European Symposium on Occultation Projects (ESOP) 2023

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Die ESOP 2023 fand in Armagh in Nordirland statt. Das dortige Observatorium hat eine große Geschichte. Seit dem 18. Jh wird dort Astronomie betrieben. Obwohl Irland nur 30 durchgehend klare Nächte pro Jahr hat, ist dort astronomisch und meteorologisch großes geleistet worden. Auch heute noch arbeiten dort ein halbes Dutzend hauptamtliche Astronomen für die aktuelle Forschung. Die historischen Instrumente werden kaum noch genutzt, sind aber gut gepflegt und werden zusammen mit einem Planetarium der Öffentlichkeit präsentiert. Im Planetarium fand auch die Tagung statt.

Die Anreise erfolgte über Dublin. Armagh ist fast gleich-weit von Dublin und Belfast entfernt, gehört aber zum nordirischen Teil der Insel.

Beim Anmieten des Autos gab es zahlreiche Ernahnungen zum Linksverkehr:




Zwischen Dublin und Armagh liegt auf halben Wege Newgrange. Die dortigen steinzeitlichen Grabanlagen gehören zu den größten Bauten der europäischen Megalithkultur.
Die Anlage wurde um 3150 v. Chr. erbaut. Sie ist eine der weltweit bedeutendsten Megalithanlagen. In unmittelbarer Umgebung liegen mit Dowth und Knowth zwei weitere bedeutende Grabhügel.

Nachdem im Vorjahr die Dolmen von Viera und El Romeral im andalusischen Antequera besucht wurden, standen die zum gleichen Kultuskreis gehörenden Anlagen von Newgrange weit oben auf der Zielliste.
Leider ist der Zugang zum Weltkulturerbe in Newgrange beschränkt und es gab für den Besuchstag keine Karten mehr. 

So musste man mit einem Besuch des sehr sehenswerten Museums und einem Blick aus der Ferne zufrieden sein.


Die Anlage hat einen Durchmesser von gut 90 Meter. Ein circa 22 Meter langer Gang unter dem Hügel endet in einer kreuzförmigen Grabkammer. Dieser Bereich wurde im Museum 1:1 nachgebaut.

Blick aus der Ferne:


Eine Besonderheit der irischen Megalithkultur ist das zahlreiche Steine mit Spiralmustern verziert wurden. In den Gräbern gibt es freistehende Kopfsteine mit schüsselähnlichen Vertiefungen die ebenfalls verziert sind.

Die Ausstellung gibt einen guten Überblick über das Leben der steinzeitlichen Menschen die als Europas erste Bauern gelten.


Am Nachmittag wurde noch Trim-Castle besucht. Trim Castle ist ein normannisches Kastell aus dem 12. Jahrhundert. Es war und ist das größte normannischen Schloss in Europa. Die Anlage diente dem Film Braveheart als Kulisse.


Ein Poster zeigt wie die Anlage einmal war:

Das Gebäude wurde 1174 errichtet und später um eine Geschosshöhe erweitert. Als Ruine hat sich weitgehend der ursprüngliche Eindruck erhalten. Im inneren gibt es Modelle der 3 Ausbaustufen.


Ab den 13.Jh baute man am Fuß des Turms ein neues Herrenhaus, das nicht erhalten ist. Die alte Burg diente als Lager und kam so über die Zeit. Bei einer Führung kann auf das neu eingezogenen Dach klettern.

Die historische Raumaufteilung ist noch sichtbar, von der Einrichtung existiert aber nichts mehr. 
Die ehemalige Schlosskapelle erkennt man an einer Nische die als Tabernakel diente.

Im Schlafzimmer gab es für die Herrschaft einen eigenen Abort.

Im den Privatgemächern hat sich an einer Wand die Öffnung des ehemaligen Kamins erhalten.


Die ESOP fand im PLanetarium von Armagh statt.


