visuelle Zwecke war ein 80mm FH-Refraktor im Gepäck. Bei 20x zeige er sehr schön einen fast mittigen doppelten Sonnenfleck. Der Sonnenfleck war auch schon im Fernglas zu erkennen.

Man beachte den stylischen Ohrschmuck. Da ist alles drauf worauf es in Mexiko ankam: Sonne, Mond und Pyramiden.
 
Fotografisch wurde ein 72mm f/6 ED-Apo mit einer 1.6x Einschraubbarlow verwendet. Leider war es nicht möglich, die Montierung sauber einzunorden und die Sonne wanderte regelmäßig raus.

Durch den hohen Sonnenstand schauten Kameras und Teleskope fast zum Zenit. Am Teleskop wurde deswegen ein Zenitprisma verwendet, was fotografisch sonst unüblich ist.

Während der partiellen Phase entstand mit dem 72mm Refraktor alle 20s ein Bild. Doch wegen des Rauswanderns der Sonne, gibt es mehrere Lücken. Auch während der Totalität stand die Sonne am Rand. Dennoch entstanden ein paar brauchbare Fotos die den visuellen Eindruck gut wiedergeben. - Aus den Einzelbildern ist ein Film entstanden:



Zum Beginn der Totalität sah man einen Diamantring mit einem halben Dutzend Bailey-Beats und dann einen Chromosphären-Bogen der etwa ein Viertel des Sonnenumfangs ausmachte. In Chile war 4 Jahre zuvor der Bogen größer, was auch am kleineren Kernschatten gelegen hat. Sehr markant war eine einzelne, sehr hellen dreieckige Protuberanz, die während der gesamten Finsternis für das freie Auge sichtbar blieb. Sie stand unten rechts auf 5 Uhr und strahlte in einem intensiven Pink. Zum Ende der Finsternis bildete sich in dem Dreieck ein Loch und eine Bogenform mit allerlei Struktur wurde erkennbar. 



Die Protuberanzen im Chromosphärenbogen zeigten ebenfalls eine feine Struktur und eine flacher, fast parallel zur Oberfläche laufender Gasstreifen war sichtbar.


Es wurde wechselnd mit dem 80mm Refraktor, einem 8x32 Fernglas und mit dem freien Auge beobachtet.
Mit freien Auge sah man ein schönes Farbenspiel am Nordhorizont. Dort lagen die nahen Wolken im Schatten während die weit entfernten Wolken in einem gelblichen Licht erstrahlten. Insgesamt war die Annäherung des Mondschattens nicht so markant wie in Chile, was mit der Zenit-nähe der Sonne zu erklären ist. Die Fliegenden Schatten waren auch noch lange nach der Totalität sichtbar, weil wegen des großen Mondschattens der Kreisbogen der austretenden Sonne zunächst sehr kurz blieb. Selbst 2 min nach der Finsternis waren unverhofft noch schwache fliegende Schatten zu erkennen. Venus und Jupiter standen links und rechts der Sonne und waren leicht zu sehen. Die Korona zeigte im Teleskop eine reiche Struktur. Im Norden waren noch Büschel der Polstrahlen zu sehen.

Der längsten Streamer lag auf 10 Uhr. Er hatte max. 2 Sonnendurchmesser Länge. Weitere Streamer gab es auf 9, 7, 5, 4, 3 und 2 Uhr. Es gab also auf der rechten Sonnenseite mehr Streamer als links, dafür waren sie kleiner. Typisch waren etwa 1 bis 1,5 Sonnendurchmesser Länge. Auffällige Verwirbelungen wurden nicht registriert. Es gab aber feine haarige Strukturen.

Die während der Totalität entstandenen Aufnahmen wurden addiert um Koronastrukturen sichtbar zu machen.
Das Ergebnis mit dem 135mm Teleobjektiv blieb unter den Möglichkeiten, weil der Fokuspunkt nicht perfekt getroffen wurde.


Mit dem 72mm Refraktor sind 3 Varianten herausgekommen, einmal für den Innenbereich, einmal für den Außenbereich und einmal gemischt.
Leider stand die Sonne während der Totalität am Rand des Kameragesichtsfeldes. Daher ist ein Teil abgeschnitten. - Als Trostpreis wurde aber genau dadurch der längste Streamer besonders gut erwischt.


Beim Austritt wurden die Kameras wieder mit Filtern versorgt, daher war die Zeit etwas knapp. Die fliegenden Schatten wurden in der Aufregung erst spät registriert. Insgesamt erschien das Seeing nach der Totalität besser. Im 80mm Refraktor waren Mondberge und Granulation sichtbar. Dies war vor der Totalität nicht aufgefallen.

Der Platz leerte sich sehr schnell und bald war neben uns nur noch der hilfreiche Mexikaner vor Ort der die Ausrüstung bis zuletzt mit Strom aus seinem PKW-Motor versorgte. Es gab ein kleines Tänzchen ein paar Fotos und ein paar Umarmungen. Überall gab es nur glückliche Gesichter. Trotz gelegentlicher Zirren hat es an unserem Standort zu keiner zeit eine wesentliche Einschränkung durch Wolken gegeben. Zur Totalität war es perfekt klar.


Wenn man seine Eindrücke beschreibt, bleiben sie besser haften. Während der Finsternis wurde daher die Beobachtung per Handy mitgeschnitten. Das Handy hing in einem Brustbeutel um den Hals und so entstand ein Tondokument. Die Bilder sind eigentlich nur eine Nebensache, transportieren aber gut das Life-Feeling.

Auf der Heimfahrt wurde in Durango noch ein Zwischenstopp für ein Abendessen eingelegt um so dem Finsternisstau zu entgehen.
In der Nacht vor der Finsternis wurde kaum geschlafen und so war während des Essens die Erschöpfung zu spüren.
 


Der Verkehr war nach dem Essen sehr entspannt. Die Mexikaner waren weniger gefahren als erwartet, was an den relativ hohen Mautgebühren der Autobahn liegen könnte. Die 2,5 Stunden Fahrt zwischen Durango und Torreon kosteten jeweils etwa 50 Euro.

Nur wenige Kilometer von uns entfernt beobachtete Andreas Möller mit einer Gruppe des AKM ebenfalls erfolgreich die Sofi. 


Getroffen haben wir uns nicht - doch sahen wir uns 2 Tage später am Flughafen.



Bilder und Videos mit kürzerer Brennweite gibt es auf der nächsten Seite:
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