Viele Teilnehmer waren Online dabei:


Am Samstag wurde die ESOP von Konrad Guhl eröffnet. Der erste Redner war Baba Aissa Djounai. Nach der Coronapause war das Wiedersehen mit dem algerischen Sternfreund besonders erfreulich.


 Baba Aissa berichtete u.a. von einer erfolgreichen Beobachtung einer Sternbedeckung durch den Transneptunier Chaos.


Als Ausblick verwies er auf eine Sternbedeckung durch den Kleinplaneten 16-Psyche. Die Bedeckung erfolgt am am 8.10.2024.

Der Zielstern HD197187/HIP102217 hat 7,3mag. Der Schattenpfad wird u.a. den 1,7km großen Krater von Madna überstreichen. Im Oktober ist es in der Wüste nicht mehr so heiß und die steinzeitlichen Reliefs in Süd-Algerien stehen schon länger auf der Zielliste....Das könnte eine interessante Kombination werden!

Das Observatorium in Algier hat einen 80cm Spiegel:


Tim Haynes berichtete über die Meldeprozedur bei Beobachtungen.


Ein weiterer Vortrag handelte von Sternbedeckungen durch Kometen. In den letzten Jahren gab es mehrere Treffer bei Schwassmann-Wachmann-3 dessen Kerngröße auf 60km bestimmt werden konnte. Am 3.2.24 gibt es die nächste Bedeckung. Sie soll verkehrsgünstig in Norditalien stattfinden!

Sven Anderson berichtete über SODIS. Dies ist das Nachfolgeprogramm von Euraster für die Bedeckungen durch Kleinplaneten. In den ersten 8 Monaten wurden schon fast 500 positive Meldungen erfasst.


Carles Schnabel berichtete von einer erfolgreichen Leona-Sternbedeckung. Der Pfad für die Beteigeuze-Bedeckung am den 12.12.23 konnte damit sicher fixiert werden. Die Zentrallinie läuft minimal südlich von Corduba nach Alicante. Den genauen Pfad gibt es unter: https://lesia.obspm.fr/lucky-star/occ.php?p=124370 .Dort bitte runterscrollen! Eine weitere genaue Karte von Carles Schnabel gibt es unter: https://google.com/maps/d/u/2/edit?mid=1litFRSEU6DuXqaaUhVdMqb-AWJQBlyM&usp=sharing

Zahlreiche Videos gibt es am Seitenende von http://betelgeuse.proam-gemini.fr/#en

Die spanische Kampagne wird koordiniert unter: https://discord.gg/svNaSpys
Auch eine italienische Kampagne wurde vorgestellt.


Anna Marciniak präsentierte neue Ergebnisse aus Ihrem Projekt über Slow-Rotators.

Die nächste ESOP ist für den 23.-27.8.24 in Stuttgart geplant.


Am Sonntag Nachmittag endete die ESOP rechtzeitig um das nur wenige Kilometer von Armagh entfernte Navan-Fort zu besuchen. Der Ort ist höchstwahrscheinlich mit Emain-Macha identisch, der überlieferten Hauptstadt von Ulster in den alt- und mittelirischen Sagen. Navan-Fort soll im Jahre 332 n. Chr. zerstört worden sein. Das Navan Center zeigt in der Dauerausstellung die Geschichte und die Legenden dieses Platzes.


Erhalten hat sich eine Doppelwallanlage auf einem Hügel. Das ist wenig spektakulär.

Interessant ist dagegen die Rekonstruktion des Siedlungsplatzes, an dem 2 muntere Iren einige Legenden erzählten und die damalige Lebensweise demonstrierten.



Am Montag wurde die Stadt Armagh besichtigt. Die geringe Einwohnerzahl von 15.000 täuscht über die große historische Bedeutung hinweg. Armagh war die erste kirchliche Hauptstadt Irlands im 5. Jahrhundert. Der heilige Patrick soll den Ort 445 gegründet haben, als er in der Gegend eine Steinkirche errichtete und diese Kirche als Hauptkirche Irlands bestimmte.

Bis heute ist der Erzbischof von Armagh das Oberhaupt der Kirche von GANZ Irland. Es ist sowohl der Sitz des anglikanischen als auch des römisch-katholischen Erzbischofs. Zwischen 831 und 1013 wurde Armagh zehnmal von den Wikingern geplündert. Das Machtzentrum der Insel verlagerte sich danach in den Süden. Da es 2 Bischöfe gibt, gibt es auch 2 Kathedralen. Beide Kathedralen sind dem irischen Nationalheiligen St. Patrick geweiht.


Die St Patrick’s Cathedral der Church of Ireland stammt aus dem Jahr 1268 und wurde 1834 restauriert. Das Gebäude wirkt eher protestantisch bescheiden, steht aber auf dem höchsten Hügel der Stadt. Das historistisch, klassizistische Innere hat kaum noch etwas vom Mittelalter.

Die Ausstattung stammt überwiegend aus dem 19. Jahrhundert. In der Kirche steht der Rest eines stark verwitterten keltischen Kreuzes aus dem 11 Jh. Ein Marmorbüste und ein Fenster erinnern an den bedeutenden Erzbischof Richard Robinson der u.a. das Observatorium und die historische Bibliothek erbauen ließ.

Aus dem 17. Jh ist dieser schön geschnitzte Bischofsstuhl:


Die Robinson Bücherei wurde als nächstes besucht. Ein tolles Gebäude mit einer wunderbaren alten Bibliothek.

Das Personal ist wirklich sachkundig. es gibt u.a. eine originale Erstausgabe von Gullivers Reisen mit Anmerkungen des Autors. Präsentiert wurden uns einige alte astronomische Kalender sowie Erstausgaben der Principia Mathematica von Isaak Newton.

Die Bücherei ist wie das Observatorium seit über 200 Jahren eine finanziell unabhängige Institution. Erzbischof Robinson hatte sie weitblickend mit Grundbesitz ausgestattet, aus dessen Verpachtung sich die Bibliothek bis heute finanziert.

Einer der Bischöfe sammelte prähistorische Artefakte.


Die römisch-katholische St.-Patricks-Kathedrale wurde im Jahr 1840 begonnen und 1904 geweiht. Sie ist eine der größten Kirchen Irlands und steht auf dem zweithöchsten Hügel der Stadt.

Die Kirche ist in einem prächtigen neogotischen Stil gestaltet. Das Geld kam aus ganz Europa. Auch der Kaiser von Österreich überreichte ein Geschenk. Die neogotischen Glasfenster stammen aus Deutschland. Die Orgel soll über 4000 Pfeifen besitzen. Die Wände sind komplett mit Mosaiken überzogen.


Im Stadtmuseum waren stein- und bronzezeitliche Artefakte zu sehen:




Das letzte Ziel war das Armagh Observatory. Das Observatorium wurde 1790 vom Erzbischof Richard Robinson, 1. Baron Rokeby, gegründet. Es verfügt über ein Planetarium in dem eine Ausstellung seine Geschichte dokumentiert. Ein Highlight war die Erstellung des NGC unter Dreyer.


In der Ausstellung gibt es auch einige Meteoriten.

Kurios ist das Modell eines Teleskops von Galilei mit dem erste Anblick des Saturnrings simuliert wird.

Die Briten lieben Devotionalien berühmter Persönlichkeiten. Dazu zählt ein Okular der Astronomin Annie Jump Cannon. Bekannt wurde sie durch den Merksatz "Oh, Be A Fine Girl – Kiss Me!", welcher Generationen von Astronomen die Reihenfolge der Spektralklassen O,B,A,F,G,K,M beigebracht hat.

Cannon klassifizierte mehr als 400.000 Sterne nach dem von ihr entwickelten Spektralklassensystem.

Die Bibliothek des Observatoriums besitzt ein Exemplar des ersten fotografischen Mondatlas:





Toll sind natürlich auch die historischen Instrumente:


Der Tag endete mit dem ´Social Dinner´:



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